Am vergangenen Freitag hat die Verlagsgruppe Random House als erste große Gruppe angekündigt, ab dem Herbstprogramm 2019 keine Papiervorschauen mehr produzieren zu wollen. Wie bereits gemeldet, stellt Random House stattdessen komplett auf das digitale Vorschausystem VLB-TIX um. Seit 2017 sind dort alle 45 Verlage des Konzerns mit ihren Programmen vertreten. Sie stehen für ein Titelvolumen von bis zu 2.500 Büchern pro Jahr. Für Buchhändler ist die Nutzung des Vorschausystems VLB-TIX kostenlos. Alle Novitäten von über 21.000 Verlagen aus dem VLB sind dort hinterlegt.
Sylvia Anderle, Lünebuch in Lüneburg
"Wir haben am Donnerstag von Random House den Brief erhalten und für uns auf die to-do-Liste gesetzt. Unsere Niederlassung, die Buchhandlung Hornbostel, bestellt bereits ausschließlich über VLB-TIX und für Lünebuch ist die Umstellung auch geplant. Wir haben zum letzten Wochenende das Warenwirtschaftssystem umgestellt und sind jetzt auch VLB-TIX-fähig. Damit ist ein großer Schritt getan."
Franziska Bickel, Buchhandlung Vogel in Schweinfurt
"Ganz ehrlich: Mir ist gehupst wie gedupst, wie die Vorschau kommt. Schon heute gibt es ja zwei Mappen von Random House nur noch digital. Ich will im Vorschausystem auch keine Filmchen und Interviews haben, sondern eine reine Liste mit Autorenname und Titel, wie ich sie mir auch jetzt auch schon ziehe. Alles andere ist nicht effektiv, aber es ist natürlich jedem selbst überlassen, wie er das Vertretergespräch am liebsten führt. Meine persönliche Erfahrung ist: Ohne Fisimatenten geht es schneller. Die Umstellung ist endlich ein Signal an die Branche, die alten Zöpfe abzuschneiden. Es gibt Kollegen, die wollen nicht am PC arbeiten, die haben geloost. Aber man muss Standards auch durchsetzen, wenn man welche haben will. Wenn ich alleine daran denke, was wir an Papierbergen entsorgen! Insgesamt sind es neun große Umbreit-Wannen, nicht miteingerechnet sind dabei die Vorschauen von Verlagen, die wir sofort aussortieren, weil wir von ihnen nichts bestellen oder die Vorschauen, die wir doppelt bekommen. Es kommen an einem Tag oft vier Riesenpakete an, manche drei Kilo schwer. Was kostet es, das alles zu drucken, zu verschicken? Was kostet es uns an Zeit, das alles auszupacken? Von der Ökologie ganz zu schweigen, zumal die Vorschauen teilweise foliert sind. Dass VLB-TIX heute noch nicht das ist, was es einmal sein soll, steht auf einem anderen Blatt. Der Vertreter braucht sein System noch, meine Zeit ist mir aber zu schade, mich vorher enthusiastisch vorzubereiten in der Form, wie es der Vertreter an seinem Laptop leicht kann, wenn er die Zahlen und Bestellungen der vorherigen Reisen durchsieht. Dass die freien Vertreter an die MVB eine Nutzungsgebühr zahlen sollen, wie ich beim letzten SoA-Treffen erst erfahren habe, kann ich nicht verstehen. Es wundert mich wirklich nicht, dass sie nicht motiviert sind, sondern beim Thema gleich abwinken.“
Maike Knoff, Buchhandlung Bücherwurm in Wentorf
"Ich kann es absolut nachvollziehen, dass Random House diesen Schritt geht. Es wäre sowieso gut, wenn man bei allen Verlagen Vorschauen und Leseexemplare getrennt voneinander beziehen könnte, denn bei uns wandern (fast) alle Vorschauen direkt in die Tonne. Kollegen, die es nicht gut finden, kann ich verstehen. Was ich nicht verstehe, sind aber viele Kollegen, die es gar nicht ausprobiert haben und mit Argumenten kommen wie: 'Dann kann ich keine Notizen machen' oder 'Ich kann nicht zuhause damit arbeiten'. Das stimmt nämlich gar nicht, im Gegenteil: Ich kann endlich an verschieden, Orten gleichzeitig mit Kollegen an der Vorschau arbeiten und Notizen teilen. Auch zuhause auf dem platten Land läuft es ganz ruckelfrei über Kabel. Seit anderthalb Jahren TIXen wir; seit Herbst machen wir alles über TIX. Nur einige Verlage fehlen uns noch, und auch die Barsortimentsbestellungen machen wir nicht über TIX; Alles andere, schon, die Weiterverarbeitung von Informationen ist jetzt viel effektiver. Natürlich muss man bereit sein, sich damit zu beschäftigen. Als die Warenwirtschafstsysteme vor 20 Jahren kamen, hat ja aber auch nicht gleich alles von vornerein automatisch funktioniert."
