Deutscher Verlagspreis: Interview mit Jurorin Roswitha Buddeus-Budde

"Diese Verlage sind die Hefe unserer Kultur"

2. Oktober 2024
von Stefan Hauck

Die Liste der ­Preisträger für den diesjährigen Deutschen Verlagspreis steht: ein Gespräch mit der Journalistin ­Roswitha Budeus-­Budde, die seit drei Jahren zur Jury gehört.

Roswitha Budeus-Budde. Bis 2022 verantwortete die Journalistin die Kinder- und Jugendliteratur im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung«; sie ist Dozentin und Referentin für das Goethe-Institut, den Börsenverein-­Landesverband Bayern und die ­Münchner Stadtbibliotheken

Sie sind seit Langem in der Branche und kennen die meisten Verlage, die sich bewerben. Fällt die Auswahl schwer – weil es irgendwie alle verdient haben?

Klar, letztlich hätten sie alle den Preis verdient. Denn diese Verlage sind nicht nur die Hefe des Verlagswesens und der Literatur, sondern darüber hinaus unserer Kultur, indem sie oft die jungen Stimmen zu Wort kommen lassen und die Autorinnen und Autoren fördern. Die Mitarbeiter dieser Verlage netzwerken, sie vermitteln, gehen neue Wege, sie bringen die Menschen zur Kultur. Man darf nicht vergessen, dass dieser Preis ja viele Projekte erst ermöglicht.

Wie hart wird in der Jury verhandelt – oder wird man sich rasch einig?

Bei den gut 300 eingereichten Bewerbungen hat sich relativ rasch schon ein klares Bild entwickelt. Wir haben uns intensiv ausgetauscht, jeder hat sein Meinungsbild mitgeteilt und dann haben sich deutliche Tendenzen abgezeichnet. Zuerst haben wir unsere Urteile digital abgegeben; in der letzten Rundehaben wir dann einen Tag live in Berlin getagt – im Haus der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und ­Medien. Wir sind uns diesmal schneller einig geworden als im Vorjahr; ich empfand die sehr sachorientierten Diskussionen als ungemein konstruktiv.

Haben Sie in den Bewerbungen auch Überraschendes gefunden?

Generell überrascht hat uns, wie häufig und gekonnt die digitalen Möglichkeiten eingesetzt worden sind. Überrascht hat uns aber auch, wie Verlage mit wirklich wunderbaren Ideen ziemlich blauäugig auf den Markt gehen. Die gute Absicht allein reicht ja nicht, man braucht nun mal auch Kenntnisse vom Büchermachen, von Produktionsbedingungen, von Buchhandel, Vertrieb etc.

Was sollte ein Verlag mitbringen, um beim Deutschen Verlagspreis in die engere Auswahl zu kommen?

Man muss als Verlag eben unbedingt an die Verbreitung der eigenen Bücher denken. So schaue ich etwa bei Verlagen mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch darauf, ob sie ihre Literatur mit Lesungen befördern, mit Institutionen wie dem Bödecker-Kreis zusammenarbeiten usw. Bei vielen spürt man das starke Engagement, den tiefen Wunsch, etwas bewegen zu wollen, als Kulturnetzwerker unterwegs zu sein, das ist großartig. Und fast immer merkt man, dass ein kleines, schlagkräftiges Team dahinter steht.

Stellt euch als Kenner und Macher der Szene auf, beweist, dass ihr wisst, was ihr da tut!

Roswitha Buddeus-Budde

In diesem Jahr wird zum ersten Mal ein Nachhaltigkeitspreis vergeben. Musste die Jury länger suchen, um einen ­würdigen Preisträger zu finden?

Die Anforderungen, die jeweiligen Nach­haltigkeitsaspekte im Herstellungsprozess der Bücher nachzuweisen, sind sehr hoch.Insgesamt betrachtet sind diese Aspekte bei fast allen Verlagen längst im Fokus, aber nur wenige haben sich getraut, sich zu bewerben – dabei arbeiten de facto alle schon sehr nachhaltigkeitsbewusst. Aber wir hatten wirklich gute Kandidaten, zwischen denen wir uns dann entscheiden mussten.

Was raten Sie Verlagen, die sich 2025 bewerben wollen?

