Seit ich für den YEA nominiert bin und ich weiß, dass ich diesen erhalten werde, beschäftigt mich eine Sache ganz besonders. Es ist das erste Adjektiv im Titel, das Wörtchen jung. Aber nicht aus Eitelkeit oder einer Sorge darüber, ob ich mit meinen 35 Jahren noch das Prädikat „jung“ verdient habe und mich so fühlen darf. Nein. Natürlich darf ich das. Doch ich mache mir große Sorgen. Um die Zukunft - die Zukunft derjenigen, die auf uns folgen werden und deren aktuelle politische Entwicklung alarmierende Blüten treibt.
Wie ihr wisst, habe ich in meinem Leben vor dem Buchhandel etwas gänzlich anderes gemacht. Ich hatte tatsächlich vor Lehrer zu werden. Nicht aus Verzweiflung ob mangelnder beruflicher Alternativen - wenn es danach gegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich eher Jura oder BWL studiert - aber auch nicht aus voller Überzeugung - denn dann wäre ich Architekt geworden. Aber ich habe es schon immer gemocht Dinge zu erklären, Zusammenhänge aufzuzeigen und dafür zu sorgen, dass Andere weiterkommen. Das andere von dem, was ich mache, ebenfalls profitieren können. Von daher war es für mich nur folgerichtig, dass ich eines Tages vor Schüler:innen stehen werde und dafür verantwortlich bin, dass mein Unterricht sie voran bringen wird im Leben.
Doch es kam anders. Es war kein Unvermögen meinerseits oder der Ärger über das dreigliedrige, verkrustete und zersplitterte deutsche Schulsystem, das Ungleichheiten weiterhin befördert, anstatt sie abzubauen. Der Auslöser für meinen Entschluss, eher eine Promotion an der Uni anzustreben und somit eine akademische Laufbahn zu starten, war Einschüchterung. Durch Eltern. Durch zwei Väter, deren politische Gesinnung sehr schnell deutlich wurde und die mir mit ihren Worten offen Gewalt androhten. Warum? Weil ich in meinem Unterricht an einem Gymnasium in der Sächsischen Provinz die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel und die Öffnung der deutschen Grenzen im Sommer 2015 verteidigt habe. Ja sogar ethisch-philosophisch legitimiert habe.