Uli Straub, Bunter Bücherladen in Filderstadt-Bernhausen
"Wir arbeiten schone eine Weile mit TIX und können uns durchaus vorstellen, ganz umzusteigen. Die Ankündigung regt uns also nicht maßlos auf. Trotz allem Verständnis finde ich den Schritt sehr gewagt, ich persönlich würde es als Verlag nicht tun! Denn ich glaube nicht, dass man derzeit schon so weit gehen kann: Nicht alle Buchhändler nutzen ja VLB-TIX oder wollen es nutzen. Ihnen wird ein Arbeitsmittel entzogen. Was, wenn sie nun unvorbereitet mit dem Vertreter zusammensitzen?"
Klaus Finke, Buchhandlung Pfister in Krotzingen
"Wir tixen, aber die Abläufe sind noch etwas holprig. Es muss sicher auch bei uns noch einiges passieren. Die Gründe, warum ich die Umstellung gut finde, sind profan: Weniger Papierverschwendung; Es ist sinnvoll alle Vorgänge um die Bestellung elektronisch einzubinden, durch TIX hat man einen besseren Zugriff. VLB-TIX ist für mich ein gutes und rationales Verfahren, es leistet das Wesentliche: Angebot und Bestellungen transparent zu machen. Im Vergleich mit den Papiervorschauen steht Kaufmännische stärker im Vordergrund. Die Einführung von TIX begrüße ich vor allem auch aus folgendem Punkt: Auch die Verlage müssen sich überlegen, wozu die Vertetergespräche eigentlich da sind! Besser als sich über den Tisch nur 3, 5, 7 zuzurufen, wäre es, wenn mehr Zeit bliebe, Veranstaltungen und gemeinsame Aktionen zu planen. Was den Wechsel angeht: Es ist forsch, aber es zwingt andere Marktteilnehmer, sich mit der digitalen Vorschau zu beschäftigen. Wenn Matthes & Seitz damit vorpreschen würde, würden viele wohl nur mit den Schultern zucken. Jetzt kommen nicht nur die Buchhändler, sondern auch andere Verlage in Zugzwang."
Dass durch Vlb-tix bereits eine Vorauswahl von seiten der Verlage getroffen wird und der Buchhändler subtil dazu gebracht wird hauptsächlich bestimmte Bestseller-Titel zu ordern scheint den wenigsten aufzufallen. Verlage, die nicht "tixen" (welch lustiges Wort) fallen dann raus oder deren Vorschauen wandern in den Müll, die sind ja nicht relevant...
Der Einheitsbrei ist vorprogrammiert und, dass die Vertreter für ein System zahlen müssen, welches sie bald abschafft ist der Hohn schlechthin.
Besonders attraktiv ist auch die Darstellung und Präsentation der Titel. Papierqualität, Illustrationen, Typographie all das geht in der glitzernden kalten ach-so-schönen-Digitalwelt verloren.
