Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Ben Aaronovitchs "Silberkammer" startet auf Platz 3

20. April 2022
von Matthias Glatthor

Der neunte Band von Aaronovitchs Kult-Reihe "Die Flüsse von London" ist der höchstplatzierte Neueinsteiger in unseren Charts. Ähnlich gut beginnt der fünfte "Oxen"-Thriller. Im Mittelfeld steigt der aktuelle Roman des norwegischen Startautors Karl Ove Knausgård ein. Beim Sachbuch sind Peter Sloterdijks Reflexionen über "Grau" neu dabei.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 11. bis 17. April 2022 (KW 15)

Wie viele Neu- und Wiedereinsteiger gibt es?

In dieser Woche zählen wir 14 Neueinsteiger in unseren Charts – dabei: Belletristik HC (1), Belletristik PB (5), Belletristik TB (1), Sachbuch HC (1), Sachbuch PB (3), Sachbuch TB (2) und Ratgeber (1).

17 Titel schaffen es, in die Charts zurückzukehren – dabei: Belletristik HC (1), Belletristik PB (1), Belletristik TB (2), Sachbuch HC (2), Sachbuch PB (5), Sachbuch TB (2) und Ratgeber (4). Jeweils ohne die Charts Essen & Trinken / Ernährung.

Zwei Wiedereinsteigern gelingt jeweils der Sprung in die Top 5:

  • Ratgeber, Platz 3: "Die Haferkur für einen gesunden Stoffwechsel" (Trias; ET: Oktober 2021) des Ernährungsmediziners und Diabetologen Winfried Keuthage. Er kommt damit auf sechs Wochen in unseren Charts. Die bisherigen Platzierungen: 2021: KW 52 (neu auf Platz 23); 2022: KW 5 (12), KW 6 (9), KW 12 (8) und KW 13 (23).
  • Sachbuch PB, Platz 5: "LongCovid" (C.H.Beck; ET: 1. April) von Jördis Frommhold, Pulmologin und Chefärztin einer Klinik in Heiligendamm. Sie war in letzter Zeit öfter zum Thema im TV zu sehen. Sie ist mit dem Titel das zweite Mal in den Wochencharts – nach Platz 12 in KW 12 / 2022.

Belletristik: Aaronovitch stürmt aufs Treppchen

Höchstplatzierter Neueinsteiger bei der Belletristik ist der britische Science-Fiction- und Fantasy-Autor Ben Aaronovitch mit "Die Silberkammer in der Chancery Lane" (dtv; ET: 13. April; Ü: Christine Blum) – er holt sich damit sofort den Bronzerang 3 in der Paperbackliste. Es ist der neunte Band seiner Kult-Reihe "Die Flüsse von London". Ein neuer Fall für Peter Grant, Londoner Bobby und Zauberlehrling: In den titelgebenden Silberkammern in der Chancery Lane wird ein schrecklich zugerichteter Toter entdeckt, mit aufgerissenem Brustkorb und Herz-los. Mit einem zweiten Toten weitet sich die Sache aus ...

Die Startauflage für die "Silberkammer" liegt bei 70.000 Exemplaren, teilt dtv auf Anfrage mit. Hat sich die Höhe im Laufe der Jahre geändert? "Der erste Band erschien am 1. Januar 2012 auf Deutsch, dieser ging noch mit 12.000 Exemplaren an den Start", so die Münchner. "Mit dem großen Bestsellererfolg wuchsen natürlich auch die Erstauflagen." Die Gesamtauflage des "Flüsse von London"-Universums bei dtv – neben den neun Teilen, auch Novellen und Kurzgeschichten-Bände – betrage 1,5 Millionen.

Wie war dtv auf den Autor aufmerksam geworden? Die Manuskripte der ersten beiden Bände habe man 2010 über eine Agentur bekommen und "sofort eingekauft, weil uns diese originelle, unterhaltsame Urban Fantasy auf Anhieb ausnehmend gut gefiel", so der Verlag. Die Reihe richte sich an ein erwachsenes Publikum, aber die Zielgruppe sei sehr breit und definitiv nicht auf Fantasy-Leser:innen beschränkt.

