Bestes deutschsprachiges Prosa-Debüt

Rauriser Literaturpreis an Lilli Polansky

5. Februar 2025
Redaktion Börsenblatt

Die Wiener Autorin Lilli Polansky für ihren Debütroman "Gratulieren müsst ihr mir nicht" den mit 10.000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis 2025. Der Förderpreis geht an Anna Neata.

Cover des prämierten Buchs

Der Rauriser Literaturpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, wird jährlich vom Land Salzburg für das beste deutschsprachige Prosa-Debüt im Rahmen der Rauriser Literaturtage verliehen. Die 54. Rauriser Literaturtage finden von 19. bis 23. März statt und stehen diesmal unter dem Motto "Konfliktfelder".

Die Jury (Nicola Steiner, Günther Stocker, Katharina Teutsch) zeichne mit "Gratulieren müsst ihr mir nicht" einen Roman aus, "der vom körperlichen Ausnahmezustand berichtet", heißt es in der Mitteilung zur Preisvergabe: "Mit ihrem Herzschrittmacher, einem Kuriosum für eine Zwanzigjährige, fängt alles an. Doch dann kommt ein medizinischer Notfall zum nächsten. Ein Hirntumor wird diagnostiziert. Und als die Erzählerin eines Tages starke innere Blutungen hat, geht es plötzlich um Leben und Tod. […] Dem erzählerischen Sog, den Lilli Polanskys Coming-of-Age-Geschichte entfaltet, kann man sich kaum entziehen, weil sie in ihrer existentiellen Dimension jeden und jede betrifft."

Polansky, geboren 2001 in Wien, studierte Rechtswissenschaften und seit 2022 Germanistik. "Gratulieren müsst ihr mir nicht" erschien 2024 im Schöffling Verlag.

Förderpreis an Anna Neata

Den Rauriser Förderungspreis 2025 zum Thema "Zuhören" erhält Anna Neata für ihren Text "Es Maedchen fasst sich en Mut und zwä Herzen". Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

Anna Neata habe in ihrem Text "eine Sprache für traumatische Erfahrungen in der Kindheit" gefunden, so die Jury (Agnes Altziebler, Claudia Lehner, Helmut Sturm): "Es berührt, wie die in der Sprachlosigkeit begründete Einsamkeit der Protagonistin durch neu gefundene Worte und Sätze aufgebrochen werden kann. […] Beeindruckend souverän werden dabei verschiedene Referenzsphären wie Religion und Alltagskultur verknüpft. Dass der Tragik auch Komisches abgerungen wird, tut gut. Der Text illustriert die Kraft der Sprache, ist gleichzeitig Sprachkunststück und geglückte Literatur."

Anna Neata wurde 1987 in Oberndorf bei Salzburg geboren. Aufgewachsen in Salzburg und Wiesbaden. Studium der Film- und Theaterwissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 2020 Gewinnerin des Hans Gratzer Stipendiums/Schauspielhaus Wien. Im August 2023 erschien bei Ullstein ihr Romandebüt "Packerl"2024 Abschluss des Masterstudiums Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Programm der Rauriser Literaturtage

Neben Polansky und Neata werden rund 20 weitere Autor:innen bei den Rauriser Literaturtagen erwartet, darunter Kurt Palm, Franzobel, Ronya Othmann und Tijan Sila.

Die bei den 54. Rauriser Literaturtagen eingeladenen Autor:innen sowie ihre Bücher beschäftigen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit derzeit aktuellen Konfliktfeldern. So etwa erzählen sie – nicht zuletzt unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse in der Ukraine und in Nahost – davon, was das Erlebnis des Krieges im Leben und in den Seelen der Betroffenen anrichtet. Ein anderes Thema der ausgewählten Bücher sind die Herausforderungen, vor die uns die gesellschaftliche Migration stellt: die Begegnung mit anderen Kulturen, die Schwierigkeiten der Integration im neuen Umfeld und die Formung persönlicher Beziehungen unter dem Vorzeichen interkultureller Differenz.

Ein besonderer Programmpunkt ist dem Schriftsteller, Künstler und Bergsteiger Bodo Hell gewidmet, der seit Sommer 2024 im Dachstein-Gebiet vermisst wird. Hell war über Jahrzehnte eng mit den Rauriser Literaturtagen verbunden und erhielt 1972 den ersten Rauriser Literaturpreis. Neben einer musikalischen Hommage wird es eine Ausstellung geben, die sich seinem Leben und Werk widmet.