Wenn dann auch der letzte Vertreter nicht mehr existiert oder vielleicht nur noch als virtuelle Avatar, wird auch der letzte Buchhändler merken, wer hier der wirkliche Looser ist.
Habe vor zwei Jahren begonnen für eine große Kette damit zu arbeiten, war sehr viel Arbeit und wurde wenig honoriert.
Einige haben viel Geld investiert in Tix und wollen, müssen nun endlich Erfolge vorweisen. Es arbeitet noch sehr holprig, wird aber ständig verbessert und ist sicher kein schlechtes Mittel um die Novitäten zu präsentieren.
Was machen denn einentlich noch die Vertreter....wirklich nur die Zahlen 3,5,7 von gegenüber in den Laptop tippen? macht das noch wer?
ist es nicht eher so, dass wir beraten, empfehlen, die heimlichen Bestseller dem Kunden rüberschieben.
Irgendwo den Finger in die Mappe reinhalten und sagen, Halt mal, das ist DER Knüller.
Ja, das kann jemand vom Verlag über Tix auch machen, aber ehrlich, wenn in den Vorschauen, sorry-am Tixomat, schon überall nur Besteller steht, 6 Monate bevor er erschienen ist wird doch alles nur noch zur Reklame.
Und das ganz große Verlagsgruppen eher das Geld für den Außendienst gerne einsparen würden ist auch kein Geheimnis.
Was machen aber die sehr vielen kleine Buchhandlungen die keine guten Breitband Anschluss haben, jedenfalls nicht mit Tix arbeiten...die bekommen nun auch keine Vorschauen mehr von den Super Verlagen.
Die großen Mengen verkaufen ja sowieso nur die Großen Läden! ist das aber so? oder haben die nicht eh alle dasselbe Zeug im Fenster stehen...und kaufen die mittlerweile nicht doch nur nach Rabatten ein?
Die Verlage die jetzt die gedruckte VS abschaffen werden viele Kleinkunden verlieren bzw. die richtig unter Druck setzen sich selber informieren zu müssen. na klar kann dort der Vertreter noch hinschauen, was soll er denn sonst nun noch tun. Und vielleicht sogar Backlist verkaufen.
Ich denke aber, dass es den Verlagen mittelfristig sehr weh tun wird gerade diese Kunden zu verlieren, Kunden die sich was trauen. Kunden die nicht den 100sten Island Krimi auf den Tisch legen wollen sondern das ausgewählte...
Wie auch immer, auch diese Landschaft wird sich verändern. Aber, spätestens wenn die Tix Benützungsgebühr hochgeschraubt wird werden sich viele wieder nach den guten alten Kataloge sehnen.
MF
Gezielt Bestseller bewerben und die kleinen Perlen hintenrunter fallen lassen kann jeder Verlag auch in der Print-Vorschau - bzw. wäre sehr dumm. Es sind ja schließlich "seine" Perlen, auf die man stolz ist, von deren Qualität man überzeugt ist und die man verkaufen will, würde ich meinen?
Und ohne Bestseller auf dem Präsentiertisch kommt auch der kleine inhabergeführte Vollsortimenter kaum aus...ausschließlich von schönen Special-Interest-Monografien mit einer Jahres-LUG von 1 bezahlt sich keine Ladenmiete.
Ich kann auf riesige Katalogstapel, die ich doch größtenteils nur kurz durchblättere, gut verzichten. Da überwiegt für mich die verbesserte Handhabbarkeit (Suchfunktion, Verknüpfung mit dem WWS, schnelle Order mit wenigen Klicks...) die Werbewirkung schöner Print-Anzeigen. Gute Vertreter sollten mir ihre Empfehlungen doch auch problemlos am Bildschirm zeigen können, und sind weiterhin gern gesehen. Unrelevante Vorschauen hingegen hat man auch schon vor VLB-TIX ungelesen entsorgt. Soviel Zeit, um alle sorgfältig zu lesen, hat man einfach nicht.
