IPA-Kongress mit offizieller Erklärung

Für ein florierendes Ökosystem von Wissen und Kultur

19. Dezember 2024
Redaktion Börsenblatt

Anfang Dezember hat sich die International Publishers Association zu ihrem 34. Kongress getroffen – während der Buchmesse im mexikanischen Guadalajara. Zu den Kernthemen Nachhaltigkeit, Meinungsfreiheit und Künstliche Intelligenz gab es auch eine offizielle, gemeinsame Abschlusserklärung.

Gruppenbild der Kongressteilnehmer auf dunkler Bühne

Die 250 Teilnehmer:innen beim IPA-Kongress

"Innovation, Austausch, Kompromiss"

Die IPA vertritt 101 Organisationen aus 81 Ländern – in Mexiko kamen 250 Delegierte aus aller Welt zusammen (eine Zusammenfassung des Programms lesen Sie hier). Ein wichtiger Programmpunkt: Die Verleihung des Prix Voltaire, der in diesem Jahr an den palästinensischen Verleger und Buchhändler Samir Mansour ging.

Ob vor, während oder nach einem Konflikt: Verlage würden eine „monumentale Rolle“ spielen, so Kristenn Einarsson, der bei der IPA dem „Freedom to Publish Committee“ vorsitzt: „Frieden ist nur in einer Gesellschaft möglich, die auf Bildung setzt, die den Austausch unterschiedlicher Ideen wertschätzt und die Innovation, Austausch und Kompromiss fördert.“

"Wir werden weiter verlegen und drucken"

Mansour dankte mit einer Videobotschaft für die Auszeichnung, die mit 10.000 Schweizer Franken verbunden ist, und schilderte, dass seine Buchhandlung im Gaza-Streifen nach 2021 im aktuellen Konflikt zum zweiten Mal zerstört worden sei. Dennoch werde er die Arbeit fortsetzen. Ganz gleich wie schwierig die Bedingungen im Gaza-Streifen derzeit auch seien: „Wir werden weiter verlegen und drucken.“

Ein Sonderpreis ging posthum an die ukrainische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Victoria Amelina, die nach einem russischen Raketenangriff im Juni 2023 ihren Verletzungen erlegen ist, im Alter von 37 Jahren. Seit Beginn des Angriffskrieg auf die Ukraine hatte Amelina russische Kriegsverbrechen dokumentiert.

 Oleksandra Matviichuk nimmt die Ehrung für Victoria Amelina entgegen

Menschenrechtsanwältin Oleksandra Matviichuk nahm die Ehrung für Victoria Amelina entgegen.

Die gemeinsame Erklärung

Die Freiheit des Wortes spielt auch in einer gemeinsamen "Guadalajara Erklärung" eine Rolle, die auf dem Kongress verabschiedet wurde.

In der Erklärung verpflichtet sich die IPA dazu:

Das Urheberrecht zu stärken

Der Zukunftspakt der Vereinten Nationen (UN) unterstreicht den Schutz von Wissen und die Förderung einer nachhaltigen Zukunft. Verleger müssen weiterhin das Urheberrecht als Grundlage für ein florierendes Ökosystem von Wissen und Kultur schützen und stärken.

Die Publikationsfreiheit zu fördern

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist das Grundrecht eines jeden Menschen verankert, seine Meinung zu äußern und Zugang zu Informationen zu erhalten. Verleger haben die Pflicht, die Publikationsfreiheit als Eckpfeiler der Demokratie, der geistigen Freiheit und des kulturellen Austauschs zu schützen und andere dabei zu unterstützen, die die Lese- und Meinungsfreiheit schützen. Wir müssen für die Freiheit des Publizierens eintreten, insbesondere wenn sie durch staatliche Eingriffe in die Bildung bedroht ist.

Verantwortungsvoll mit Technologie umzugehen

Wir haben erlebt, wie sehr die digitale Technologie den Informationsaustausch verändert hat. Als Verleger begrüßen wir den Fortschritt, den die Technologie bringt, erkennen aber auch die Herausforderungen. Um das Vertrauen in das Wissen zu stärken, das für die Zukunft unerlässlich ist, müssen Verlage den verantwortungsvollen Einsatz von KI fördern und sich für transparente, rechenschaftspflichtige digitale Praktiken einsetzen, die den kreativen Prozess und das geistige Eigentum schützen, sowie die Globalen Grundsätze der UN für die Integrität von Informationen unterstützen.

Nachhaltigkeit voranzutreiben

Wir stehen vor komplexen Herausforderungen, vom Klimawandel über soziale Ungleichheiten bis hin zu Kriegen. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung geben einen Handlungsrahmen vor, und Verlage haben eine einzigartige Rolle, wenn es darum geht, sich für die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung einzusetzen und diese voranzubringen. Verlage müssen die Nachhaltigkeit vorantreiben, und wir verpflichten uns zu einem nachhaltigen und integrativen Verlagsumfeld.

Zusammenarbeit und Partnerschaft zu stärken

In einer zunehmend komplexen und gespaltenen Welt sehen wir die Notwendigkeit, Partnerschaften und Kooperationen über Regionen hinweg und auf internationaler Ebene zu stärken. Die IPA ist sich der Rolle bewusst, die sie bei der Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Beweglichkeit der Branche spielt, insbesondere in Regionen wie Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten.

Wir verpflichten uns zum Handeln

Diese Erklärung fasst eine gemeinsame Agenda zusammen, aber wichtig ist auch, dass wir uns selbst in die Verantwortung nehmen. Die Verleger müssen Systeme und eine Infrastruktur entwickeln, um die Märkte zu beobachten und von den Fortschritten in den oben genannten Bereichen zu berichten.

Bilder aus Guadalajara

Gruppenbild mit Juergen Boos, Chef der Frankfurter Buchmesse

Juergen Boos, Chef der Frankfurter Buchmesse, Marisol Schulz von der Gudalajara Book Fair, die neue MVB-Chefin Meike Knops und Ed Nawotka von Publishers Weekly (v.l.)

Sylvie Forbin (WIPO) am Rednerpult

Sylvie Forbin, bei der World Intellectual Property Organization,kurz WIPO, für Urheberrecht und Kreativindustrien verantwortlich

Zwei von drei Panels mit deutscher Beteiligung

Panel mit vier Rednern auf der Bühne

Panel mit Jessica Sänger vom Börsenverein (l.) und Silke von Lewinski (2.v.l., Max-Plank-Institut fur Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht, München)

Podiumsrunde auf der Bühne

Panel zum Thema Barrierefreiheit: mit Expertin Laura Brady, Kristina Kramer vom Börsenverein, Elisa Molinari (Fondazione Lia), Ana Maria Bermudez Salomón (Penguin Random House Mexico, v.l.)

Der IPA-Kongress findet alle zwei Jahre statt. 2026 trifft sich der Dachverband der Verlage in Kuala Lumpur, Malaysia.

Die Originalfassung der Deklaration als PDF