Interview zum Jahreswechsel (3): Sabine Dörrich und Ulrike Kleinhans

"Die Attraktivität von Buch-Berufen lässt nach"

8. Dezember 2021
von Christina Schulte

Die passenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden, wird für die Buchbranche immer schwerer. Fachkräftemangel ist dabei nur ein Aspekt, auch die Rahmenbedingungen gefallen nicht allen potenziellen Kandidaten. Die Personalexpert*innen Sabine Dörrich und Ulrike Kleinhans verraten, wie der Personalnot 2022 begegnet werden kann.

Welche Stellen in der Buchbranche werden 2022 am schwierigsten zu besetzen sein und warum?
Auf jeden Fall bleiben Digital-Stellen eine große Herausforderung, weil hier die Verlage mit vielen anderen Branchen in direkter Konkurrenz stehen, oft jedoch nicht die geforderten Rahmenbedingungen bieten. Ähnlich verhält es sich bei der Suche nach Content-Spezialist*innen für technische oder juristische Fachverlage.
Wir müssen uns aber insgesamt auf schwierigere Zeiten im Personalmarkt einstellen. Zum Fachkräftemangel durch den demografischen Wandel kommen in unserer "weiblichen" Branche die Ausfälle durch Familienzeiten hinzu und auch ein Nachlassen der Attraktivität von Buch-Berufen bei jungen Menschen. Die Corona-Pandemie setzt dem Ganzen durch gesunkene Wechselbereitschaft sprichwörtlich die Krone auf. 

Welche Konsequenzen werden sich ergeben, wenn dringend benötigte Stellen nicht besetzt werden können?
Der Fachkräftemangel ist ganz klar eine Wachstumsbremse. Gerade der Ausbau neuer digitaler Geschäftsfelder, mit denen Verlage sich für die Zukunft aufstellen wollen, gerät ins Stocken, wenn die qualifizierten Mitarbeiter*innen fehlen. Hinzu kommt eine Mehrbelastung der Stammbelegschaft, die solche langen Vakanzen irgendwie überbrücken muss.

Was können Sie persönlich mit Ihrer Beratung tun, um den Personalmangel zu lindern?
Wir werfen unsere Netze weit über die Branchengrenzen hinaus aus, denn anders geht es ja gar nicht mehr, wenn man zum Beispiel Digitalprofis, Online-Marketer oder Steuerfachexpert*innen für Fachlektorate sucht. Der Recruitingaufwand ist dadurch zwar enorm gestiegen, aber dafür gelingt es uns in den allermeisten Fällen, auch sehr anspruchsvolle Vakanzen erfolgreich zu besetzen. Unsere Aufgabe besteht jedoch nicht nur in der Suche, sondern auch darin, unseren Kunden die Schnittmengen der Qualifikationen aufzuzeigen, denn branchenfremde Kandidatenprofile sind für Verlagsmenschen manchmal schwer einschätzbar. Da wir den Personalmarkt gut kennen, beraten wir unsere Kunden außerdem darin, ihre Rahmenbedingungen anzupassen, etwa bei Gehalt, Incentives und Remote Work. Zudem engagieren wir uns ehrenamtlich seit vielen Jahren in der Nachwuchsförderung.

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