2. Nationaler Lese-Summit

"Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende"

20. Juni 2023
von Börsenblatt

Auf Einladung der Initiatoren Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Stiftung Lesen fand am 20. Juni der 2. Nationale Lese-Summit statt. Als nächstes soll ein verbindlicher Rahmenplan für Kommunen, Kitas und Schulen entwickelt werden, damit jedes Kind bis zum Ende der Grundschulzeit eine angemessene Lesekompetenz erreicht.

Vor dem Hintergrund der gerade veröffentlichten IGLU-Studie haben die Lesepakt-Initiatoren Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Stiftung Lesen am 20. Juni Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Politik unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger zum 2. Nationalen Lese-Summit nach Berlin eingeladen. Dabei hat man sich zur aktuellen Situation in Deutschland ausgetauscht und nach zwei Jahren eine Zwischenbilanz gezogen, teilen Börsenverein und Stiftung Lesen mit.

Mit konkreten Ansätzen werde nun der Blick in die Zukunft gerichtet. Ziel ist es, aus den Ergebnissen vom 20. Juni und den vorangegangenen Gesprächen und Erkenntnissen einen verbindlichen Rahmenplan zu entwickeln, der Kommunen, Kitas und Schulen konkrete Hilfestellungen und Handlungsempfehlungen bietet, sodass endlich jedes Kind bis zum Ende der Grundschulzeit eine angemessene Lesekompetenz entwickeln kann. 

Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, sagt: "Die jüngsten Bildungsstudien, allen voran die IGLU-Studie, sind ein Auftrag. Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende, damit es mit den Leistungen unserer Kinder und Jugendlichen wieder bergauf geht. Gut lesen zu können, ist eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg. Das Bundesbildungsministerium engagiert sich daher im Nationalen Lesepakt und fördert das Lesen mit zahlreichen Initiativen und Programmen wie 'Lesestart 1-2-3' und 'BiSS-Transfer'. Darüber hinaus wollen wir mit dem Startchancen-Programm dort gezielt unterstützen, wo die Herausforderungen am größten sind: an etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Wir müssen alles tun, um die Grundkompetenzen und insbesondere die Lesekompetenz unserer Kinder und Jugendlichen zu stärken."

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, erklärt: "Die Ergebnisse der IGLU-Studie zeigen auf dramatische Weise, wie wichtig es ist, dass die Politik jetzt handelt. Besonders beunruhigend ist die Wechselbeziehung zwischen familiärer Herkunft und Leseentwicklung: Die Bildungsherkunft eines Kindes prägt und beschränkt in Deutschland immer noch seine Bildungszukunft. Lesen ist die Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe. Das müssen wir allen Kindern ermöglichen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungshintergrund. Ich bin überzeugt, dass es uns mit den gebündelten Kräften aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann, die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verbessern."

Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, betont: "Wir sprechen bei mangelnder Lesekompetenz nicht nur davon, dass Kinder nicht gerne lesen, sondern dass sie nicht in der Lage sind, Texte sinnerfassend zu verstehen und wir haben es mit der gerade veröffentlichten IGLU-Studie schwarz auf weiß: jedes vierte Kind kann am Ende der vierten Klasse nicht ausreichend lesen. Ein Defizit, das sich später nur schwer aufholen lässt. Aber wir wissen: ohne Lesen geht es nicht. Wer nicht lesen kann, kann auch nicht rechnen und schreiben, dem bleiben später berufliche Chancen verwehrt. Wir müssen die gesamte Gesellschaft mobilisieren, sich für die Leseförderung einzusetzen. Mangelnde Lesekompetenz darf nicht der Grund sein, warum Kinder und Jugendliche in Deutschland den Anschluss verlieren."

Hintergrund: Nationaler Lesepakt

Die jüngste IGLU-Studie bestätige die fatalen Ergebnisse zahlreicher Bildungsstudien der vergangenen Jahre, so die Mitteilung von Börsenverein und Stiftung Lesen: Immer mehr Kinder in Deutschland können nicht ausreichend lesen. Mittlerweile verfehlt jedes vierte Grundschulkind in der vierten Klasse das Ziel, sinnerfassend lesen zu können.

Lesekompetenz stellt allerdings die Basiskompetenz für das Erreichen eines Schulabschlusses dar und ist damit die Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in das berufliche Leben und für gesellschaftliche Teilhabe.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen warnen bereits seit vielen Jahren vor den Folgen, die die mangelnde Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen für die Wirtschaft, die Demokratie, die Kultur und die Gesellschaft in Deutschland hat und fordern eine bildungspolitische Wende.

Damit es nicht nur bei Forderungen bleibt, wurde 2021 der Nationale Lesepakt ins Leben gerufen. Mittlerweile unterstützen 180 namhafte Partnerinnen und Partner die Initiative mit ihrem Engagement für die Leseförderung. Ziel war und ist es, Angebote zu entwickeln, die dort wahrgenommen werden, wo sie gebraucht werden: in Familien, in Kitas, in Schulen und außerschulischen Einrichtungen. Damit alle Menschen in Deutschland so gut lesen können, dass sie ihren Schulabschluss machen, einer Arbeit nachgehen, wählen gehen und ihre Umwelt mitgestalten können.

Mehr Informationen unter: www.nationaler-lesepakt.de