Börsenverein
BFSG – klingelt da was? Am 28. Juni tritt das Gesetz zur Stärkung der Barrierefreiheit vollständig in Kraft. Das betrifft vor allem die Gestaltung von E-Books und Webshops. Viel Arbeit, aber die Buchbranche darf sich auch auf die Schulter klopfen, denn keine andere Branche hat zusammen mit Betroffenen FAQs und Leitfäden erarbeitet. Eine Börsenverein-Taskforce hat genau das gemacht, und zwar mit dem Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen. Der Verband hat umfangreiches Material und Best-Practices für Verlage und Buchhandlungen zusammengetragen.
Verlage
Seit einer Woche können sich unabhängige Verlage für den Deutschen Verlagspreis 2025 bewerben. Bis zu 80 Verlage werden prämiert. Die drei Spitzenpreise sind mit 50.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet dieses Mal im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt. Schon seit Jahren fordern Verlagsvertreter:innen, der Börsenverein und die Kurt-Wolff-Stiftung eine strukturelle Verlagsförderung statt Preisgelder. Geklappt hat das bislang aber nicht.
Jetzt also auch der EMF Verlag: Im Herbst geht das erste EMF Young & New Adult-Programm an den Start. Im September erscheint mit "House of Bane and Blood" der Auftakt zu einer zweiteiligen Gaslamp-Romantasy. Und mit "Close Protection – Mein Herz in seiner Hand" veröffentlicht der Verlag ein Debüt. Erste Projekte mit deutschsprachigen Autorinnen sind für das Frühjahr 2026 angekündigt. EMF ist mit dem neuen Label in bester Gesellschaft, denn viele andere Verlage sind in den letzten Monaten auch schon auf den New-Adult-Zug aufgestiegen: Kiwi mit Kiwi Sphere, Harper Collins mit Reverie, Carlsen mit Cove und Loewe mit Dark Intense, um nur einige zu nennen. Ein Ende dieser Bewegung ist nicht in Sicht. Währenddessen hat First Mover Lyx eine Kooperation mit IKEA angekündigt: In einem Kölner Möbelhaus können Fans ein Lesezimmer einrichten, außerdem gibt's Tickets zu Lesungen und anderen Events. Die Erlöse werden am Ende gespendet – und zwar für lokale Projekte zur Leseförderung.
Penguin Random House hat den britischen Verlag Wonderbly gekauft. Der preisgekrönte Verlag gilt als weltweit führenden Anbieter personalisierter Geschenkbücher. Rund 150 Titel sind im Programm. Die Bücher werden direkt an Kund:innen in 140 Ländern verschickt. Penguin Random House hat bestätigt, dass sie auch den Geschäftsbereich "Historic Newspapers" übernommen haben. Wonderbly soll auch in Zukunft als unabhängig Verlag agieren innerhalb der Gruppe agieren. Das Team wird wie gehabt von London aus arbeiten.
"Hanni und Nanni" machen weiter: Nach 53 Jahren Hörspiel im Europa Verlag ist der Klassiker von Enid Blyton einfach nicht totzukriegen. Im Herbst erfindet sich die Hörspielserie neu und startet mit neuen Sprecher:innen, Charakteren und einer neuen Bildwelt. Wer Hanni und Nanni in Zukunft die Stimme leiht, ist aber noch ein Geheimnis. Produziert wird im Hörspielstudio XBerg in Berlin unter Leitung von Oliver Rohrbeck. Die bisher 80 Folgen wurden unfassbar oft gestreamt – nämlich mehr als 1 Milliarden mal.
Und sonst?
Wer einen E-Reader oder ein E-Note von PocketBook nutzt, sollte im August nach Updates Ausschau halten: PocketBook erweitert sein digitales Angebot für Bibliotheksnutzer:innen in Deutschland mit der Libby-App von Overdrive. So kommen Hörbücher und E-Paper per Schnittstelle direkt aus der Bücherei auf das Gerät. Der Service ergänzt die Onleihe. Bislang unterstützt nur Pocketbook beide Systeme direkt über die Reader.
Buchhandel
Das Schweizer Buchzentrum und Libri machen gemeinsame Sache bei einem neuen Austauschformat für Buchhändler:innen: Das erste BookLab findet am 26. Juni statt. Thema ist Neukundengewinnung. Dieses Jahr soll es drei Termine für die moderierten Onlinemeetings zur Mittagszeit geben.
Kurz notiert:
- BoD sucht wieder den Buchcoach des Jahres. Letztes Jahr wurden 70 Coaches nominiert und 2.000 Stimmen abgegeben.
- In Deutschland und Österreich wurden gerade die Gewinnertitel im Wettbewerb die Schönsten Bücher bekanntgegeben. Die vollständigen Listen gibt's auf boersenblatt.net.
- Obergass Bücher in Winterthur ist die Schweizer Buchhandlung des Jahres, rüffer & rub aus Zürich der Verlag des Jahres. Das gab der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband SBVV bekannt. Der Preis wird per Publikumsvoting entschieden.
- Die Schriftstellerin Christine Wunnicke wird mit dem Jean-Paul-Preis 2025 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro.
- Der mit 20.000 Euro dotierte Hessische Verlagspreis geht an den Mabuse-Verlag aus Frankfurt. Den Sonderpreis bekommt der Wochenschau Verlag.
- Bis zum 30. Juni können sich bayerische Buchhandlungen wieder für das Gütesiegel "Partner der Schulen für Leseförderung" bewerben.
Es kommt ja immer wieder vor, dass Personen des öffentlichen Lebens im Internet für tot erklärt werden. Am Dienstag hat es die österreichische Autorin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek getroffen, mal wieder. Der Rowohlt Verlag stellte schließlich klar: Alles Quatsch. Jelinek selbst nahm es cool und kommentierte: "Ach schon wieder? Ich lebe doch." Hinter dem Gerücht soll Tomaso Debenedetti stecken. Der hatte Jelinek schon einmal totgeschrieben. Als selbsternannter Medienkritiker hat Debenedetti in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gefakte Interviews und Falschmeldungen in Medienhäusern geschmuggelt, um zu zeigen: Alle schreiben voneinander ab und veröffentlichen News lieber schnell, statt gründlich zu recherchieren.