Glauser-Preise 2022 verliehen

Jörg Juretzka für besten Roman ausgezeichnet

23. Mai 2022
von Börsenblatt

Im Rahmen des Krimifestivals Criminale in Iserlohn wurden am Samstag die renommierten Glauser-Preise für deutschsprachige Kriminalliteratur in fünf Kategorien vergeben. Plus ein Ehren-Glauser. Wer gewonnen hat, lesen Sie hier:

Die Gewinner:innen des Glauser-Preises 2022 wurden auf einer Gala am 21. Mai gekürt. Laut Website des SYNDIKATS – Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur sind es nach Kategorien:

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Roman

  • Jörg Juretzka: "Nomade" (Rotbuch Verlag)

Der Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des vergangenen Jahres ist mit 5.000 Euro dotiert. en besten deutschsprachigen Kriminalroman des vergangenen Jahres.

Aus der Begründung der Jury:

"In dem Roadmovie Nomade schickt Jörg Juretzka seinen Helden Krystof Kryszinski auf eine Reise durch die Wüste. In seinem vierzehnten Fall forscht der ehemalige Detektiv aus dem Ruhrpott in der Sahara nach Verschollenen. Mit viel Spürsinn ermittelt er wahrscheinliche Routen und wird auch meistens fündig. Auch wenn er letztlich nicht immer auf das trifft, was er sucht.

Mit knappen Worten, skizzenhaft fast, und mit großer Empathie für seine Figuren erzählt Juretzka eine pralle, farbenfrohe Geschichte." (...) Die Sahara ist eine Naturgewalt, in der und mit der Menschen agieren. Schönheit und Grauen liegen stets nah beieinander. Juretzka leuchtet jede Facette aus, bildgewaltig, mit Leichtigkeit und Humor, aber immer mit großem Respekt vor seinen Figuren."

 Außerden nominiert waren:

  • Simone Buchholz: "River Clyde" (Suhrkamp Nova)
  • Petra Ivanov: "Stumme Schreie" (Unionsverlag)
  • Ina Resch (Regina Ramstetter): "Die Farbe des Vergessens" (Emons)
  • Michael Wallner: "Shalom Berlin – Gelobtes Land" (Piper)

Cover

Debütroman

  • Eberhard Michaely: "Frau Helbing und der tote Fagottist" (Kampa)

Der Preis ist mit 1.500 Euro dotiert.

Aus der Begründung der Jury:

"'Frau Helbing war gut gelaunt. Nicht wegen des Wetters. Heute würde es regnen. Das konnte sie unschwer an den dicken Wolken erkennen, die tief über den Dächern der Hansestadt hingen. Aber sie würde gleich nach dem Frühstück Herrn von Pohl das Fagott zurückgeben können.'

Man verrät nicht zu viel, wenn man sagt: Frau Helbing wird Herrn von Pohl sein Instrument nicht zurückgeben. Denn Herr von Pohl ist der im Titel erwähnte tote Fagottist. Wie es dazu kam, wer es war und worum es hier eigentlich geht, das erzählt Eberhard Michaely in seinem Hamburger Krimidebüt wunderbar lakonisch, sympathisch und weitgehend unblutig – auch wenn die "Waffen" der Frau Helbing, dieser pensionierten Fleischereifachverkäuferin und Metzgerswitwe ohne Vornamen, so gefährlich klingende Bezeichnungen wie "Ausbeinmesser", "Schweinespalter" oder "Schlachtmesser" tragen.

Dabei ist Frau Helbing keine Miss Marple, und Mord wird auch vielleicht nie ihr Hobby werden, aber es ist schön zu wissen, dass sie weiter macht, denn inzwischen ist bereits der dritte Fall für die passionierte Krimileserin erschienen."

Außerdem nominiert waren:

  • Marcel Häusler: "Kant und der sechste Winter" (Heyne)
  • Sarah Nisi: "Ich will dir nah sein" (btb)
  • Johann Palinkas: "Coup" (Benevento)
  • Eric Sander: "Die letzte Wahl" (Luebbe)

Kurzkrimi

Dieser Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und geht 2022 an Kathrin Heinrichs mit "Freier Fall" in: "Im Mordfall Iserlohn – Kurzkrimis aus dem Sauerland" (Emons), herausgegeben von Kathrin Heinrichs und Walter Wehner.

 

Kinder- und Jugendkrimi

  • Der Preis in der Kategorie "Jugendkrimi" ist mit 2.000 Euro dotiert. In diesem Jahr erhielt ihn Dirk Reinhardt für "Perfect Storm" (Gerstenberg).
  • Für die Auszeichnung n der Kategorie "Kinderkrimi" ist mit 2.000 Euro dotiert. Preisträgerin 2022 ist Cornelia Franz mit "Calypsos Irrfahrt" (Carlsen).

Ehren-Glauser für Beate und Jeff Maxian

Die Jury des SYNDIKATS hat den Ehren-GLAUSER 2022 dem "Krimi Literatur Festival" – Jeff und Beate Maxian – für herausragendes Engagement im Bereich der deutschsprachigen Kriminalliteratur zuerkannt. Seit 2007 veranstalten sie im Raum Attersee/Oberösterreich jährlich das "Krimi Literatur Festival".

Es ist damit das traditionsreichste Krimifestival Österreichs. In 15 Jahren des Bestehens lasen im Rahmen dieses Festivals bisher 157 Autor:innen an Schauplätzen im Salzkammergut, aber auch in Linz und Wien. Die Veranstalter:innen hätten stets Wert darauf gelegt, neben Stars der Szene aus den deutschsprachigen Ländern auch Nachwuchsautor:innen eine Chance und eine Stimme zu geben. "Sie waren und sind wegweisend für alle Veranstalter:innen von Literaturfestivals", so das SYNDIKAT.

Aus Begründung der Jury:

"Jeff und Beate Maxian – letztere vor allem als Autorin bekannt – organisieren seit 2007 das "Krimi Literatur Festival". (...) Dies alles ohne die Unterstützung großer Sponsoren. Auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021 fand das Festival statt, wenn auch notgedrungen mit reduziertem Programm. (...) Verdient gemacht hat sich das Festival auch durch die Bemühungen, die im deutschen Sprachraum oft nahezu unüberwindlichen Barrieren zwischen U- und E-Literatur zu übersteigen, um im Namen der Leseförderung und Lesefreude (bei Großen und Kleinen) alle Genres der Kriminalliteratur mit einzubinden."

Die Preisträger:innen hätten mit ihrem Festival gezeigt, dass auch ohne finanzkräftige Unterstützung im Hintergrund die Ausrichtung eines Festivals über einen langen Zeitraum hinweg möglich sei. "Dadurch konnten sie hoffentlich andere motivieren, es ihnen gleichzutun. Sie haben sich damit um die Krimiszene hochverdient gemacht", so die Jury.


Weitere Informationen zu den Glauser-Preisen und die kompletten Jurybegründungen finden sich unter: