Neue Studie zum Fachkräftemangel im Handel

Diese Maßnahmen können Händler gegen den Fachkräftemangel ergreifen

21. März 2023
von Börsenblatt

Der Handel sucht Personal. Insbesondere im digitalen Bereich ist der Fachkräftemangel spürbar. Wie eine neue Studie des IFH Köln zeigt, ziehen bis zu 60 Prozent der jüngsten Generation in Betracht, die Branche zu wechseln. Folgende Maßnahmen ziehen die Studienleiter aus den Ergebnissen, um junges Personal an die Handelsbranche zu binden:

Der Fachkräftemangel stellt den Handel vor große Herausforderungen. Gesucht werden vor allem digitale Talente. Damit bezeichnet die ECC CLUB Studie Personen, die seit mindestens zwei Jahren berufstätig sind und für die Kompetenzen Social Media, SEO, E-Commerce, Big Data, Content-Produktion, Digital-Design, digitale Kommunikation und Digital Leadership relevant sind.

Doch unbesetzte Stellen führen laut der neuen ECC Club Studie „Hire me if you can − Mitarbeitende erfolgreich werben, halten und binden!“ nicht nur auf Unternehmensseite zu Problemen. Auch für Mitarbeiter:innen sind die Folgen spürbar. Je vier von zehn befragten digitalen Talenten geben an, dass sie durch den Fachkräftemangel flexibel andere Aufgaben übernehmen müssen (44 %), mehr Überstunden machen (42 %) und sich neue Kompetenzen aneignen (42 %).

Als Ausweg aus der anhaltenden Überforderung und Unzufriedenheit haben 61 Prozent der GEN Z (ab Jahrgang 1995) sogar in Betracht gezogen, die Branche zu wechseln. In der Gen Y (1980-1994) denken 44 Prozent über einen Jobwechsel nach.

Dies verdeutliche den akuten Handlungsbedarf für Unternehmen im Handelsumfeld, um digitale Talente zu gewinnen und zu binden, teilt das IFH Köln mit.

Erfolgreiche Personalsuche durch Social Media und schnelle Bewerbungsprozesse

Jeder zweite junge Mensch bestätigte in der Studie die Relevanz von Social-Media-Plattformen bei der Jobsuche. Die Mehrheit der Händler und Hersteller hat das Potenzial bereits erkannt und nutzt bereits verschiedene Kanäle zur Personalsuche, vor allem berufliche Netzwerke wie Xing und LinkedIn. Die Gen Z präferiert laut Studie jedoch Instagram und TikTok.

Läuft der Bewerbungsprozess einmal, ist Schnelligkeit gefragt: Knapp zwei Drittel der jungen Talente wünschen sich eine persönliche Rückmeldung innerhalb von maximal einer Woche nach Eingang der Bewerbung. Um diesen Anforderungen nachzukommen, helfen unter anderem schnelle Entscheidungswege und standardisierte Prozesse auf Unternehmensseite. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann nützlich sein: Rund die Hälfte der Händler und Hersteller gibt an, dass durch den Einsatz von KI eine automatisierte Suche, automatisierte Bewertungen und eine Prognose zur Eignung der Bewerber:innen mittels Datenanalyse sichergestellt werden können.
 

Benefits für Mitarbeitende: Homeoffice, Workation und Co.

Ebenfalls elementar zur Gewinnung neuer Mitarbeiter:innen sind flexible Arbeitsmodelle, die während der Coronapandemie für viele (junge) Arbeitnehmer:innen zum Muss geworden sind. Neben der Option auf Homeoffice wünschen sich drei Viertel der Gen Z die Möglichkeit aus dem Ausland zu arbeiten. Wichtigste Stellschraube zur Mitarbeiterbindung bleibt aber für 84 Prozent der Befragten das Gehalt. Auch der Wunsch, mitzuwirken und in Entscheidungen einbezogen zu werden, gewinnt an Relevanz.

„Die Mehrheit der Mitarbeiter:innen will sich aktiv in die Entwicklung des Unternehmens einbringen und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Dadurch verändert sich auch die Rolle der Führungskräfte, die zunehmend als Mentor:innen und Motivator:innen fungieren. Wertschätzung, gute Kommunikation und Agieren auf Augenhöhe gehören dabei zu den wichtigsten Kompetenzen der Vorgesetzen“, ordnet Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights am IFH KÖLN, die Studienergebnisse ein.
Die komplette Studie befindet sich auf der Website des IFH Köln: ECC CLUB Studie 2023: Hire me if you can