Interview zu Buchmessen

„Ans zweite Publikum denken“

30. März 2021
von Kai-Uwe Vogt

Vor Ort, hybrid oder rein digital? Verlage und Buchhandlungen tun gut daran, bei Messen und Buchmessen einen großen Denkfehler zu vermeiden, sagt Roland Große Holtforth im Interview mit dem Börsenblatt.

Dem Corona-Virus sind auch 2021 die ersten Messeveranstaltungen zum Opfer gefallen. Die Leipziger Buchmesse fällt aus, Leipzig liest setzt jetzt auf kleine Events und Hybrid-Veranstaltungen. Tun Verlage gut daran, sich hier zu beteiligen, oder sollten sie lieber auf Eigeninitiative setzen und rein digital planen?
Da es für Verlage um sehr Wichtiges geht – Sichtbarkeit und Eventerlöse für ihre Autor*innen –, sollte eine seriöse Planung zumindest auch digitale Konzepte beinhalten. Natürlich wäre es großartig, wenn in Leipzig Veranstaltungen analog und/oder hybrid stattfinden könnten. Verlässlich planbar sind aber bis auf Weiteres nur digitale Events. Das Frühlingserwachen der Verbundgruppen Mitte April wird ebenso sicher stattfinden wie das Festival zur Leipziger Buchmesse bei HeldenstückeLIVE.
Strategisch fast noch bedeutsamer ist der Blick auf das „zweite Publikum“. Für digitale Angebote, ob live oder auf Abruf, ist mein Publikum potenziell viel größer als bei einer analogen Veranstaltung. Deshalb werden auch die Buchmessen in Zukunft immer stärker auch digitale Events sein.

Die Entwicklung von funktionierenden Digitalformaten ist schwierig und kostet Geld. Ob Buchhandlung oder Verlag: Wo fängt man bei der Planung am besten an
Wie immer bei der Frage: „Was will ich erreichen?“ Die Ziele bestimmen den Weg – und natürlich bestimmen die eigenen Möglichkeiten auch die Ziele. Vergewissern Sie sich ihrer Stärken – besonderes Setting, große Nähe zu Ihrem Publikum, eine Autorin mit toller Live-Präsenz und großer Social-Media-Reichweite usw. – und entwickeln Sie daraus Ihre Ideen. Es gibt viele spannende digitale Formate und darunter eine Menge, die sich mit vertretbarem Aufwand umsetzen lassen. Die einfachste Regel ist: Versuchen Sie nicht, analoge Events 1:1 digital zu adaptieren. Dramaturgie und Rhythmus sind bei digitalen Formaten andere, Länge kann viel schneller zum Problem werden und die Möglichkeiten der Interaktion mit dem Publikum sind gerade hier grandios. Und wie immer gilt: Machen, machen, machen.

Welchen Stellenwert nehmen Kooperationen ein?
Einen sehr großen! Durch sie lassen sich Reichweiten in der Kommunikation bündeln. Mit Partnern können Sie Know-how und Erfahrungen ebenso teilen wie Kontakte und Kosten für Technik, Honorare usw. Dabei können Kooperationen innerhalb der Branche ebenso produktiv sein wie Netzwerke mit anderen Unternehmen und Institutionen. Verlage und Buchhandlungen stehen für hochwertige Inhalte – das wissen die richtigen Partner zu schätzen.

Worauf können sich die Teilnehmer*innen in Ihrem Webinar „Digitale Events – Schwerpunkt Messen“ am 20. April besonders freuen?
Dass sie Lust bekommen, die Dinge selbst anzupacken; ein Gefühl dafür entwickeln, welche Formate zu ihren Zielen passen; und vielleicht noch stärker spüren, was unsere Branche erreichen kann, wenn sie gemeinsam für die Sichtbarkeit des Buches kämpft – z. B. während der Buchmessen.

Live-Webinar |  20.4.2021
Digitale Events – Schwerpunkt: Messen

Dieses Webinar zeigt anhand aktueller Beispiele, wie Verlage, Autor*innen, Buchhandlungen und Bibliotheken Veranstaltungen digital oder hybrid erfolgreich umsetzen können: für mehr Sichtbarkeit oder als Geschäftsmodell. Schwerpunkt: Formaten und Strategie, mit denen Veranstalter über ein einzelnes Event hinaus erfolgreich sein können.

Anzeige
Sie wollen die Chancen der Digitalisierung nutzen?

-> CRM für Werbevermarktung und Abovertrieb sowie Marketing Automation
-> ERP-Software; neue Content-basierte Geschäftsmodelle; KI für Verlage
-> vorausschauende Organisations- und Technologie-Beratung