Oberbürgermeister Mike Josef im Gespräch

"Weiter in den Wörtern leben"

15. Oktober 2025
Ronja Ferkinghoff

Welche Rolle spielt Frankfurt am Main für die Buchbranche und wie geht man mit Bücherzensur um? Diese und weitere Fragen diskutierten auf dem Mediacampus junge Branchenmitglieder mit OB Mike Josef und Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

"Die Frankfurter Buchmesse repräsentiert die Menschenrechte": Mit diesem Satz brachte Oberbürgermeister Mike Josef auf den Punkt, was Frankfurt am Main für ihn zu einer der wichtigsten Städte des Buches macht. Die Messe strahle weit über die Republik hinaus. Sie sei ein Ort, an dem Meinungen aufeinandertreffen, diskutiert und neue Perspektiven gewonnen werden. "Wir sollten das als Marke nach außen tragen", fordert er. Keine andere Stadt in Deutschland bündele so viel Buch wie Frankfurt – von der Messe über Verlage und Buchhandlungen bis hin zum Mediacampus Frankfurt, wo junge Branchenmitglieder nun mit Mike Josef und Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, über die Zukunft des Buches diskutierten. 

Josef wisse, dass Frankfurt oft auf das Bahnhofsviertel reduziert werde. Dabei, so betont er, sei die Stadt "ein Ort, an dem Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammenkommen, diskutieren und sich austauschen". Nur: "Wir sind nicht so gut darin, unsere Stärken nach außen zu zeigen." Genau das müsse sich ändern, denn Frankfurt sei nicht nur Finanzmetropole, sondern eine Stadt der Worte, der Ideen und der gelebten Kultur. 

Auch die Jüngeren sahen das so. Eine Buchhändlerauszubildende erinnert daran, dass das Buch "ein riesiges Kulturerbe in und aus Frankfurt" sei und dass die Stadt stolz darauf sein sollte. "In Frankfurt wird noch gelebt – und es soll klar werden, dass die Stadt weiter in den Wörtern lebt."

Peter Kraus vom Cleff, Oberbürgermeister Mike Josef und Monika Kolb im Gespräch mit jungen Branchenmitgliedern auf dem Mediacampus.

Wie aktuell Bücher bleiben, zeigt auch ein Blick über den Atlantik: Das Thema "Banned Books" – in den USA verbotene Werke – bewegte viele der jungen Diskussionsteilnehmer:innen. Einige erzählten, dass in ihren Buchhandlungen eigene Tische mit "Banned Books" aufgestellt worden seien, um eine Haltung zu zeigen. Die Geschäftsführung des Mediacampus, Monika Kolb, lobte solches Engagement: "Das beweist, wie wichtig Buchhandlungen als kulturelle Orte sind." Eine Schülerin des Mediacampus fasste das Gefühl vieler zusammen: "Das Buch ist einfach das Verbindungsstück zwischen den Generationen." In einer Zeit politischer Spaltungen bleibe das Buch ein gemeinsamer Nenner: "Jeder liest irgendwann irgendwas. Man muss nicht einmal lesen können, um in Kontakt mit Büchern und Geschichten zu kommen."