Ebenbürtiges Verhältnis
Vom Knüpfen sachter Verbindungen und dem vertrauensvollen Austausch in einem geschützten Raum voller Wissen und Erfahrung: Christina Hünsche über das Mentoring-Programm der BücherFrauen.
Vom Knüpfen sachter Verbindungen und dem vertrauensvollen Austausch in einem geschützten Raum voller Wissen und Erfahrung: Christina Hünsche über das Mentoring-Programm der BücherFrauen.
Wo stehe ich beruflich? Wo möchte ich stehen? Und: Wie komme ich da am besten hin? Mit diesen Fragen gelangte ich im Sommer 2021 zu den BücherFrauen. Ein günstiger Zeitpunkt, denn das erste überregionale Mentoring-Programm war gerade ausgeschrieben.
Allerdings hätte ich beim Ausfüllen des Bewerbungsbogens beinahe einen Rückzieher gemacht, denn nun musste ich mich ebenjenen Fragen konkret stellen. Eine ebenso lohnenswerte wie schmerzhafte Selbstreflexion, für die ich heute dankbar bin.
Mir wurde klar, dass es statt um einen Blick auf Bestehendes um »den nächsten Schritt« gehen würde, und der führt immer raus aus der Komfortzone. Meine künftige Mentorin sollte diesen Prozess begleiten. Dann kam es anders, weil ich noch während der Auswahlphase, motiviert durch den Fragebogen, vorangegangen bin. Mentoring und neue Stelle begannen etwa zur gleichen Zeit. Statt mich in einer Orientierungsphase zu begleiten, steht meine Mentorin Monika Radecki mir nun bei der Einarbeitung am neuen Arbeitsplatz zur Seite. Obwohl es unerlässlich ist zu betonen, dass Mentoring kein Coaching ist, spielen neben ihren langjährigen Erfahrungen in der Verlagsbranche auch ihre Kompetenzen als Führungskräftecoach eine wichtige Rolle. Wir wurden als Tandem unter anderen Voraussetzungen gematcht, doch so passt es noch viel besser.
Wie andere Formate hat sich das BücherFrauen-Mentoring das Verlegen ins Digitale zunutze gemacht. Nun ist die Vernetzung von Kompetenzen überregional konzipiert. Trotzdem bin ich froh, dass meine Mentorin und ich in Heidelberg wohnen und wir uns meist direkt treffen. So wie schon der Bewerbungsbogen können unsere monatlichen Treffen ans Eingemachte gehen, weil meine Mentorin mir den Spiegel vorhält – wenn ich das möchte. Das Mentoring ist im Ablauf nicht festgelegt, sondern wird von uns beiden gestaltet. Es ist kein einseitiger Wissenstransfer von Mentorin auf Mentee; vielmehr haben wir ein reflexives, ebenbürtiges Verhältnis entwickelt, was mir in meiner Mentee-Rolle guttut, Selbstbewusstsein verschafft.
Ich kann mir kein geeigneteres Förderprogramm vorstellen.
Christina Hünsche
Monatlich treffen sich auch alle Tandems des Programms, bis auf das grandiose Bergfest leider ausschließlich virtuell, um sich in thematischen Jours Fixes und Workshops zu spezifisch Frauenkarrieren betreffenden Themen kennenzulernen, auszutauschen und ihre Kompetenzen im Umgang mit neuer Software direkt zu erweitern. Letztgenanntes ist wiederum ein deutlicher Vorteil der digitalen Treffs für alle, die sich wie ich für neue Technologien und Anwendungen begeistern. Ich schätze diese Treffen sehr, die sachten Verbindungen, die wir alle eingehen, ob zufällig arrangiert, zum Beispiel durch sogenannte Breakout-Sessions, oder durch gezieltes Kontakthalten während des Mentoring-Jahres und hoffentlich darüber hinaus.
Alle Fragen, die ich habe, könnte ich zweifellos auch in einem nicht rein für Frauen konzipierten Programm stellen, aber mir sind genau die Antworten wichtig, die ich hier erhalte. Wir 40 Frauen haben einen geschützten Raum zur Verfügung gestellt bekommen, um ihn mit geballtem Wissen und Erfahrung zu füllen und zu gestalten; wir profitieren voneinander, haben vertrauensvoll aneinander teil. Ich kann mir kein geeigneteres Förderprogramm vorstellen, um mich als Frau in all meinen beruflichen und persönlichen Facetten einzubringen, weiterzuentwickeln, Neues im Gemeinsamen entstehen zu lassen: als Verlagsangestellte, Kollegin, voll berufstätige Mutter, passionierte Büchermacherin, als Wissenschaftlerin, die sich für eine Karriere in der Buchbranche entschieden hat, als Zweiflerin, Infragestellerin, Neugierige, (Wage-)Mutige, Ängstliche, Ermutigte, Ermutigende – als Netzwerkerin.