Inwiefern jetzt auf einmal die Digitalisierung von Verlagsvorschauen, die reine Umschichtung des Contents von Print auf Bildschirm, plötzlich jegliche Qualität in der Literaturlandschaft einstampfen soll, erschließt sich mir also nicht ganz.
Erheblich größere Sorgen bereitet mir die scheinbare Instabilität der Software...gerade ist z.B. das Anmeldeformular offline.
Mein Highlight in der so schönen neuen Welt: Es braucht einen PC.
Tut mir leid, das ist digitale Steinzeit. Eine Android und Apple-App müssen da sein, sonst führt sich das ach-so-moderne System ad absurdum.
Denn wie Sie Perlen entdecken, indem Sie die Katalogstapel nur kurz durchblättern, dies müssen Sie mir erklären. Und wenn bei Ihnen schon ohne Durchsehen als unrelevant wahrgenommene Vorschauen ungelesen ins Altpapier wandern, dann stellt sich mir die Frage nach Ihrer Form der Perlenentdeckung umso dringlicher - eventuell verstehen Sie und ich unter Perlen zwei völlig unterschiedliche Dinge...
Sie unterliegen in Ihrer Einschätzung einem ganz, ganz großen Irrtum: Selbstverständlich kann man die zugesendeten Vorschauen alle durchschauen - selbstverständlich kann man nach einer ersten Grobsortierung die Essenz intensiv durchforsten - selbstverständlich hat man die Zeit dazu, wenn man sie sich nimmt.
Sie werden lachen, es gibt Sortimenter, die exakt dies tun und mit dieser Verfahrensweise durchaus sehr erfolgreich sind, weil sie ihren eigenen Kopf oder einen Teil dessen eben nicht an anderer Stelle abgeben.
Und zum Artikel oben noch eine Anmerkung in Richtung O-Ton-Stimme Klaus Finke, Buchhandlung Pfister in Krotzingen. "Die Gründe, warum ich die Umstellung gut finde, sind profan: Weniger Papierverschwendung" heißt es dort. Ach Herr Finke, Ihnen ist aber schon klar, dass Sie mit einem Produkt handeln, das Sie hoffentlich bergeweise verkaufen, welches aber eben immer noch aus Papier besteht? Oder haben Sie aus ökologischen Gründen das Sortiment schon komplett auf e-books umgestellt?
Herzlichste Grüße aus dem Pleistozän
Jens Bartsch
Buchhandlung Goltsteinstraße - Köln
Sie haben es auf den Punkt gebracht. Gerade weil wir so arbeiten, wie Sie es beschrieben haben, sind wir erfolgreich! Es gibt für uns nichts schöneres, als in den Stapeln der Vorschauen und Leseexemplare genau das zu finden, was uns und unsere Kundinnen und Kunden interessiert. Wir werden jedenfalls nicht durch 200, 300 oder mehr Neuerscheinungen "scrollen". Es wird auch in Zukunft genügend Verlage geben, die unsere Leidenschaft für Bücher teilen ...
Sehr löblich , wie Sie kämpferisch die Stellung halten, mit Buchlaufkarten und Verzeichnis lieferbarer Bücher in ausgedruckter Form (12 Bände) als Schild und Schwert.
Sympathisch auch Ihre paternalistische Art, zu erklären wie Sie alles richtig machen.
Dass Sie sich tage- wenn nicht gar monatelang in ein einsames Kloster zurückziehen, mit allen, ja wirklich allen, Vorschauen - seien Sie noch so klein, hässlich oder sonstwie für den nicht-so-gut-wie-Sie-Buchhändler als unbrauchbar empfunden - ehrt Sie über alle Maßen!
Einem Jesus Christus gleich öffnen Sie die Arme weit und rufen "Kommt her zu mir, Ihr Vorschauen, die Ihr alle mühselig überladen seid!"
