Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins

"Positive Entwicklung des stationären Buchhandels"

3. Juni 2014
von Börsenblatt
Die Umsatzentwicklung im stationären Sortiment (plus 0,9 Prozent) verlief 2013 erstmals besser als im Online-Buchhandel (minus 0,5 Prozent zum Vorjahr), teilte der Börsenverein heute auf seiner Wirtschaftspressekonferenz mit. Dieser Trend setze sich in diesem Jahr bislang fort. Insgesamt stieg der Umsatz mit Büchern 2013 gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 9,54 Milliarden Euro.

"Der deutsche Buchmarkt hat weltweit in seiner kulturellen Vielfalt, in der Breite des Angebots und durch den flächendeckenden stationären Buchhandel Vorbildcharakter", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, heute bei der Präsention der Wirtschaftszahlen in Frankfurt.

Doch diese Vielfalt werde von außen angegriffen. "Deshalb setzt sich die Buchbranche auch für eine Kulturausnahme beim Freihandelsabkommen und gegen die zerstörerischen Vorstöße von Quasi-Monopolisten auf dem Buchmarkt ein." Die aktuelle Marktentwicklung sei insgesamt positiv, so Skipis. Der Buchmarkt entwickele sich kontinuierlich und stabil. Das liege an der klugen Verbindung von innovativen Ideen mit bestehenden erfolgreichen Angeboten der Marktteilnehmer. Skipis: "In der Weiterentwicklung ihres Geschäfts handeln Verlage und Buchhandlungen gelassen und selbstbewusst."

 

Stationäres Sortiment im Aufwind

"Erfreulich ist die positive Entwicklung des stationären Buchhandels. Der Ausbau des Online-Geschäfts, die Konzentration auf Beratung und Empfehlungen und die Erweiterung der Kompetenzen im E-Book-Geschäft machen sich bemerkbar", so Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins.

Auffälligste Tendenz des vergangenen Jahres sei der Umsatz-Rückgang im Online-Buchhandel und damit die gegenläufige Entwicklung von online und stationär. Riethmüller: "Die Verbindung von sofortiger Lieferbarkeit, gebundenem Preis und individueller Beratung im Buchhandel ist einzigartig und kaum zu verbessern. Das merken die Kunden. Zudem setzt der der stationäre Buchhandel seine 'Multichannel'-Strategie um und bewegt sich mittlerweile auf vielen Kanälen." 

Das E-Book werde zwar zu einer festen Größe in Deutschland. "Wer allerdings damit gerechnet hat, dass sich der Markt mit einer ähnlichen Dynamik wie in den USA entwickeln wird, sieht sich getäuscht. E-Books werden immer selbstverständlicher genutzt", sagt Matthias Heinrich, Vorstandsmitglied des Börsenvereins. Erfreulich sei, dass die überwiegende Mehrheit der Verlage und Buchhandlungen mit E-Books plant, um für eine größere Nachfrage der Leser gerüstet zu sein.

 

Die Wirtschaftszahlen im Überblick

Größter Vertriebsweg bleibt laut Erhebung des Börsenvereins

  • der stationäre Buchhandel, der 2013 4,64 Milliarden Euro Umsatz erzielte (plus 0,9 Prozent gegenüber 2012). Das waren 48,6 Prozent des Gesamtumsatzes der Buchbranche.
  • Der Internet-Buchhandel hatte 2013 einen leichten Umsatz-Rückgang von 0,5 Prozent zu verbuchen. Der Umsatzanteil lag 2013 bei 16,3 Prozent, das entspricht einem Gesamtumsatz von 1,56 Milliarden Euro.
  • Ein starker Rückgang macht sich im klassischen Versandbuchhandel bemerkbar, der 2013 ein Minus von 12,4 Prozent einspielte (Umsatz: 218 Mio. Euro; Anteil: 2,3 Prozent).
  • Ein stabiles Ergebnis erwirtschafteten dagegen die Verlage in ihrem Direktgeschäft mit einem Plus von 1,5 Prozent und 1,88 Milliarden Euro Umsatz 2013; das entspricht einem Marktanteil von 19,7 Prozent.

Das Angebot: Warengruppen, Titelproduktion, Übersetzungen, Lizenzen

Für die Warengruppe Ratgeber stieg der Umsatz 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent, der Umsatzanteil von 13,8 auf 14,5 Prozent. Auch das Kinder- und Jugendbuch liegt mit einem Umsatzanstieg von 1,3 Prozent im positiven Bereich. Der Umsatzanteil betrug 2013 15,8 Prozent (2012: 15,6 Prozent). Nach einem sehr guten Jahr 2012 ging die Belletristik um 3,5 Prozent etwas zurück und liegt jetzt bei einem Umsatzanteil von 33,8 Prozent (2012: 35 Prozent).

Die Titelproduktion (Erstauflagen) der Verlage stieg im vergangenen Jahr wieder von unter 80.000 Titeln (2012) auf 81.919 Titel. Die Zuwächse stammen unter anderem von der Belletristik mit 15.610 Titeln in 2013 (2012: 14.838 Titel) und dem Kinder- und Jugendbuch mit 8.268 Titeln in 2013 (2012: 7.857 Titel). Die Spitzenwerte der Jahre 2007 und 2010 mit über 86.000 und 84.000 Titeln wurden nicht wieder erreicht.

Die Anzahl der Übersetzungen in Erstauflage bewegte sich 2013 mit 10.731 auf dem Niveau des Vorjahrs (2012: 10.862), so der Börsenverein. Die wichtigsten Sprachen sind Englisch, Französisch und Japanisch.

