Bookwire

Publishing and Networking im Frankfurter Literaturhaus

4. Februar 2016
von Börsenblatt
Der Dienstleister Bookwire lud am Donnerstag zum Publishers Day 2016, einem Kundentag unter dem Motto "Next Level Digital Publishing". Heraus kam eine Veranstaltung zwischen Informationsgewinn und Networking Event. 

Der eine oder andere leere Stuhl ließ sich nicht verbergen, als Moderator Leander Wattig die Gäste auf dem 2. Publishers Day im Frankfurter Literaturhaus begrüßte. Die Erklärung dafür folgte prompt, als einer der Bookwire-Geschäftsführer, Jens Klingelhöfer, das Wort ergriff. Der schickte nämlich als erstes augenzwinkernd eine Entschuldigung in Richtung Rheinland und versicherte, dass der nächste Publishers Day nicht noch einmal zum Karneval stattfinden würde. Gut so, denn der Besuch hat sich gelohnt, befanden die Anwesenden beim Small Talk in den Pausen zwischen Vorträgen und Diskussionen.

Thematisch stand die Veranstaltung ganz unter dem Motto „Next Level Digital Publishing“. Was groß klingt, konnten Speaker wie Birgit Hagmann, seit Oktober 2015 Geschäftsleiterin von Tolino Media und Miriam Behmer, Geschäftsführerin von Readfy recht schnell auf den Punkt bringen. Den Anfang machte Birgit Hagmann, die den Tolino-Konkurrenten Amazon ganz genau kennt, weil sie dort vor ihrem Antritt bei Tolino als „Senior Vendor Manager Kindle“ tätig war.

Im Januar 2014 hatte Tolino nach eigenen Angaben einen Markenbekanntheitsgrad von 65 Prozent, im April 2013 lag er noch bei 7,6 Prozent. Die Tolino-Allianz machte sich bezahlt und verzeichnete von 2014 auf 2015 ein Wachstum von 30 Prozent. Zu verdanken sei das auch der engen Verknüpfung mit dem Buchhandel und dem daraus resultierenden Slogan "Der E-Reader des deutschen Buchhandels", so Hagmann. Das Gesamtpaket macht eben sexy. Die Keynote war unterhaltsam und dem immerwährenden Vergleich mit Amazon wurde direkt der Wind aus den Segeln genommen: "Der eine Reader ist gut, der andere Reader auch – und ist zusätzlich noch wasserdicht."

Doch es sollte nicht um Amazon gehen, sondern um die neuen Anforderungen an einen digitalen Markt. Die Buchbranche lernt. Das muss sie auch, wenn sie nicht die Fehler anderer Märkte, man denke nur an die Musikindustrie, wiederholen will. Auch deshalb war Readfy-Geschäftsführerin Miriam Behmer die Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher. Nicht nur die Erfolgsmeldung, dass Werbung in E-Books durchaus angenommen werde – schließlich lebt der Freemium-Anbieter unter anderem davon – lässt die Zuhörer aufleben. Bei Readfy hat man die Abomodelle anderer Branchen genau im Blick: Netflix, Spotify und Co. – branchenferne Konzepte, die sich die Verlage ihrer Meinung nach genauer ansehen sollten, denn der digitale Markt wächst weiter – und damit steigen die Anforderungen an die E-Book-Produktion und mögliche Monetarisierungsstrategien.

Als konkretes branchenfremdes Beispiel machte Behmer eine Exkursion in den Filmmarkt: Obwohl sich die Wachstumsrate bei Film-Abomodellen wie Netflix verringert und durch die steigende Wettbewerbssituation die Preise sinken, steigen die Marktanteile. Abos werden Mainstream, im Film- und Musikbereich sind sie es schon, die Buchbranche wird nachziehen, so Behmer. Und genau hier liegt die Herausforderung für den Markt, denn die Kunden verhalten sich aufgrund der steigenden Digitalisierung weniger tolerant und loyal – die Kundenmeinung wird dank der Komponente "Social Media" zu Chance und Risiko zugleich. Was gefällt, wird mitgeteilt, was nicht gefällt auch. Fazit: Die Branche muss reagieren. Und an dieser Stelle kommt der Gastgeber Bookwire ins Spiel.

Der Dienstleister nutzte einst noch den Slogan "Wir bringen Ihre E-Books in die Shops", doch davon distanzierte sich Geschäftsführer Jens Klingelhöfer lachend: "In der ersten Phase ging es darum, E-Books verfügbar zu machen und eine Vertriebsstruktur aufzubauen. Heute reicht das nicht mehr, denn die Details zählen." Was er damit meint, wurde im weiteren Gespräch deutlich. Klingelhöfer erzählte von der Geschichte des Frankfurter Unternehmens, das er gemeinsam mit John Ruhrmann im Jahr 2009 gegründet hatte. Beide kamen aus der Musikbranche, kannten also den Wandel, der eine schlafende Branche überrollen kann. Vielleicht auch ein Grund, weshalb das Unternehmen stetig wächst und sich erweitert. Nach der Distribution und Vermarktung von E-Books kamen mit der Übernahme des Hörmedienshops und Distributors Claudio auch Hörbücher ins Spiel. Nach dem Launch eines Print-on-Demand-Angebots auf der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr wird Bookwire dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse nun ein neues As aus dem Ärmel ziehen: die "Dynamic Inbook Promotion". Statt statischer Lesetipps soll es, wenn es nach Bookwire geht, zukünftig nur noch dynamische Leseempfehlungen in E-Books geben, die entweder vom Verlag individuell zugeschnitten werden oder über einen Algorithmus gespielt werden – der Link zum Shop darf dabei natürlich nicht fehlen. Alles – wie auch die Keynotes, Workshops und Best-Practice-Beispiele des Tages – ganz unter dem Motto "Next Level Publishing".