Die Nachlese: Was die Branche diese Woche bewegt hat

Von KI im Klassenzimmer bis Buchhandlungspreis

24. November 2025
Redaktion Börsenblatt

Künstliche Intelligenz erobert den Schulalltag, kleine Buchhandlungen ringen um den richtigen Umgang mit Geschenkverpackungen, der Deutsche Buchhandlungspreis verschiebt sich – und im Handel stehen große Umbrüche an: Unser wöchentlicher Branchenrückblick ordnet die wichtigsten Entwicklungen ein.

Nachlese Podcast-Cover (Mock-up)

Die Nachlese erscheint jeden Montag

Transkript der Podcast-Folge

Künstliche Intelligenz ist bei Jugendlichen auf dem Vormarsch – das bestätigt jetzt auch die neue JIM-Studie. 91 Prozent der 12- bis 19-Jährigen nutzen inzwischen KI-Tools, vor allem für Hausaufgaben und zum Lernen. Auch zur Recherche wird KI immer wichtiger: ChatGPT ist nach klassischen Suchmaschinen schon das zweitbeliebteste Info-Tool. Mehr als Hälfte der Jugendlichen vertraut den KI-Antworten.
Das Smartphone bleibt dabei der ständige Begleiter – das ist gar keine Metapher. Im Schnitt daddeln die Jugendlichen fast vier Stunden täglich, bei Älteren ist es sogar noch mehr. Viele wissen zwar, dass Pausen guttun, aber die Selbstkontrolle fällt ihnen schwer. Ein Drittel ist morgens oft müde, weil das Handy abends zu lange genutzt wird.
Ein großes Problem sind auch Fake News: Zwei Drittel der Jugendlichen sind schon darauf gestoßen. Die Studie fordert deshalb mehr Verantwortung von Plattformen bei der Löschung solcher Inhalte. Klar ist: KI und digitale Medien prägen den Alltag junger Menschen – mit allen Chancen und Risiken.

Mehr Infos dazu findet ihr in unseren Shownotes.

https://www.boersenblatt.net/news/maerkte-und-studien/massiver-anstieg-der-ki-nutzung-bei-jugendlichen-398483

Lasst ihr eure Weihnachtsgeschenke gleich verpacken? Nicht nur in Onlineshops und bei Handelsketten ist es selbstverständlich, dass für das Verpacken von Geschenken eine Servicegebühr erhoben wird. Die meisten Läden lassen sich den Service etwas kosten – manche stellen ihren Kund:innen Verpackungsmaterial und einen Tisch zur Verfügung. Viele kleine Buchhandlungen scheuen sich bislang davor Geld zu verlangen, packen Geschenke aber besonders liebevoll ein. Das Börsenblatt will aktuell in einer Leser:innen-Umfrage wissen: Seid ihr bereit seid, für verpackte Geschenke zu bezahlen? Den Link zur Umfrage gibt's in den Shownotes.

 

Buchhandel

Der Deutsche Buchhandlungspreis 2025 wird im Frühjahr 2026 überreicht. Aus "organisatorischen Gründen", wie es etwas schmallippig auf der Website des Preises heißt. Verkündet werden sollen die Preisträger:innen Anfang kommenden Jahres. Nach Börsenblatt-Informationen soll die Jury aber schon getagt haben. Unabhängige Buchhandlungen konnten sich im Sommer um die begehrte Auszeichnung bewerben. Der Preis wird seit 2015 jährlich vergeben und zwar durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Auszeichnung ist mit einem Gütesiegel verbunden und natürlich gibt's auch ein Preisgeld. Das beträgt für den Hauptpreis 25.000 Euro. 

https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/deutscher-buchhandlungspreis-2025-wird-im-fruehjahr-ueberreicht-398983

