Die Sonntagsfrage

„Wie wollen Sie die Youtube-Generation in die Buchhandlungen locken, Herr Lüdemann?"

2. Juni 2017
Redaktion Börsenblatt
Community Editions, ein gerade gegründeter Verlag für Social Media Influencer, will die Buchhandlungen mit sehr vielen neuen, jungen Lesern füllen. Wie das gehen soll, erklärt Lucas Lüdemann, Programmleiter von Community Editions.

Wie wir die Youtuber in die Buchhandlungen bringen wollen? Indem wir Bücher von Autoren verlegen, die eine große YouTube-Fan-Base haben! Leider ist das aber nicht so einfach umgesetzt, wie es sich anhört. Denn nicht jedes Buch, das von einem YouTuber geschrieben wurde, wird automatisch ein Erfolg. Was ist also das Geheimnis?

Viel Einsatz, authentische Werbung

Es genügt nicht, nur das Internet auszudrucken und die Reichweite eines Web-Stars auszunutzen, um die Klicks zu Geld zu machen. In der Vergangenheit hat das hin und wieder funktioniert, leider aber auch mitunter YouTuber in Verruf gebracht, mit den Büchern nur Geld machen zu wollen. Das Ausland scheint mir da schon etwas weiter zu sein. Man sieht dort auch hochpreisige Bücher, die mit viel Einsatz produziert wurden und authentisch von ihren Autoren beworben werden. Sicherlich ist das die Richtung, die wir einschlagen wollen.

Wir wollen mit Community Editions hochwertige Inhalte verlegen, die von unseren Autoren, den YouTubern, Bloggern und Instagramern mit Herzblut geschrieben wurden. Nur so können sie das Medium Buch als Herzensprojekt gegenüber ihrer Community vertreten. Dafür muss man die Internet-Welt und ihre Stars verstehen, mit ihnen gemeinsam die Bücher entwickeln, viel miteinander reden, viel erklären und selbst bereit sein, immer wieder dazuzulernen. Auch Vertrauen spielt eine große Rolle. Diesen Aufgaben sind wir schon sehr gut nachgekommen.

Überwältigende Resonanz

Die Resonanz im Buchhandel auf unser erstes Programm war überwältigend, die Absatzzahlen haben alle unsere Erwartungen und die der Gesellschafter übertroffen. Bereits unsere ersten beiden Bücher haben es in die Bestseller-Listen geschafft. Einen Monat später hat ViktoriaSarinas „Spring in eine Pfütze“ uns einen weiteren großartigen Erfolg beschert. In der ersten Woche konnte sich der Titel an die Spitze der Mediacontrol-Gesamtliste aller Titel in Deutschland, Österreich und der Schweiz katapultieren.

Dass sich das Buch von ViktoriaSarina gleich bei Erscheinen hervorragend verkaufen würde, zeigten zwei Signier-Events in Graz und Wien, bei denen die Buchhändler vor Ort von bis zu 2.800 Fans sehr überrascht wurden. Da sind zwei Welten aufeinandergetroffen, die sich so vielleicht noch nicht kannten und sich nun kennenlernen können. Unsere beiden jungen Autorinnen haben mit ihrem Buch etwas ganz Besonderes geleistet.

Was mich aber noch mehr freut als Bestsellerlisten-Plätze, sind die Verkäufe unserer Titel nach dem großen Run der ersten ein bis zwei Wochen. Diese bleiben auf vergleichsweise hohem Niveau, was für mich ein wichtiges Kriterium für die Qualität der Inhalte ist.

Wenn wir mit Autoren Bücher machen, wollen wir nicht den schnellen Trend, die Welle des kurzfristigen Hypes ausnutzen, sondern mit unseren Titeln für möglichst langfristige Freude im Buchhandel sorgen. Wir haben übrigens die Erfahrung gemacht, dass sehr viel weniger Verkäufe online stattgefunden haben, als ursprünglich erwartet. Unsere Leser sind also durchaus bereit, ihre Bücher vor Ort und nicht im Internet zu kaufen. Der stationäre Buchhandel spielt für unser Buchprogramm daher eine große Rolle. Aber das Ziel, vermehrt junge Leser für das Medium Buch zu begeistern und sie in die Buchhandlungen zu bringen, erreichen wir nur dann, wenn wir Inhalte schaffen, die diese Begeisterung auch verdienen.

Dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, wurde uns bereits von vielen Seiten, sowohl aus der Buchbranche als auch von YouTubern selbst, bestätigt. In diese Richtung wird es weitergehen.