Auszeichnung und Ausstellung

Steidl erhält Gutenberg-Preis 2020

7. Oktober 2020
von Börsenblatt

Seit Jahrzehnten arbeitet er mit allerhöchsten Qualitätsmaßstäben, so die Jury: Verleger Gerhard Steidl erhält den Gutenberg-Preis 2020 und ab 10. Oktober eine Sonderausstellung zu seinem Lieblingsbuchstaben.

Die hauseigene Druckerei des Steidl Verlages sei eine der berühmtesten Druckereien weltweit; mit Gerhard Steidl als Preisträger "wird die künstlerische Freiheit als Wesensmerkmal einer funktionierenden Demokratie nachdrücklich verteidigt", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Ausstellung zum Lieblingsbuchstaben

Aus Anlass der Verleihung präsentiert das Gutenberg-Museum die Pop-up-Ausstellung "Mein Lieblingsbuchstabe ist das Q. Gerhard Steidl". Pandemiebedingt findet keine Vernissage statt. Die Sonderausstellung ist ab Samstag, 10. Oktober, geöffnet und bis einschließlich 29. November 2020 im Gutenberg-Museum zu sehen.

In der Ausstellung geht es um das Geheimnis von Schrift und Schriftkultur: Ihre ganze Schönheit zeigen Buchstaben am besten in gedruckten Büchern oder Plakaten. Hier herrsche ein Formenreichtum und eine Vielfalt, die auf elektronischen Lesegeräten mit ihren standardisierten und vorinstallierten Schriften nicht zu haben ist, so das Gutenberg-Museum. Der Drucker und Verleger Gerhard Steidl liebe exquisite Schriften und achte sorgfältig auf die typographische Qualität aller Druckerzeugnisse, die bei Steidl hergestellt werden. Das Q als seltener Buchstabe scheint sich allen ökonomischen Zwängen zu widersetzen, es lädt in vielen Schriften zu geradezu lustvoller Anarchie ein. Vor allem die sogenannte Cauda, der Schweif des versalen Buchstabens hat die Schriftgestalter zu unzähligen Varianten inspiriert. Die Ausstellung zeigt das versale Q, in den Mittelpunkt gestellt und ganz für sich allein: Bilder eines Buchstabens.

Zur Biografie

Gerhard Steidl machte mit 17 Jahren das Abitur und gründete kurz darauf, 1968, seinen eigenen Verlag. Er richtete in Göttingen eine Siebdruckwerkstatt für Druckgrafik und Plakate ein. 1970 begann die Zusammenarbeit mit Klaus Staeck.

1972 erschien das erste Buch im Steidl Verlag: "Befragung der documenta". 1974 wurde Gerhard Steidl als Siebdruckmeister in die Handwerksrolle eingetragen. Die ersten politischen Sachbücher erschienen, Anfang der 80-Jahre folgen Literatur, Kunst- und Fotografiebände, seit 1989 gibt es ein Taschenbuchprogramm. 1986 erschien das erste Buch von Günter Grass im Steidl Verlag ("In Kupfer, auf Stein"), seit 1993 hält Steidl die Weltrechte am Werk des Nobelpreisträgers. 1993 begann auch die Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld, die im Jahr 2000 zur Gründung des Imprint-Verlags Edition 7L und im Jahr 2010 zur Gründung von L.S.D. (Lagerfeld Steidl Druckerei) führte.

1996 entschied sich Steidl, sein Gespür und seine Leidenschaft für Fotografie in einem eigenen Fotobuchprogramm umzusetzen – mit internationaler Zielrichtung. Darüber hinaus konzipierte und kuratierte Gerhard Steidl, der 2019 von Architectural Digest in die Liste der 200 most influential designers of the world aufgenommen wurde, weltweit Fotografieausstellungen.

2020 wurde Steidl der Preis für "Herausragende Leistungen für Fotografie" der Sony World Photography Awards verliehen, und nun der Gutenberg-Preis der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz und der Landeshauptstadt Mainz.