Die Katapult-Buchhandlung in Chemnitz wurde Opfer von Einbrechern. Gestohlen haben sie zwei Handys, einen Laptop und Bargeld im Wert von rund 3.000 Euro. Vor ein paar Wochen wurden der "Katapult"-Herausgeber Benjamin Fredrich vor dem Buchladen außerdem angegriffen – der Täter soll einen Schlagstock benutzt haben, schreibt Fredrich in einem Newsletter.

https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/einbruch-katapult-kiosk-399041

Nach zehn Jahren Abwesenheit kehrt Thalia nach Kiel zurück. Im Herbst nächsten Jahres will der Filialist einen Laden in der Innenstadt eröffnen – auf mehr als 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Höhepunkte sollen eine große Eventfläche, die Kinderbuchabteilung und ein regionaler Fokus mit nordischem Charakter werden. Rund 200 Metern entfernt befindet sich bereits eine Filiale der Buchhandlung Liesegang.

https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/thalia-kommt-nach-kiel-398985

Hugendubel bekommt einen Minderheitsgesellschafter: Die TOPP Holding AG der Hamburger Unternehmerfamilie Herz will sich an dem inhabergeführten Buchhandelsunternehmen beteiligen. Das Vorhaben wurde schon beim Bundeskartellamt angemeldet. Die TOPP Holding AG ist eine Investmentgesellschaft, mit der die Hamburger Unternehmerfamilie Herz in Einzelhandels- und Großhandelsunternehmen investiert; zu ihren Beteiligungen gehört unter anderem der Buchgroßhändler Libri sowie Blume 2000.

Generationenwechsel in der Buchhandlung Rieck im oberschwäbischen Aulendorf: Monika Dölle (66) hat das Geschäft an ihre Tochter Stefanie Dölle (40) übergeben. Das Geschäft wurde 1938 als Versandbuchhandlung für Theologie und Geisteswissenschaften gegründet – ein Bereich, der immer noch eine Rolle spielt. Heute gibt's aber einen Laden mit allgemeinem Sortiment auf 180 Quadratmetern Fläche, auch Buchvorstellungsabende  in den Kurkliniken spielen eine Rolle.

In den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Timpe in Kierspe; NRW; haben zeitgleich die "Paper Pan Buchhandlung Timpe" und eine Postfiliale eröffnet. Ein Leerstand wurde so verhindert. Inhaberin Nadine Kahlmann ist gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, war aber viele Jahre im Einzelhandel tätig. Einen Teil der Räume soll an eine Eventagentur vermietet werden.

Literaturpreise

In Hamburg wurde zum allerersten Mal der Spiegel Buchpreis vergeben. Dass die US-Autorin Rachel Kushner für "See der Schöpfung" die erste Preisträgerin sein würde, hatten die Hamburger bereits am Abend vor der Preisverleihung gemeldet. Der Preis ist nicht dotiert. Darum musste sich die Spiegel-Gruppe in den Feuilletons durchaus Kritik gefallen lassen – in der "Süddeutschen Zeitung" etwa wurde gefrotzelt, die Spiegelgruppe wolle sich wohl gerne selbst mit den Namen der Autor:innen schmücken, versuche aber, es genau andersherum zu verkaufen. Wie die Stimmung bei der Preisverlage in Hamburg war, könnt ihr auf boersenblatt.net nachlesen, unser Kollege Matthias Glatthor war dabei. Das Buch "See der Schöpfung" ist auf Deutsch bei Rowohlt erschienen, übersetzt hat es Bettina Abarbanell .

 

Der mit 25.000 Euro dotierte Bremer Literaturpreis geht an Heinz Strunk. Prämiert wird sein Erzählband "Kein Geld Kein Glück Kein Sprit", das Buch ist bei Rowohlt erschienen. Über den Förderpreis kann sich Kaleb Erdmann freuen. Sein Buch "Die Ausweichschule"  wurde bei Park x Ullstein verlegt.

