Der autobiografische Roman "Für immer seh ich dich wieder", erschienen 2025 im Suhrkamp Verlag, handelt von einem jungen Paar, das sein erstes Kind wenige Wochen vor dem Geburtstermin verliert. Der Fötus war ausgereift, wurde aber durch eine seltene Anomalie in der Gebärmutter nicht mehr versorgt. Charlotte und Yannic hatten sich auf ein neues Leben als Familie gefreut. Doch dann ereignet sich die Katastrophe, ihr Sohn, Gustav Tian Ming, kommt tot zur Welt. Der Schriftsteller beginnt aufzuschreiben, was um ihn her geschieht. Es ist ein Versuch zu begreifen, was ihnen widerfahren ist, eine Sprache zu finden für die Trauer und den Schmerz, aber auch für die Wärme und Liebe, die sich darin verbirgt, so die Stiftung Ravensburger Verlag.
Das sehr persönliche Buch von Yannic Han Biao Federer reiche weit über die private Katastrophe hinaus, wird die Entscheidung für den Preisträger begründet. Der hochliterarische Text greife einerseits ein gesellschaftliches Tabuthema auf und zeige zugleich, wie stark der Zusammenhalt einer Familie sein kann. Die verwaisten Eltern stellen sich dem Tod ihres Kindes und bilden mit Gustav Tian Ming eine Familie. Auch der Halt durch die eigenen Eltern, die Geschwister, weitere Verwandte und Freunde spiele eine wichtige Rolle, das junge Paar fühlt sich in ein stabiles soziales Gefüge eingebettet. "In ästhetischer Hinsicht ist diese Erzählung bemerkenswert, der Autor berichtet das Ereignis nicht mit konventionellen Mitteln, sondern ringt von Anfang an um eine angemessene künstlerische Form. Dies gelingt ihm mit Bravour. Obwohl lebenslang eine Narbe zurückbleiben wird, blickt das Paar am Ende der Geschichte getröstet und hoffnungsvoll in die Zukunft."
Yannic Han Biao Federer wurde 1986 im südbadischen Breisach als Sohn eines chinesischen Indonesiers und einer Deutschen geboren. Er studierte Germanistik und Romanistik in Bonn, Florenz und Oxford. Mit dem Roman "Und alles wie aus Pappmaché" debütierte er 2019, es folgte 2022 der Roman "Tao". Für seine Prosaarbeiten wurde Federer mit dem Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg, Förderpreisen und Arbeitsstipendien ausgezeichnet. Preisgekrönt sind auch seine Theaterstücke "Drive in" und "Asiawochen". Zwei Jahre arbeitete der Autor im Literaturhaus Köln, aktuell ist er Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Bei der Auswahl des Buchpreises lässt sich die Stiftung von Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2025 waren dies Uwe Wittstock (Literaturkritiker und Buchautor), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Cornelia Geißler (Berliner Zeitung), Mareike Fallwickl (Literaturbloggerin und Buchautorin), Michael Riethmüller (Buchhandlung RavensBuch) und Andrea Reidt federführend (Journalistin und Buchautorin).