"Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert", heißt es in der Begründung der Jury zum Georg-Büchner-Preis 2024.
Egger arbeite an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreife und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickele.
."Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben. Eggers Wortkosmos fußt in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft. Am Leitfaden der sinnlichen Wahrnehmung, im Gang über die Wortfelder der deutschen Sprache und ihrer Varietäten schreibt Oswald Egger die große Tradition einer Physiognomik der Naturformen fort, von den Steinen bis zu den Wolken. Die in seinem Werk enthaltene Welt entzieht sich der Verfügbarkeit, so wie seine Textlandschaften auf das Unverfügbare der Kunst verweisen."
Oswald Egger wurde am 7. März 1963 in Lana bei Meran/Südtirol geboren und studierte Literatur und Philosophie in Wien.
In den 1990er Jahren gab er die Zeitschrift "Der Prokurist" sowie die "edition per procura" heraus. Von 1986 bis 1995 kuratierte er die "Kulturtage Lana". 1993 erschien mit "Die Erde der Rede" die erste größere eigenständige poetische Publikation. Heute lebt und arbeitet Oswald Egger als Autor auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss und in Wien. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesis Kunsthochschule in Kiel. 2013 übernahm er die Thomas-Kling-Poetik-Dozentur an der Universität Bonn, 2003 eine Gastprofessur an der Cornell University, Ithaca, New York.