Der Mann hat seinen Weg im Journalismus gemacht, der Rest ist Geschichte. Heute findet der Minister einen Verlagspreis für kleinere Verlage, für eine Kultur, die sich nicht Big Tech zu Füßen wirft, einen Preis „in dieser Stadt, meiner Stadt, der Stadt der Demokratie“, aller Ehren wert. „Ich kann Ihnen versprechen, er wird heute nicht zum letzten Mal verliehen werden.“ Weimer verließ die Preisverleihung eher als geplant, weil auch im Weißen Haus mittlerweile dem Weimerspotting nachgegangen wird. Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat die Äußerungen des Kulturstaatsministers über amerikanische KI-Unternehmen zur Buchmesse-Eröffnung heftig kritisiert. Auf X schrieb Grenell, „einer der vertrautesten Berater des deutschen Bundeskanzlers“ habe US-Tech-Unternehmen öffentlich angegriffen. „Das ist heute etwas hochgekocht“, so Weimer, „vor zwei Stunden hat der Mann aus dem Weißen Haus seine Leute losgeschickt, um mich zu schelten – deshalb muss ich eher gehen, um die Debatte zu vertiefen.“ Zur (vor allem vom populistischen Nachrichtenportal „Nius“ seit Tagen forcierten) Kritik an Preis und Preisträgern meinte der Minister, dass man um diesen oder jenen Einzelfall streiten könne – „aber dass der Raum breit ist, dass wir bunt sind, dass wir einer Jury vertrauen, dass ist Teil einer Kultur des Respekts, des Liberalismus.“
Im Frankfurt Studio in Halle 4 wurde nun ein Ritual „märchenhaft oft durchgespielt“ (Böhm), das wir schon aus den letzten Jahren kennen – der „Frankfurter Applausmarathon“, im Fachjargon „Stehauf“ genannt. Je ein undotiertes Gütesiegel für Kerber, Mare und Wallstein, der mit 30.000 Euro dotierte Nachhaltigkeitspreis ging an den vor fünf Jahren gegründeten Kinderbuchverlag CalmeMara. Die mit je 50.000 Euro ausgestatteten Spitzenpreise gehen nach Tübingen, Berlin und Münster: Was Claudia Gehrke seit 1978 gestaltet, so die Jury, besinne sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Konkurs“ – ein Zusammenlaufen, ein Aufeinandertreffen. „Das Programm des Konkursbuchverlags sprüht vor Lust und übt sich in verlegerischer Vielfalt.“ Jörg Schröders März Verlag wurde nach turbulenten Jahrzehnten von Barbara Kalender und Richard Stoiber „im Geist des Gründers in die Gegenwart geführt“. Der Unrast Verlag schließlich, vor 36 Jahren aus der Taufe gehoben, hat es bis heute auf 528 Titel gebracht – „von antifaschistischer und feministischer Gesellschaftstheorie bis zu internationaler Belletristik und Graphic Novels. Wie sagte Wolfram Weimer so schön in Richtung der Preisträger: „Unser ganzes Milieu, unsere geistige Integrität, lebt von Menschen wie Ihnen.“ Hans Rosenthal würde sagen: Das war Spitze!