"Bleiben Sie uns und unserem Andenken gewogen"

Berenberg Verlag hört auf

25. September 2025
Redaktion Börsenblatt

"Es waren, so viel können wir sagen, gute Jahre. Nun ist es genug", sagt Heinrich von Berenberg. Nach 22 Jahren will er seinen Berenberg Verlag im kommenden Jahr schließen. Er richtet einen emotionalen Dank an seine Autorinnen und Autoren, den Buchhandel, die Leserschaft und nicht zuletzt an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Heinrich v. Berenberg

Heinrich v. Berenberg

Der Berliner Berenberg Verlag wird "voraussichtlich am 31. März 2026 nach 22 Jahren seine Geschäftstätigkeit einstellen", teilt Verleger Heinrich von Berenberg (75) mit. "Es war noch nie einfach, im deutschsprachigen Buchmarkt als kleiner Verlag über einen längeren Zeitraum hinweg zu bestehen, und daran hat sich nichts geändert. Wir haben 22 Jahre nicht nur durchgehalten, sondern, wie wir hoffen, auch zum Vergnügen und zur unterhaltsamen Fortbildung unserer Leserschaft beigetragen. Es waren, so viel können wir sagen, gute Jahre. Nun ist es genug." Bereits im Mai hatte der Verlag eine Herbst-Pause angekündigt, auch um sich zu orientieren. Jetzt folgt die Ankündigung der Schließung. Gründe für diese Entscheidung gebe es, in der Mitteilung wolle er sie nicht ausbreiten.

"Stattdessen möchten wir uns bedanken: in erster Linie bei den Autorinnen und Autoren, die dazu beigetragen haben, dass das Programm des Berenberg Verlags ein internationales Prestige erringen konnte. Viele Übersetzerinnen und Übersetzer haben das ermöglicht. Auch Ihnen gilt unser Dank", so von Berenberg.

Bedanken möchte sich der Verlag zudem "für die Sympathie und Begeisterung der Buchhändler:innen, der Verlagsvertreter:innen und unserer Freundinnen und Freunde in den Medien (auch den sozialen), denen unser halbjährlich angekündigtes Programm und die dann erschienenen Bücher so viel bedeutet haben, dass sie sie gefördert und verkauft haben".

Und Heinrich von Berenberg fährt fort: "Unsere Leserschaft haben wir über die Inhalte, die Form, die Sprache und auch über das mit handwerklicher Expertise verwirklichte Design unserer Bücher gewinnen können." Der Spruch, mit dem der Verlag vor gut zwanzig Jahren auf sich aufmerksam gemacht habe – "Endlich wieder schöne Bücher!" –, sei vielleicht etwas großspurig gewesen. "Aber die schöne – und haltbare – Aufmachung unserer Bücher hat Eindruck und Freude gemacht. Wenn alles gut geht, werden viele der hier erschienenen Bücher unsere Lebenszeit weit überdauern und die Botschaft ihrer Autor:innen in die Zukunft tragen."

Schließlich bedankt sich von Berenberg bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das alles überhaupt erst möglich gemacht hätten: "Sie haben viele Jahre mit kreativer Begeisterung für diesen Verlag gearbeitet, einige von ihnen mehr oder weniger über die gesamte Lebenszeit des Verlags. Worte sind als Dank dafür zu wenig."

Die Nachricht kommt gerade jetzt, wo Christine Wunnicke mit ihrem bei Berenberg erschienenen Roman "Wachs" auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2025 steht. "Jetzt sehen wir zu, ob unsere Autorin Christine Wunnicke noch den Buchpreis gewinnt, und dann stoßen wir an – auf jeden Fall!", sagt Heinrich von Berenberg.

Egon Ammann habe 2010 den schönen Satz geäußert: "Man kann den Stab weiterreichen. Man kann ihn aber auch vergraben." Und der Verleger schließt: "Bleiben Sie trotzdem uns und unserem Andenken gewogen."