Die Erwerbung des umfangreichen Bestands wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, der Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth über einen Sonderetat des Deutschen Bundestags, der Wüstenrot Stiftung und von privaten Spendern, wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) mitteilt. Die vielfältigen Spuren, die deutschsprachige und internationale Autorinnen und Autoren im Archiv des Verlags hinterlassen haben, seien von größtem literatur-, kultur- und ideengeschichtlichem Wert. Sie machen das Hanser-Verlagsarchiv zu einer zentralen Quellensammlung für die Literatur- und Buchhandelsgeschichte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts.
Unter den Autorinnen und Autoren des Archivs finden sich Nobelpreisträger wie Elias Canetti, Herta Müller, Tomas Tranströmer, Mo Yan, Orhan Pamuk, Patrick Modiano, Seamus Heaney und Derek Walcott sowie weitere wichtige Stimmen der Gegenwartsliteratur, etwa John Ashbery, Umberto Eco, Per Olov Enquist, Wilhelm Genazino, Julien Green, Zbigniew Herbert, Philippe Jaccottet, Milan Kundera, Günter Kunert, Claudio Magris, Libuše Moníková, Oskar Pastior, Philip Roth, W.G. Sebald, Susan Sontag, George Steiner, Botho Strauß und Adam Zagajewski. Für die Karriere all dieser Autorinnen und Autoren war der Hanser Verlag mit seinem internationalen Renommee von entscheidender Bedeutung. Das Hanser-Verlagsarchiv ergänze mit seinen Korrespondenzen, Manuskripten und Materialien zur Entstehung und Verbreitung von Werken die Sammlungen des Deutschen Literaturarchivs aufs Beste.
Mit der Übergabe seiner Archive folgt der Münchner Hanser Verlag anderen maßgeblichen Verlagen wie Rowohlt, S. Fischer, Suhrkamp und Insel, deren Archive bereits seit vielen Jahren vom DLA betreut werden. Die Überlieferung ist weitgehend vollständig und gut sortiert: Insgesamt haben die Hanser-Archive einen Umfang von circa 2.500 Marbacher Archivkästen (ein Kasten entspricht ungefähr zwei Aktenordnern).
Mit den Archiven des Hanser Verlags und der Zeitschrift "Akzente" können die Fragen nach Produktion und Rezeption von Literatur, die im Kern der Forschungsinteressen des DLA stehen, systematisch in einem internationalen Kontext bearbeitet und damit neue Perspektiven eröffnet werden. Im Zuge der Forschungslinie "Wie Literatur entsteht – Literatursoziologie" des DLA, die u.a. auf die 53 Verlagsarchive in Marbach zurückgreift, soll gemeinsam mit universitären Partnern untersucht werden, wie Literatur über die Landes- und Sprachgrenzen hinweg transferiert wird. Dafür werden am neuen Bestand Projekte und Tagungsformate sowie öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen entwickelt. Die Erschließungsarbeiten sollen zügig mit einem Kernbestand von ca. 600 Archivkästen beginnen, der die wichtigsten Korrespondenzen der Verlagsleitung und der Lektorate umfasst.
Der 1928 in München gegründete Carl Hanser Verlag gehört zu den wenigen mittelständischen Verlagen, die sich nach wie vor in Familienbesitz befinden. Im Nachkriegsdeutschland wurde er zunächst mit hervorragenden Klassiker-Ausgaben populär und gewann mit seinem literarischen Programm besonders in den vergangenen vierzig Jahren immer mehr an Bedeutung. Heute gilt Hanser als einer der führenden Verlage für anspruchsvolle Literatur, Sachbücher und Lyrik.