Independent-Verlag

Hirnkost-Insolvenz abgewendet

1. Juli 2024
von Börsenblatt

Durch eine hohe fünfstellige Summe, die sich aus Buchbestellungen und Spenden zusammensetzt, konnte die Insolvenz des Hirnkost-Verlags verhindert werden. Gemeinsam mit einer externen Beratung will man sich nun dem nachhaltigen Wiederaufbau des Verlages widmen.

Logo

Zum 1. Juli 2024 wollte der Hirnkost Verlag Insolvenz anmelden. Das teilte Geschäftsführer Klaus Farin am 19. Juni mit. Der SciFi-Almanach „Das Science Fiction Jahr“ sollte gerettet werden – um Spenden für die aktuelle Ausgabe wurde gebeten. Mit Erfolg:

Innerhalb von acht Tagen sind 59.700,05 Euro auf die Konten des Hirnkost Verlags eingegangen. 27.957,73 Euro für Buchbestellungen und 31.742,32 Euro an Spenden.

Damit konnte der Verlag nicht nur die Insolvenz abwenden, sondern auch die Juni-Miete, -Gehälter und Krankenkassen zahlen. Auch das Geld für die Juli-Miete sei gesichert. „Und wenn die Bestellungen und Spenden nicht gleich mit dem heutigen Tag abrechen, können wir nächste Woche sogar den ersten Herbsttitel in Druck geben“, so Klaus Farin in einer Pressemitteilung am Freitag, 28. Juni.

Man sei immer noch vollkommen „überrascht und speedig“ und könne es kaum glauben. Das Verlagsteam bedankt sich bei allen Unterstützern für die Buchbestellungen, Spenden und das Verbreiten des Aufrufs.

„Was wir nun vorhaben für einen nachhaltigen Wiederaufbau des Verlages, berichten wir in einem unserer nächsten Newsletter. Wir werden den Juli nutzen, um gemeinsam und mit externer Beratung über unser zukünftiges Programm, unsere Strategien, unsere Ziele zu reden“, kündigt der Verlag an.

Die Krise des Hirnkost Verlags sei kein Resultat individuellen Versagens – auch wenn es viel Optimierungspotenzial gebe. „Aber wenn innerhalb von wenigen Jahren fast 50 Verlage mit sehr unterschiedlichen Profilen und Konzepten aufgeben, jedes Jahr in Deutschland etwa 100 Buchhandlungen schließen müssen, zeigt das sehr deutlich, dass der Buchhandel in einer existenzgefährdenden strukturellen Krise steckt – die der Markt und individuelle Optimierungen allein nicht mehr auflösen können“, so der Hirnkost Verlag und fordert die Politik dazu auf, der Forderung einer strukturellen Förderung der Literaturbranche nachzukommen.

Auch eine Studie beauftragt von der Beauftragten für Kultur und Medien kam zu dem Ergebnis, dass die verlegerische Vielfalt allein durch die Marktdynamiken im Buchverlagswesen nicht erhalten werden kann.

„Sie wissen es – aber sie handeln nicht! Das bedeutet, der Druck muss erhöht werden.“ Deshalb hat der Hirnkost Verlag in der letzten Woche gemeinsam mit anderen Verlagen die Interessengemeinschaft unabhängiger Berliner Verlage gegründet, um künftig „Mit einer kräftigen gemeinsamen Stimme sprechen zu können“.

Als erstes habe man beim Hauptstadtkulturfonds die Förderung einer Indie-Buchmesse im Herbst 2025 beantragt.