Erneut zurückgegangen sind die Zahlen beim Lizenzverkauf von 6.855 Lizenzen (2012) auf 6.466 im vergangenen Jahr. 2011 lag die Anzahl der verkauften Lizenzen noch bei 8.000. Wichtigste Sachgruppen für den Lizenzverkauf sind das Kinder- und Jugendbuch mit 2.357 Lizenzen (36,5 Prozent) und die Belletristik mit 1.146 Lizenzen (17,7 Prozent).

Die E-Book-Käufer

Der E-Book-Markt werde kontinuierlich größer, so der Börsenverein. Der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) stieg laut Erhebung 2013 auf 3,9 Prozent, 2012 lag er noch bei 2,4 Prozent. Auffällig ist dabei, laut Börsenverein: Auch die durchschnittliche Intensität pro Käufer stieg im vergangenen Jahr wieder an, von 5,5 auf 6,4 E-Books pro Jahr.

2013 kauften 3,4 Millionen Menschen 21,5 Millionen E-Books − 2012 waren es 2,4 Millionen Menschen, die 13,2 Millionen E-Book erwarben .

Die Vorliebe für gedruckte Bücher bleibe hoch, die Akzeptanz für das E-Book wachse aber kontinuierlich, fasste der Börsenverein zusammen. In der aktuellen E-Book-Studie des Börsenvereins sagen 79 Prozent aller Befragten: "Ich liebe gedruckte Bücher zu sehr, ein elektronisches Gerät reicht nicht an das Leseerlebnis heran", 2009 waren es noch 88 Prozent. Der Anteil derer, die zukünftig ausschließlich gedruckte Bücher kaufen, geht von 40 auf 38 Prozent zurück, gleichzeitig steigt der Anteil derer, die beides − E-Books und gedruckte Bücher − nutzen wollen, von 13 auf 15 Prozent. E-Book-Käufer wollen offene Systeme: Der Studie zufolge ist es knapp 80 Prozent wichtig, gekaufte E-Books auf den Lesegeräten verschiedener Anbieter lesen zu können.

Das E-Book in Verlagen und Buchhandlungen

  • Fast 80 Prozent der stationären Buchhandlungen würden derzeit E-Books oder E-Reader anbieten. Das seien sechs Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Ähnlich sehe es bei den Verlagen aus: 65 Prozent aller Verlage haben E-Books im Programm, die großen Verlage bieten alle E-Books an. 49 Prozent der E-Book-Titel gehören zum Allgemeinen Sortiment, 35 Prozent sind Fachbücher und 15 Prozent Schulbücher.
  • Der Vertrieb von E-Books über den Online-Buchhandel bleibe bei den Verlagen mit 74 Prozent (2012: 72 Prozent) auf hohem Niveau, leicht steigend sind Verleihmodelle (2013: 6 Prozent; 2012: 5 Prozent).
  • Zur Preisgebung: 85 Prozent der Verlage bieten E-Books günstiger an als Printbücher, knapp die Hälfte davon um mehr als 20 Prozent.
  • Die Bedeutung des harten Kopierschutzes nehme ab. Von den 62 Prozent der Verlage, die technische Maßnahmen gegen Piraterie nutzen, verwenden mehr als zwei Drittel weiches DRM (Digital Rights Management), wie beispielsweise das Digitale Wasserzeichen. 
  • Buchhändler nehmen den E-Book-Markt als wichtig für ihr eigenes Geschäft wahr: Zwar würden sie die zunehmende Konzentration des Online-Buchhandels als immer größeres Risiko im digitalen Markt werten, sehen aber die Erschließung neuer Zielgruppen und ein moderneres Image für ihre Buchhandlung als immer größere Chance.
  • Nur noch 40 Prozent der Buchhändler prognostiziert einen Umsatzrückgang im klassischen Buchgeschäft wegen E-Books. 2013 waren es noch 57 Prozent.

Formales zu den Studien 

Die aktuelle Studie "Verankert im Markt: Das E-Book in Deutschland 2013", Juni 2014, ist die vierte E-Book-Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Für die Studie wurde Anfang des Jahres eine Auswahl der Mitglieds-Buchhandlungen und -Verlage befragt.

  • Die Netto-Stichprobe lag im Jahr 2014 bei 538 Sortimenten und 348 Verlagen.
  • Die Hochrechnungen der E-Book-Absätze und -Umsätze stammen aus dem GfK Consumer Panel Media*Scope Buch mit insgesamt 25.000 Personen, die monatlich zu ihren Bucheinkäufen befragt werden. Sie sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren, für insgesamt 67,8 Millionen Menschen.
  • Die Konsumentenbefragung zum Thema E-Books basiert auf Befragungen von 10.000 Endverbrauchern, ebenfalls jeweils zum Jahresanfang, und ist ebenso für die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren repräsentativ.

Alle Zahlen und Daten werden zusammengefasst in der Publikation "Buch und Buchhandel in Zahlen 2014", die vom Börsenverein herausgegeben wird. Sie ist ab August im Buchhandel oder bei der MVB erhältlich.

Die Studie "Verankert im Markt: Das E-Book in Deutschland 2013" wird ebenfalls vom Börsenverein  herausgegeben. Sie ist ab 30. Juni über libreka.de erhältlich. Börsenvereins-Mitglieder erhalten die Studie kostenfrei im Mitgliederbereich der Website (www.boersenverein.de).