Ausbildung im Verlag

"Ganz viele Volontariate in der Branche taugen nichts"

14. November 2022
von Veronika Weiss

Das Gütesiegel für Volontariate wurde gerade zum siebten Mal vergeben. Was bewirkt es und wie werden die Angaben überprüft? Antworten von Gütesiegel­trägern und dem prämierenden Verein Junge Verlags- und Medienmenschen. 

Seit der erstmaligen Verleihung 2018 wurden 15 Unternehmen aus der Buchbranche mit dem Gütesiegel für Volontariate ausgezeichnet. Was hat sich inzwischen getan? Ist eine Verbesserung der Bedingungen messbar? Tobias Mohr, AG Nachwuchsrechte bei den Jungen Verlags- und Medienmenschen (JVM), antwortet verhalten auf die Frage, ob sich die Bewerbungslage fürs Gütesiegel in den vergangenen Jahren verbessert hat: Anzahl wie Qualität seien eher gleichbleibend. Eventuell sei das Corona zuzuschreiben. Man hoffe für die Zukunft auf noch mehr Interesse und Sichtbarkeit und dadurch bessere Volontariate in der Branche. 

Für die AG Nachwuchsrechte steht allerdings fest, dass das Gütesiegel schon viel bewirkt hat. Es habe Fälle gegeben, wo nach einer Phase skandalös schlechter Behandlung der Volontär:innen und einem medialen Aufschrei alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden und man sich dadurch das Gütesiegel verdient habe, erzählt Mohr. Und er wird sehr deutlich, wenn er ausführt, »dass ganz viele ­Volontariate in der Buchbranche wenig oder nichts taugen, dass es Ausnutzung von Nachwuchskräften gibt, die volle Arbeit für geringes Gehalt leisten, ohne Ausbildungsgedanken dahinter. Es gibt immer wieder Unternehmen, mitunter kleinere Verlage, bei denen zwei oder drei Volontär:innen arbeiten, einige Praktikant:innen und nur ein oder zwei Festangestellte – und dann brüstet man sich damit, dass der Nachwuchs so ­wichtig ist.« Die prekäre wirtschaftliche Situa­tion der Verlage sei eine Sache, aber auch der Nachwuchs müsse über die Runden kommen. Den Weg der Empörung wolle man aber nicht gehen, so Mohr, sondern den der positiven Verstärkung durch das Gütesiegel. 

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