Interview mit Christian Strasser

"Der Buchhandel soll politischer werden."

26. Januar 2024
von Michael Roesler-Graichen

Der Europa Verlag, 1933 als Verlag für Autorinnen und Autoren im Exil gegründet, steht heute für ein breites, durchaus auch kontroverses Meinungsspektrum – und bezieht Position gegen die Bedrohungen im 21. Jahrhundert. Ein Gespräch mit ­Verleger Christian Strasser.

Christian Strasser

Sind Sie ein überzeugter Europäer?

1.000-prozentig! Ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen vom Ideal der europä­ischen Idee überzeugt ist. Es ist eine humanistische Idee, wie sie schon Emil Oprecht, dem Gründer des Europa Verlags, vorschwebte. Und Brüssel und Straßburg wollen das im Prinzip auch, nur dass es dort zu rationalistisch und technokratisch vorgeht. Dabei geht es doch um Ideale und Visionen, denen auch ein Grundgefühl in der Seele entsprechen muss. Man muss dem Ganzen »eine Seele geben«.

Der Europa Verlag hat seit seiner Gründung 1933 eine wechselvolle Geschichte hinter sich – die damals als Verlag für Exil-Autor:innen begann. Wofür steht der Verlag heute?

Das lässt sich nicht ohne Risiko beantworten. Ich würde sagen: Er steht genau an dem gleichen Punkt – mit dem Unterschied, dass man es heute mit anderen, gewaltigen Energien auf der Welt zu tun hat, die ebenso furchterregend sind. Das sind globale Mächte, die die Menschenwürde und die Natur zerstören. Öl- und Gaskonzerne, aber auch internationale Medienkonzerne. Ich halte es da mit Stéphane Hessel und seinem Buch »Empört Euch!«, in dem er sich kritisch-polemisch über den Finanzkapitalismus äußert. Mir bereitet zudem Sorge, dass die Diktaturen weltweit auf dem Vormarsch sind, man denke nur an Leute wie Trump, Putin, Xi Jinping und Erdoğan. Für sie zählt nur die Macht.  

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