Nachdem sie bereits den Deutschen Buchpreis und den Bayerischen Buchpreis erhalten hat, wurde Dorothee Elmiger für ihren Roman "Die Holländerinnen" (Hanser) auch mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Der Gewinn beträgt umgerechnet rund 32.000 Euro.

 

 

Verlage

Penguin Random House zieht mit über vierzig Verlagen in ein neues Bürogebäude im Münchner Stadtteil Berg am Laim. Die Verlagsgruppe wird Hauptmieter im Neubau SUN und hat dafür einen 10-Jahres-Mietvertrag über 12.000 Quadratmeter abgeschlossen. Bis die Kisten gepackt werden, ist noch ein bisschen Zeit: Der Umzug steht im Jahr 2028 an.

Die Verlagsgruppe Oetinger hat in Hamburg-Altona ihr eigenes Tonstudio eröffnet: „Die Kajüte“. Unter Leitung von Sebastian Twele produziert Oetinger Media künftig Hörbücher, Hörspiele und Podcasts direkt im Verlag.

A propos Hörbuch: Vor einem halben Jahr hat Spotify in Deutschland das Angebot "Premium Hörbuch Experience" gestartet. Das Börsenblatt hat nachgefragt. Laut Unternehmen ist die Hörzeit seither gewachsen –insbesondere junge Kund:innen nutzen das Angebot. 56 Prozent der Hörbuch-Nutzer:innen sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. 350.000 Titel umfasst der Katalog, 60.000 davon in deutscher Sprache. Verlage bekommen für eine Hörstunde von Spotify übrigens zwischen 20 und 40 Cent.

Ferdinand von Schirach bringt sein erstes Kinderbuch heraus und hat alle Zeichnungen selbst gemacht. Das Buch heißt "Alexander", ist für Kinder ab zehn Jahren und dreht sich um Demokratie und das friedliche Zusammenleben. Die Handlung spielt in einer antiken Stadt. 2.500 Buchhandlungen bekommen schon jetzt Vorabexemplare, im Handel gibt's das Buch ab dem 25. Februar 2026.

Börsenverein

Ab Januar 2026 wird das Vergaberecht für das Schulbuchgeschäft in Nordrhein-Westfalen vereinfacht. Die Landesregierung schafft feste Wertgrenzen und starre Verfahren ab – Kommunen können künftig flexibler und mit weniger Bürokratie Schulbuchaufträge vergeben. Der Börsenverein Landesverband NRW begrüßt diesen Schritt ausdrücklich als Chance für den lokalen Buchhandel.

Allerdings ist noch offen, wie die neuen Regeln in den einzelnen Kommunen konkret umgesetzt werden. Deshalb empfiehlt der Börsenverein allen Buchhandlungen, frühzeitig Kontakt zu ihren Kommunen aufzunehmen, um sich über die neuen Abläufe zu informieren und sich aktiv einzubringen. Weitere Infos und ein Merkblatt zu den Änderungen gibt es beim Börsenverein NRW.

Die Zukunfts-AG im Börsenverein will ihre Projektgruppen stärker vernetzen. Jede Taskforce erhält künftig ein Sprecher:innen-Duo. Wichtigste Projekte: Die Wiederbelebung des eigenen KI-Podcasts und mehr Präsenz in den Sozialen Medien. Das Börsenblatt war beim Präsenztreffen auf dem Mediacampus Frankfurt mit dabei – einen Nachbericht gibt's online.

Kurz notiert

Wie zu erwarten, darf die Thalia-Gruppe große Teile der Mediengruppe Stein übernehmen. Das Bundeskartellamt hat das Vorhaben genehmigt.

Der Bilderbuchkünstler Helme Heine ist am 20. November im neuseeländischen Russell verstorben. Er wurde 84. Seine Bücher über die Freunde aus Mullewapp machten ihn in vielen Ländern bekannt.

Die Frankfurter Buchmesse vergibt im Rahmen einer neuen Wildcard-Kampagne zwei Messestände an Publishing Partner – ab sofort läuft die Bewerbungsphase.