Young Publishing Professionals in Brussels

"Gelegenheit, um sich gegenseitig zu inspirieren"

28. Juli 2022
von Börsenblatt

In Brüssel fand auch in diesem Jahr auf Einladung des europäischen Verlegerverbands FEP das Programm "Young Publishing Professionals in Brussels" (YPPiB) statt. Aus Deutschland waren Alix Fine von Delius Klasing und Marina Ostermair von Matthes & Seitz Berlin dabei. Was beide vom diesjährigen Programm für ihr Leben und für den Arbeitsalltag mitnehmen, lesen Sie hier.

Alix Fine, Benjamin Feyen (CCFG) und Marina Ostermair

Alix Fine, Rechte & Lizenzen, Delius Klasing Verlag:

"Die Teilnahme an dem Programm „Young Publishing Professionnals in Brussels (YPPiB) 2022“ war sowohl in beruflicher, als auch in persönlicher Hinsicht sehr bereichernd.

Das Programm bot mir die Gelegenheit, zu erfahren, wie die Verlagsbranche auf europäischer Ebene vertreten ist, mich über die aktuellen Herausforderungen der Branche zu informieren und viele Fachleute aus Politik, Verbänden und europäischen Verlagen kennen zu lernen.

Durch den Austausch mit den MitarbeiterInnen des Europäischen Verlegerverbands konnte ich ihren Tätigkeitsbereich und ihre Rolle verstehen, vor allem, dass sie unverzichtbare Akteure bei der Verteidigung und Vertretung der Interessen des Buchsektors auf europäischer Ebene sind. Die Begegnung mit ihnen und anderen Personen aus der Welt der Politik wie Abgeordneten, ihren Assistenten oder Lobbyisten gab mir einen Einblick in ein mir unbekanntes Umfeld.

Die Beiträge und Gespräche, die ich mit ihnen führen konnte, waren spannend und haben mir Lust gemacht, mich regelmäßiger für die internationalen Nachrichten aus der Welt des Verlagswesens und die damit verbundenen Herausforderungen zu interessieren. Diese sind schließlich häufig mit globaleren Fragen verbunden, die mit der Welt, in der man leben möchte, zusammenhängen. Ich denke dabei insbesondere an den Schutz des Urheberrechts im Zeitalter der Digitalisierung, der die Frage nach der Finanzierung des Kreativsektors und damit nach seiner Aufrechterhaltung und Entwicklung aufwirft. YPPiB hat mir auch bewusst gemacht, dass es durchaus möglich ist, seiner Stimme Gehör zu verschaffen, und dass die europäischen Institutionen, die weit weg von meinem Alltag liegen, letztlich doch zugänglich sind.

Natürlich habe ich auch viel über die Maßnahmen der Europäischen Union im Buchsektor gelernt. Ich denke dabei insbesondere an die Unterstützung von Übersetzungen und die Aufwertung des Übersetzerberufs, das Möbius-Projekt, das sich mit der Vorstellung des Buches von morgen beschäftigt, oder auch an die Einführung der Europäischen Lesewoche, um der jüngeren Generation das Lesen schmackhaft zu machen.

Das Treffen mit Verlagsmenschen aus anderen EU-Ländern und der Ukraine (hier geht es zur Rede von Kateryna Malko aus Kiew) war natürlich eine einmalige Gelegenheit, um sich gegenseitig zu inspirieren, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit, und um den Alltag jedes Einzelnen besser zu verstehen, der für unsere ukrainischen Kollegen leider sehr hart ist. Im Anschluss an das Treffen wurde eine Whatsapp- und Linkedin-Gruppe gegründet, die zukünftig hoffentlich viele Synergien hervorbringen werden!"

Die Teilnehmer:innen des Programms #YPPiB 2022

Marina Ostermair, Presse & Veranstaltungen, Matthes & Seitz Berlin

"Ich hatte mich für die zweite Auflage der Young Publishing Professionals in Brüssel (YYPiB) beworben, weil ich zum einen politisch sehr interessiert bin und zum anderen, weil das Programm die Möglichkeit bietet, mit Young Professionals aus ganz Europa zusammenzukommen – ein Austausch, der seit Beginn der Pandemie und der damit verbundenen Absage von Buchmessen bisher zu kurz gekommen ist.

Die zwei Tage in Brüssel starteten mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir uns bereits untereinander kennenlernen und miteinander austauschen konnten. Gefolgt von einem Nachmittag mit viel Input: Welche Richtlinien und Verordnungen stehen im Europäischen Parlament auf der Agenda, die uns als Branche betreffen? Welche Förderprogramme der Europäischen Union gibt es im Kulturbereich? Wie lässt sich Nachhaltigkeit im Verlagswesen ausbauen?

Mit Verlagskolleg*innen aus Österreich, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Slowakei, Spanien und der Ukraine besuchten wir das Europäische Parlament, wo wir die Möglichkeit hatten einer Sitzung des Kulturausschusses beizuwohnen und mit Abgeordneten und Parlamentsmitarbeiter*innen ins Gespräch zu kommen und uns mit ihnen über die Schwierigkeiten und Chancen unserer Branche zu unterhalten.

Ich war zunächst erstaunt vom großen Interesse der Parlamentsmitglieder an unserem Arbeitsalltag, doch habe ich erfahren, dass unsere Perspektiven für die Arbeit in Brüssel relevant sind. Nur durch Beispiele und Erfahrungsberichte werden die konkreten Folgen von EU-Gesetzen sichtbar, und es zeigt sich, wo noch Handlungsbedarf besteht. In diesen zwei Tagen habe ich einen tiefen Einblick in die Arbeit des europäischen Verlegerverbands FEP bekommen und gelernt, wie wichtig es ist sich zu engagieren, um die Rahmenbedingungen unserer Branche zu verbessern.

Besonders bewegend war der Austausch mit den Kolleginnen aus der Ukraine: Olena Odynoka vom Ukrainian Book Institute und Kateryna Malko vom Laboratory Publishing haben uns von ihrer aktuellen Situation berichtet, vom Angriff Putins, der plötzlich alles veränderte und von ihrem Mut und ihrer Kraft, weiterhin Bücher zu machen, um ukrainische Stimmen weithin hörbar zu machen und die kulturelle Vielfalt in Europa zu stärken.

YPPiB war eine tolle Gelegenheit zum Austausch und zur europäischen Zusammenarbeit. Ich danke FEP und dem Börsenverein herzlich, dass Sie mich nach Brüssel eingeladen haben und meinem Verleger Andreas Rötzer, der mich für die YPPiB vorgeschlagen hat."