Umfrage zur Anerkennungsprämie

Wie hat der Buchhandel das Geld eingesetzt?

29. November 2022
von Sabine Cronau

1 033 Buchhandlungen konnten sich im Mai über eine Anerkennungsprämie freuen. Haben die Sortimente das staatliche Dankeschön für ihre Servicestärke in der Pandemie schon ausgegeben? Und wenn ja: Wofür? Erkenntnisse aus einer Umfrage des Börsenvereins.

Kunstvoller Prämieneinsatz: Die Buchhandlung Schutt in Frankfurt am Main investierte in zwei Deckengemälde von Rudi Hurzlmeier – und in den Bücherpodcast Plan B. 

Nicht überraschend, aber trotzdem sehr erfreulich: »Buchhändler:innen haben ihre Prämie vor allem in kulturelle Veranstaltungen vor Ort und Leseförderungsaktivitäten gesteckt.« So fasst Maren Ongsiek, beim Börsenverein als Ressortleiterin Buchhandel für das Bewerbungsverfahren rund um die Anerkennungsprämie verantwortlich, eine zentrale Erkenntnis aus der Umfrage im Sortiment zusammen.

Zur Erinnerung: 1 033 Buchhandlungen konnten sich im Mai über eine Anerkennungsprämie freuen, mit der ihre Servicestärke in der Pandemie belohnt wurde. 14 Millionen Euro hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth dafür aus dem Programm »Neustart Kultur« zur Verfügung gestellt, in Form von

  • 200 »Anerkennungsprämien für Spitzenleistungen«
    zu je 25 000 Euro,
  • 250 »Anerkennungsprämien für herausragende ­Leistungen« zu je 15 000 Euro,
  • 583 »Anerkennungsprämien für besondere Leistungen« zu je 8 000 Euro.

Von den prämierten Buchhandlungen wollte der Börsenverein nun in einer anonymisierten Umfrage genauer wissen, wofür sie das Geld ausgegeben haben.

Neben Veranstaltungen aller Art haben die befragten Sortimente das Geld vor allem in die Gestaltung des Ladens gesteckt. Viele haben ihr Geld noch nicht ganz ausgegeben, aber nahezu alle sind sich darin einig, dass die Prämie ein hilfreiches Förderinstrument war – mit einem einfachen Bewerbungsverfahren.

Erkenntnisse aus der Umfrage in Zahlen

95 % der Umfrageteilnehmer melden zurück, dass die Anerkennungsprämie für sie »sehr hilfreich« gewesen sei. Weitere fünf Prozent vergeben die Note 2, »hilfreich«.
(Basis: 470 Antworten)

20 % der prämierten Buchhandlungen, die sich an der Umfrage des Börsenvereins beteiligten, haben das Geld bereits ausgegeben – 69 Prozent teilweise.
(Basis: 477 Antworten)

53 % der Sortimente wollen die ganze Summe noch in diesem Jahr ausgeben, 47 Prozent dagegen erst später
(Basis: 382 Antworten)

46 % der Befragten geben dem Bewerbungsprozess
für die Prämie die Bestnote 1 und bewerten das Verfahren als »sehr einfach«. Eine Zwei (»einfach«) vergeben weitere 40 Prozent.
(Basis: 484 Antworten)

Interview mit Maren Ongsiek

Maren Ongsiek, beim Börsenverein als Ressortleiterin Buchhandel zuständig für die Anerkennungsprämie.

Was lässt sich aus der Prämie für Förderungen aller Art lernen?
Die Anerkennungsprämie hat auch deshalb so großen Zuspruch erhalten, weil die Schwelle für die Qualifikation bewusst möglichst niedrig war, die Buchhändler:innen kein Eigenkapital einbringen mussten und die Gelder individuell genutzt werden konnten.

Mitzumachen sollte keinen großen bürokratischen Aufwand erfordern. Es war ein Zeichen der Anerkennung für geleistetes Engagement während der Corona-Zeit, an keine Erwartungshaltung für die Zukunft geknüpft. All das kam gut an und schloss exakt die finanziellen Lücken, für die die Prämie gedacht war. Das zeigen die vielen Bewerbungen und die Umfrage ganz deutlich.


Die Zeiten bleiben hart. Könnte es 2023 wieder eine Prämie geben – oder eine andere Förderung?
Der Börsenverein steht konstant im Austausch mit der Politik, und hier sind natürlich auch weitere Fördermöglichkeiten Thema. Dabei erklären wir, dass die Buchbranche sich zwar als sehr widerstandsfähig erwiesen hat, sie aber infolge der instabilen Welt- und Marktlage nun erneut stark unter Druck steht.

Damit Verlage und Buchhandlungen gerade jetzt eine umfassende Versorgung mit Literatur und Informationen gewährleisten können, braucht es ausgleichende Maßnahmen der Politik.

Welche zum Beispiel?
Buchhandlungen könnte konkret geholfen werden, indem Kulturveranstaltungen und Leseförderung finanziell unterstützt würden, aber auch, indem die von den EU-Finanzminister:in­nen eröffneten Mehrwertsteuerreduzierungen ausgeschöpft und Unternehmenshilfen so gestaltet werden, dass unsere Branche darauf zugreifen kann. Der geplante Kulturpass (mehr dazu hier) ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind gespannt auf die konkreten Rahmenbedingun­gen und unterstützen die Politik gern bei der Ausgestaltung.

Wie laufen die Geschäfte in der aktuellen Krisenlage?

Der Börsenverein hat die Buchhandlungen im Rahmen der Umfrage auch dazu befragt, wie ihre wirtschaftliche Situation im Moment aussieht - mit Blick auf die weltweite Krisenlage.

  • 10 % fürchten, dass sie Mitarbeiterstunden kürzen müssen.
  • 41 % geben dagegen an: »Die Lage ist sehr schlimm«, habe aber noch keine drastischen Folgen.
  • 42 % melden: »Nichts davon, wir kommen gut durch diese herausfordernde Zeit.« Falls die ­Politik den Buchhandel unterstützen will, stehen Heizkosten­zuschüsse auf der Wunschliste ganz oben, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

SCHÖNSTE PRÄMIENPROJEKTE

1. Jubiläumsfest für die Kunden  als Dank für die Unterstützung, gerade im Lockdown

2. Entwicklung eigener Produkte im Spielebereich

3. Einrichtung eines kleinen »Bookshops« mit englischsprachiger Literatur

4. Deckengemälde im Laden und Start eines eigenen Podcasts

5. Investition in ein Buchcafé in der Buchhandlung

HÄUFIGSTE PRMIENPROJEKTE

1. Veranstaltungen (zum Beispiel Lesungen) 14 Prozent (Basis bei dieser Frage: 472 Antworten)

2. Ladenbau (zum Beispiel Regale, Sitzecken, Markisen) 13 Prozent

3. Hardwarekauf (zum Beispiel Computer, Drucker, E-Reader) 11 Prozent

4. Einkauf von Büchern / Leseförderung / Projekte fürs Team jeweils 8 Prozent

5. Nachhaltigkeit (Heizanlage, Beleuchtung, CO₂-Zertifikate) 7 Prozent