Gebrauchtbuchhandel

Heiner Kroke verteidigt Momox-Geschäftsmodell

6. August 2020
von Börsenblatt

Der Gebrauchtbuchhändler Momox schade der Buchbranche erheblich, meint Verleger Urs Erdle. Er wünscht sich von der Branche ein entschlossenes Vorgehen gegen die Geschäftspraxis des Re-Commerce-Händlers. Susanne Barwick, stellvertretende Justiziarin des Börsenvereins, stellt klar: Rechtlich gibt es keinerlei Bedenken. Momox-CEO Heiner Kroke nimmt zu der Diskussion Stellung:

Statement von Momox-CEO Heiner Kroke: 

"Die Frage des Urheberrechts ist so alt wie der Gebrauchtwarenhandel selbst. 

Der Gebrauchtbuchmarkt – egal ob stationär oder online – ist gesetzlich im § 17 Abs. 2 UrhG geregelt. Unser Geschäftsmodell verstößt gegen diese gesetzliche Regelung nicht. 

Es ist nachvollziehbar, dass Verlage und Autor*innen ein Interesse daran haben, mit dem Verkauf von Büchern aus zweiter Hand zusätzliches Geld zu verdienen. Wenn wir diesen Gedanken jedoch konsequent zu Ende denken, müsste sich eine derartige Änderung auch auf die Preisberechnung neuer Artikel niederschlagen. Neuware müsste dann im Gegenzug günstiger werden, da von Vornherein ein Zweit- und Drittverkauf eingeplant ist und die dadurch generierten erneuten Einnahmen bereits von Anfang an eingepreist werden müssten. Außerdem dürfte es in sehr vielen Fällen rechtlich und prozessual extrem schwierig werden, die nachträglichen Gebühren wirklich zu erfassen.

Uns ist keine Branche bekannt, in der eine solche Praxis durchgeführt wird und bei der Marken oder Hersteller beim Verkauf von Kleidung, Autos, Immobilien oder anderen Gütern eine zusätzliche Gebühr für den Weiterverkauf der Produkte erhalten. Auch international gibt es keine derartige Regelung, bei der Hersteller für die Zweitverwertung vergütet werden. 

Gerade weil Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Einkaufen immer größere Themen in unserer Gesellschaft sind, freut es uns zu sehen, dass die sinnvolle Nutzung von Ressourcen und damit eben auch die Kreislaufwirtschaft mittlerweile nicht nur ein großer Trend sind, sondern bereits ganz selbstverständlich zum Shopping-Verhalten der Konsument*innen dazugehören."