Der Traumfänger Verlag hört auf

"Wir werden immer wieder angegriffen"

12. September 2022
von Börsenblatt

Der Traumfänger Verlag, der Bücher zum Thema "Indianistik" veröffentlicht, zieht die Reißleine: Zum Jahresende erfolgt die Umwandlung von einer GmbH & CoKG zu einem reinen Hobbybetrieb – also quasi das Aus des Verlags. Ein Grund sei auch die Diskussion um "kulturelle Aneignung".

Logo (Screenshot von der Website)

Das hatte der Verlag mit Sitz in Hohenthann-Schönau bereits in seinem Frühjahrsrundbrief 2022 angekündigt, jetzt erfolgt in einem weiteren Brief auf Facebook – betitelt: "Der Traumfänger Verlag hört auf..." – an die Leser eine ausführliche Begründung. 

Angeführt wird etwa die mangelnde Sichtbarkeit als Grund: "Drei Jahre Corona und die damit verbundene Absage der Leipziger Buchmesse haben bewirkt, dass Neuerscheinungen nicht beworben werden konnten." Grossisten hätten die Verlagstitel teils "aussortiert", so ein Vorwurf, damit würden auch gerade erst erschiene Bücher als "vergriffen" gelten.

Und die Diskussion um das "I-Wort" bewirke, dass der Buchhandel die Bücher nicht bestelle – weil sie politisch nicht korrekt seien, meinen die Traumfänger. "Im Prinzip müssten wir viele Bücher vernichten, umschreiben und neu publizieren – wozu uns einfach das Geld fehlt." Da helfe auch keine Aufklärung. Trotz groß angelegter Werbekampagnen würden die Übersetzungen indigener Literatur nicht bestellt. Diese Literatur sei von Anfang an das Hauptanliegen des Traumfänger Verlags gewesen. "Wir werden diesen Autoren einfach nicht gerecht, was uns in der Seele wehtut. Daher werden wir keine Übersetzungen mehr tätigen."

Die Diskussion um "kulturelle Aneignung" betreffe auch den Traumfänger Verlag. "Wir werden immer wieder angegriffen, was uns einfällt, solche Bücher zu drucken. Die meisten Kritiker sehen gar nicht, dass wir auch indigene Literatur übersetzen. Das nervt."

Ein weiterer Grund seien die gestiegenen Druckpreise, jedes Buch sei so ein enormes Risiko, weil man die Preissteigerung nicht an die Leser weitergeben könne. Das Fazit des Verlagsteams: Der Verlag sei zuletzt sehr viel Frust gewesen, also werde es Zeit sich anderen Dingen zuzuwenden.

So geht es weiter:

Zuerst einmal laufe der Betrieb weiter. Aber es werde viele Bücher nicht mehr als Print geben, weil der Verlag ab Dezember keine Auslieferung (und damit auch kein Lager) mehr haben wird. Man werde die Bestände deutlich reduzieren, oder ganz vernichten. E-Books soll es aber weiterhin geben. Und: "Wir werden vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten im Jahr drucken – falls es uns Spaß macht."

Auch für die Autoren seien das einschneidende Veränderungen, der Verlag werde ihnen die Rechte an ihren Titeln zurückgeben.

"Wir sind nicht gram über diese Entscheidung", so die Traumfänger. "Der Buchhandel hat sich einfach in den letzten drei Jahren zu unseren Ungunsten verschlechtert." Sie danken allen Lesern und schließen: "Bleibt Rebellen und lest / verschenkt hin und wieder ein 'Indianerbuch'. Pilamayaye!"