Zum Start von Band 9 führt der Verlag breit angelegte Marketing-Maßnahmen durch, insbesondere eine große Online- und Social-Media-Kampagne sowie eine Blogger:innen-Aktion. "Zusätzlich erreichen wir die Leser:innen über unser Newsletter-Marketing und bundesweite Radio Advertorials. Hinzu kommen Merchandise sowie Meet & Greets für Fans", fasst dtv zusammen.

Oxen 5

Direkt hinter Aaronovitch, auf Platz 4, reiht sich der dänische Krimiautor Jens Henrik Jensen mit seinem Thriller "Oxen. Noctis", ebenfalls bei dtv (ET: 13. April; Ü: Friederike Buchinger) neu in die Paperbackliste ein. Es ist der fünfte Band seiner Niels-Oxen-Reihe.

Der neue Knausgård

In die Belletristik Hardcoverliste schafft es in dieser Woche nur ein neuer Titel, auf Platz 13: "Der Morgenstern" (Luchterhand; ET: 11. April; Ü: Paul Berf) des vielfach ausgezeichneten norwegischen Autors Karl Ove Knausgård, der durch seine sechs autobiografischen Romane berühmt geworden ist. Hochsommer in Norwegen: Aber die Tiere verhalten sich anders als gewohnt. Die Welt ist aus den Fugen. Was macht das mit den Menschen? Knausgård erzählt von zwei Tagen im Leben von neun Menschen, in deren eigenen Worten. Rätsel gibt ein neuer Stern am Himmel auf. Droht der Weltuntergang?

"Der Morgenstern steht wie ein Zeichen am Himmel, das nicht entzifferbar ist", schreibt Johanna-Charlotte Horst in der "Süddeutschen Zeitung". "Gleichzeitig passieren auf der Erde unerklärliche Dinge." Knausgårds Figuren setzen trotzdem ihr Alltagsleben fort: "Alles scheint normal im Knausgård-Universum. Er erzählt mal wieder vom Einkaufen und Aufräumen, während es im Untergrund brodelt", so die "SZ" – aber diesmal eben aus der Ich-Perspektive seiner neun Protagonisten.

"Wir sind mit einer entsprechend hohen Startauflage gestartet und haben auch angesichts der Gewichtigkeit des Buches für ausreichend Papiervorrat gesorgt", hält sich der Verlag gegenüber Börsenblatt online bedeckt. Es habe früh begeisterte Stimmen aus dem Handel gegeben und man sei sehr glücklich darüber, "dass der Handel unsere hohen Erwartungen teilt".  

Beim Marketing hat man eine große Print-Kampagne in den großen Tageszeitungen (ZEIT, FAS & SZ) und in Magazinen aufgelegt. Ergänzt durch Programmatic Ads mit unterschiedlichen Bannern auf reichweitenstarken Websites, eine Social-Media-Kampagne auf Facebook und Instagram sowie ein DIN A2 Schmuckplakat für den Buchhandel; Laufzeit ab Erscheinungstermin bis Ende Mai.

Die Besprechung im "Literarischen Quartett" (ZDF) vom 8. April war sicher hilfreich, aber diesen Erfolg einer einzelnen Sendung vor dem Hintergrund des großen Presseechos zuzuschreiben, falle schwer. "Es liegt sicher eher an der Summe der Stimmen", so der Verlag.

Bei Luchterhand sind insgesamt 16 Titel von Knausgård erschienen, die Gesamtauflage liegt bei über einer halben Million Exemplaren. "Alle seine Titel sind ganz starke Backlist-Titel bei uns", freut sich der Verlag.

Großer Satz für Ildikó von Kürthy

Den größten Boden innerhalb der Top 25 bei der Belletristik (HC) macht Ildikó von Kürthy gut: Ihr neuer Roman "Morgen kann kommen" (Rowohlt Wunderlich; ET: 12. April), in der vorigen Woche neu auf Platz 22 gestartet, klettert auf Platz 3. Ein Roman über Frauen in der Lebensmitte, deren Schicksale durch einen Verrat miteinander verbunden sind und die vor der Frage stehen, ob sie ihre zerstörerische Beziehungen beenden, neu anfangen sollen. Im Mittelpunkt zwei Schwestern, die sich nach Jahren wiedersehen. In einem NDR-Podcast spricht die Autorin über ihren neuen Roman.

