Kolumne von Veronika Weiss

Optimismus – trotz allem!

31. März 2022
von Börsenblatt

In solchen Zeiten über Optimismus schreiben? Ja, gerade jetzt. Denn in guten Zeiten optimistisch zu sein, ist leicht. In schlechteren ist es vielleicht eine Spur naiv, aber auch überlebenswichtig, im Privaten wie im Job, findet unsere Kolumnistin Veronika Weiss.

Veronika Weiss

Die Nachrichten heute können einen ganz schön strapazieren, auch wenn es einem in der persönlichen Blase eigentlich gut geht. Wer über den Tellerrand blickt, kann sich die Sorgen nicht vom Leib halten: Klimakrise, Pandemie, Krieg – wir hatten schon bessere Zeiten, würde ich meinen. Und ich möchte hier über Optimismus schreiben … Ist das unverschämt? Pietätlos? Nein, ich möchte die unverwüstliche Optimistin bleiben, die ich bin. Ich will es mir auch unter schwierigeren Bedingungen nicht abgewöhnen, die Dinge positiv zu sehen. Denn ich halte eine grundpositive Art nicht nur für förderlich, sondern auch für überlebenswichtig, gerade in schwierigen Zeiten.

Optimismus ist alternativlos

Aufgeben ist keine Alternative. Wir müssen weitermachen und daran glauben, dass es gut geht, obwohl auf dem Buchmarkt Verkäufe einbrechen, die Lieferketten stocken oder der Papierpreis steigt. Das Zauberwort „Mindset“ wird oft überstrapaziert, allerdings zu Recht. Immerhin ist damit die Einstellung gemeint, mit der wir an alles herangehen: die Arbeit, Mitmenschen, Bücher, das Leben an sich, Veränderungen, Krisen. Ich hab’s leicht mit meinem Mindset. Manchmal scheint es vielleicht naiv, aber ich bin selbst nach Enttäuschungen recht schnell wieder optimistisch. Es ist mir nicht auszutreiben. Ich bin weder Psychologin noch NLP-Expertin, Coach oder sonstiges, aber das Prinzip, positive Gedanken für sich und den eigenen Erfolg zu nutzen, ist wirklich keine Hexerei.

Tu Gutes und merk es dir

Erlauben wir uns, vom Besten auszugehen. Warum sollte es nicht funktionieren? Wir zweifeln, kritisieren und hinterfragen genug, da darf und soll auch der Gedanke an die glücklichste Fügung und das bestmögliche Ergebnis einen Platz bekommen. Gerade Frauen scheuen sich manchmal davor, Erfolg ihren eigenen Fähigkeiten zuzuschreiben. Ja, Glück kann eine Rolle gespielt haben – aber zu einem Teil (und oft keinem kleinen!) haben wir es unserem eigenen Talent zu verdanken, dass etwas so großartig gelaufen ist. Glauben Sie daran und nehmen Sie es als gutes Omen für zukünftige Projekte. Pushen Sie sich! Spezialisieren Sie Ihr Hirn auf Positives. Sammeln Sie schöne Erinnerungen, Lob, Erfolge.

Fremd-„Manipulation“ der schönsten Art

Natürlich sollten wir nicht nur uns selbst, sondern auch andere wertschätzen. An anderer Menschen Fähigkeiten zu glauben und ihnen persönliches Wachsen zuzugestehen, kann zur Superkraft fürs ganze Netzwerk werden. Ich halte es gerne mit dem Kleiner-Lord-Kniff: Wenn man Menschen Gutes „unterstellt“, dann gibt man ihnen mehr Raum, Gutes zu tun. Besonders gut funktioniert das beim Verstärken von Anlagen, die schon da sind und durch den verdienten Fokus zu echten Talenten werden.

„Ist für Sie das Glas halbleer oder halbvoll?“ Bei Bewerbungsfragen ist diese Frage ein Klassiker, denn Optimisten motivieren das ganze Team und sich selbst. Da sie ihre Arbeit von Anfang an als etwas besonders Gelungenes visualisieren, steuern sie lustvoll auf das Ergebnis zu und holen das Beste aus sich heraus.

Wenn ich beschließe, die einfallsreichste Geschichte zu schreiben, die meinem Kopf entspringen kann, reize ich meine Möglichkeiten komplett aus. Dann denke ich groß und grenzenlos und entfessele meine Fantasie. In diesem Sinne hilft Optimismus, den Anspruch an die eigene Arbeit hochzuhalten, die eigenen Kompetenzen zu vertiefen und über sich hinauszuwachsen. Man wird nahezu unverwüstlich und ist allgemein überzeugender. Optimismus ist ein mächtiges Werkzeug. Wir sollten uns weiterhin darin üben.

Unsere Kolumnistin

Veronika Weiss (36) ist in Wien aufgewachsen und hat dort Germanistik und Musikwissenschaften studiert. Nach Praktikum und Elternzeitvertretung arbeitet sie in Hamburg als Lektorin in der Verlagsgruppe HarperCollins (Cora Verlag) und nebenbei frei als Texterin. Im Börsenblatt schreibt Weiss unter anderem über Trends in der Arbeitskultur, Berufseinstieg und Work-life-Balance.