Sie werden Lachen, all das geht auch online über Tix.
Mit freundlichen Grüßen
Natürlich geht das auch über VLB-Tix aber die Vorschauen sind auf ein din a4 Format angelegt und die Bildschirme sind leider genau das Gegenteil. Deswegen ist es so unübersichtlich mit den digitalen Vorschauen zu arbeiten.
Ich habe mich als eine der ersten Buchhandlungen beim VLB-Tix angemeldet und war noch nie ein Fan von diesem Format. Es steckt halt noch in den Kinderschuhen.
Wie auch Jens Bartsch habe ich den Ehrgeiz und auch die berufliche Auffassung sich einen Überblick zu erarbeiten und den kann ich aus einer Doppelseite nun mal besser als auf dem Bilschirm und für meine Augen ist das auch angenehmer.
Esther Giese
Buchladen Sülzburgstraße Köln
Aber im Grunde hat jeder irgendwo Recht.
Man kann alles mit Tix weiterhin machen wie bis dato in gedruckter Variante.
Ich glaube aber es geht ja nicht darum ob geht oder nicht oder wie gut geht es, wird es einfacher, übersichtlicher oder eher komplexer und unübersichtlicher.
Man kann natürlich von zu Hause aus Tixen, genauso wie man vorher die VS im Laden, im Bus, im Zug, am Küchentisch, im Bett studiert hat.
Manche meinen nun, diese Mengen an Papier hat man doch eh nicht bearbeiten können, manche werfen die gedruckten, unbeschauten VS, in den Müll, hoffentlich richtig sortiert!!
Eins dazu, man kann VS auch abbestellen oder nur diese ordern die man haben will!!
Aber ist das mit TIX anders, scrollt man digital schneller durchs Programm als mit „Daumenkino“?
Öffnen sich die vielen kleine Fensterchen schneller am PC als der Stift am Papier Zeichen setzt?
Es ist eine Frage ob man will oder nun nicht, ABER-wenn es einem diktiert wird, weil hier jemand mit seiner Idee Geld machen will, da hab ich dann ein wirkliches Problem.
Regt sich den niemand nur deswegen auf weil Tix-Vollzugang Geld kostet!
Mich beackern die Buchhändler oft weil der VS Versand tlws. Portokosten verursacht, 2x im Jahr.
Wieviel kostet Tix im Monat?
Weiß jemand was die Verlage da blechen müssen um auf dieser Plattform ihre eigenen Produkte herzeigen zu dürfen?
Weiß jemand was der Zugang zum Bearbeiten und versenden der VS für den freien Vertreter kostet?
Das alles hat vorher niemanden wirklich interessiert, mehrheitlich zumindest.
Nun zahlt jeder in die Kasse einer Organisation, mag es auch der Börsenverein sein, nur um dadurch eigentlich abhängig zu werden. Und das ist eigentlich MEIN Punkt der mich massiv stört.
Und niemand regt sich auf weil die Backlist komplett wegzubrechen droht. Bei Tix gibt es keine Backlist bzw. begrenzt auf ein Jahr zurück.
Gut, das Buch ist kurzlebiger geworden, sehr sogar. Ich bekomme heute, ohne Übertreibung, nach drei Monaten die ersten Remissionsansuchen!!
Es gibt Verlage die haben seit einiger Zeit keine Backlist mehr in der Vorschau angeführt, tlws um Seiten zu sparen, tlws. weil sie es nicht mehr als wichtig erachten. Kein Fingerzeig mehr auf Longseller.
Dann höre ich aber auch von Berufskollegen das sich diese Verlage über plötzliche Umsatzrückgänge von Longsellern beklagen.
Ehrlich, laufen die täglich gegen einen Türpfosten? Mit Absicht?