Stellt euch als Kenner und Macher der Szene auf, beweist, dass ihr wisst, was ihr da tut! Es ist entscheidend, nicht nur tolle Ideen zu haben, sondern sie auch realistisch umsetzen und finanziell steuern zu können, mit entsprechender Kenntnis des Buchmarkts und seiner Bedingungen.

PREISVERLEIHUNG

Bekanntgabe der Spitzenpreise durch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, anschließend Empfang:
16. Oktober, 18.30 – 22 Uhr, Frankfurter Buchmesse, Frankfurt Pavilion, Agora

DEUTSCHER VERLAGSPREIS:DIE PREISTRÄGER

  •     Akono Verlag, Leipzig
  •     Alexander Verlag Berlin
  •     Amor Verlag, Leipzig
  •     Antje Kunstmann, München
  •     ArchiTangle, Berlin
  •     Ariella Verlag, Berlin
  •     Assoziation A, Berlin
  •     audiolino, Hamburg
  •     avant-verlag, Berlin
  •     Bom Dia Boa Tarde Boa Noite, Berlin
  •     Buchfink Verlag, Trier
  •     Buchkinder Leipzig
  •     CulturBooks, Hamburg
  •     Dagyeli Verlag, Berlin
  •     Donata Kinzelbach Verlag, Mainz
  •     dr. ziethen verlag, Oschersleben
  •     Draupadi Verlag, Heidelberg
  •     E. A. Seemann Henschel, Leipzig
  •     Edition AV, Bodenburg 
  •     Edition Bracklo, Birkenwerder
  •     Edition Delta, Stuttgart
  •     Edition Faust, Frankfurt am Main
  •     Edition Hibana, Oberelchingen
  •     Edition Orient, Berlin
  •     Eeclectic, Berlin
  •     Eisele Verlag, München
  •     eta Verlag Petya Lund, Berlin
  •     fabulino, Gau-Odernheim
  •     Familiar Faces Verlag, Berlin
  •     Favoritenpresse, Berlin
  •     Fidula-Verlag, Emmelshausen
  •     Frank & Timme, Berlin
  •     frommann-holzboog, Stuttgart
  •     Gans Verlag, Berlin
  •     Golden Luft Verlag, Mainz
  •     gutleut verlag, Frankfurt am Main
  •     Hagebutte Verlag, München
  •     Hochroth Stiftung, Wiesenburg
  •     Horami Verlag, Berlin
  •     Jaja Verlag, Berlin
  •     klak Verlag, Berlin
  •     Königshausen & Neumann, Würzburg
  •     Korbinian Verlag, Berlin
  •     kunstanstifter, Mannheim
  •     Kupido Literaturverlag, Köln
  •     Litradukt, Trier
  •     Mairisch Verlag, Hamburg
  •     Memoranda Verlag, Berlin
  •     Merlin Verlag, Gifkendorf
  •     Merve Verlag, Leipzig
  •     Mirabilis Verlag, Klipphausen
  •     Mixtvision. München
  •     Neofelis Verlag, Berlin
  •     nonsolo Verlag, Freiburg
  •     Orlanda Verlag, Berlin
  •     parasitenpresse, Köln
  •     Passanten Verlag, Casekow
  •     persona verlag, Mannheim
  •     Psychosozial-Verlag, Gießen
  •     Re:sonar Verlag, Hannover
  •     Reisedepeschen, Berlin
  •     Rimbaud Verlag, Aachen
  •     Schiler & Mücke, Tübingen
  •     Secession Verlag Berlin
  •     Shift Books, Berlin
  •     Sorry Press, München
  •     Spaß am Lesen Verlag, Münster
  •     Spector Books, Leipzig
  •     Spica Verlag, Blumenholz
  •     Südpol Verlag, Grevenbroich
  •     Sujet Verlag, Bremen
  •     Sukultur, Berlin
  •     Tauchaer Verlag, Leipzig
  •     Thomé & Thomé (Institut für sprachliche Bildung), Oldenburg
  •     Traian Pop Verlag, Ludwigsburg
  •     Trottoir Noir, Leipzig
  •     Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach
  •     ultramar media, Berlin
  •     Velbrück Verlage, Weilerswist
  •     Verlag Das Kulturelle Gedächtnis, Berlin
  •     Verlag Friedrich Mauke, Weimar
  •     Verlag Thomas Reche, Neumarkt
  •     Voland & Quist, Berlin
  •     zu Klampen Verlag, Springe