Am 8. April war die Autorin in der Talkrunde "Kölner Treff" (WDR; ab Minute 2:00) von Bettina Böttinger zu Gast. Fernsehauftritte gibt es auch im ZDF Mittagsmagazin und bei der NDR Talkshow. Die Buchpremiere findet am 9. Mai in Berlin statt. Mit ihrer "Show zum Buch" geht sie ab Mai auf Tour: die Termine.

Die Erstauflage beträgt laut Verlag circa 150.000 Exemplare. Ein besonderes Element des Buches sind die farbigen Illustrationen von Peter Pichler. "Ildikó von Kürthy und Peter Pichler verbindet mittlerweile eine jahrelange Zusammenarbeit." Jede Illustration sei inspiriert durch von der Autorin ausgesuchte Textstellen, die Pichler umzusetzen wusste. "Der kreative Schaffensprozess – von der Auswahl der Motive bis hin zur Abstimmung der Bildunterschriften – ist ein sehr enger, fröhlicher und vertrauensvoller", sagt Ricarda Saul, Lektorin von Ildikó von Kürthy, auf Anfrage.

Bei der Vermarktung gibt es zudem TV Spots in der ARD am 14.,16.,21., 28. April. Ein "Meet & Greet" wurde organisiert: Ildikó von Kürthy hat ausgewählte Buchhändler:innen in Hamburg und Aachen zum Erscheinen des Romans besucht. Berichtet wurde über ihren neuen Roman unter anderem in Stern, BZ, Brigitte, Welt, Hörzu, Hamburger Abendblatt.

Sachbuch: Marietta Slomka löst Kurt Krömer ab

Vier, Zwei, Eins: In den drei Wochen in den Sachbuchcharts (Hardcover) ist ZDF-"heute journal"-Moderatorin Marietta Slomka mit "Nachts im Kanzleramt" (Droemer; ET: 1. April) stetig nach oben gestiegen, ergattert jetzt den ersten Platz im Ranking. Für Kurt Krömer, dessen "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 10. März) fünf Wochen lang an der Spitze stand, bleibt diesmal der zweite Platz.

Der Neue

Einziger Neuling in den Top 25 (Hardcover) ist der Philosoph Peter Sloterdijk. Sein "Wer noch kein Grau gedacht hat" (Suhrkamp; ET: 11. April) beginnt auf Platz 19. Solange man kein Grau gemalt habe, sagte Paul Cézanne einmal, sei man kein Maler, so der Verlag. Peter Sloterdijk überträgt diesen Satz auf die Philosophie. "Solange man das Grau nicht gedacht hat, ist man kein Philosoph", formuliert er im Prolog. "Daß bei dem Wort 'grau' etwas zu denken sei, das mehr bedeute als nur einen quasi neutralen, zwischen Schwarz und Weiß liegenden Farbwert oder einen Hinweis auf Unbuntes und Unentschiedenes – für diese These sollen die folgenden Ausführungen eine Reihe von Indizien zusammentragen."

Plus 13 für Dirk Steffens

Über den größten Schub innerhalb der Top 25 kann sich Dirk Steffens freuen. "Projekt Zukunft" (Penguin; ET: 21. März), in der vorigen Woche (KW 14) als Wiedereinsteiger auf Platz 25, kommt aktuell auf den zwölften Rang. Am 13. April war Steffens zu Gast in der Talkshow "3 nach 9", das hat seine Verkaufszahlen sicher beflügelt. Schlagzeilen hatte der "Terra X"-Moderator kürzlich zudem mit Spekulationen gemacht, nach 15 Jahren vom ZDF zu RTL zu wechseln. In der KW 12 war Steffens mit dem Titel neu auf Platz 23 in die Charts eingestiegen, in der KW 13 dann wieder herausgefallen.

Ratgeber
11.04.2022 18:25 Uhr
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Der Link zu den Wochenlisten:

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