Nahezu täglich werde ich aus dem Buchhandel befragt, gibt es eine gedruckte Liste von xyz. Nein muss ich mehrheitlich sagen, nur noch über die Homepage vom Verlag. Aber das ist auch ok.
Jeder kann seinen Verlag, seine Literatur, seine Themen aufrufen und ganz nach eigener Entscheidung Listen downloaden, ausdrucken, kübeln, wie auch immer…
Jüngeres Personal wird für Digitalisierung offener sein als Ältere, ganz klar. Man hat sich an Medien gewöhnt und liebgewonnen, ich zähl mich dazu.
Ich habs einfach nur nicht gerne wenn ich keine Wahlfreiheit habe und dann noch dafür bezahlen muss.
Und eins noch, von meinen ca 250 Kunde die ich in meinem Reisegebiet betreue, verwenden 2 (in Worten: Zwei) das Tix System.
Rund 80 % meiner Kunden lehnen das System, aus welchen Gründen auch immer, komplett ab.
18% könnten es sich vorstellen damit zu arbeiten.
Aber das schöne an unserem Job ist doch eigetlich, Bücher zu vekaufen die man vorher gelesen hat! ;)
Allseits hoffentlich gute Geschäfte!
MF
Vielen Dank für diesen hübsch ironischen Beitrag, den ich durchaus sportlich vertragen kann und über den ich herzhaft gelacht habe. Allerdings verfehlt er sein Ziel, weil er an der zu diskutierenden Sache weit weniger als haarscharf dran vorbeigeht. Denn er bedient sich zweier sich in bislang allen Diskussionen zum Thema immer wieder ähnelnder Totschlagargumente, die offensichtlich alle Menschen irgendwann ereilen, die sich in Sachen VLB-TIX öffentlich skeptisch äußern.
Zum Einen wird der Skeptiker sofort mit den Labeln Rückständigkeit, Ewiggestriger oder Fortschritts- und Technikfeindlichkeit behaftet. Dieser Versuch der Diskreditierung ist recht durchschaubar, aber nicht zielführend. Man kann über die Technikaffinität der Sortimenter streiten, aber Sie wissen ebenso wie ich, dass Buchlaufkarten oder die Nutzung eines (alten) gedruckten VLBs im Buchhandel wohl die Ausnahmen sein dürften. Eventuell haben Sie es also bei einigen Skeptikern, Ihnen gleich, mit Menschen zu tun, die alles andere als fortschrittsfeindlich sind, aber eben vom Einzelfall abhängig entscheiden möchten, wie und mit welchen Mitteln sie arbeiten wollen.
Zum Anderen wird sofort ins Feld geführt, dass VLB-TIX all das (und noch viel mehr) auch kann, was die Papiervorschau kann. Das stimmt so nicht und die Behauptung wird durch die stetige Wiederholung nicht wahrer. Erkennen Sie doch einfach an, dass die digitale Form und die Printform von Inhalten in der Darstellung, in der Wahrnehmung und in der Handhabung durchaus unterschiedlich sind und beide (wohlgemerkt beide) selbstverständlich ihre Vor- und Nachteile haben. Nun reden wir an dieser Stelle aber nicht von Auswahl, sondern davon, dass ein Handelspartner dem anderen Handelspartner „alternativlos“ nur noch eine Möglichkeit zur Produktinformation anzubieten gedenkt. An diesem Punkt wird es kitzelig und da lache ich nicht mehr…
Und nein, ich erkläre anderen nicht, wie wir hier alles richtig machen – ich erkläre lediglich, wie wir es machen und dass die Arbeit mit VLB-TIX (nach eingehender Auseinandersetzung mit dem Thema) unsere Arbeitsabläufe nicht erleichtert. Und ebenfalls nein, ich trage keine Schlappen, kann auch nicht über ´nen See gehen – bin ergo also nicht Jesus.
Mit einem fröhlich geflöteten HALLELUJA grüßt
Jens Bartsch
Buchhandlung Goltsteinstraße - Köln