Umfrage bei Buchhandlungen

Krimskrams oder Umsatzbringer?

24. April 2025
Jona Piatkowski und Jule Heer

Viele Non-Books zu führen hat in den Filialen von Barnes & Noble den Verkauf von Büchern gesenkt und der Glaubwürdigkeit als Buchhandlung geschadet. Gilt das auch für den deutschsprachigen Raum oder ergänzen Non-Books nicht sogar sinnvoll das Sortiment? Wir haben bei Buchhändler:innen nachgefragt.

Ein Ausstellungstisch mit Deko-Artikeln, Konservendosen und weiteren Non-Book-Artikeln vor einem Bücherregal im Hintergrund.

Buchladen in der Rainhof Scheune, Kirchzarten-Burg

Tanja Bagaric, Buchhandlung am Bebelplatz, Kassel

Ich würde sagen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Non-Books stellen einfach ein Zusatzangebot dar und werden von den Kunden und Kundinnen positiv aufgenommen. Die freuen sich, dass sie ein Buch bei uns finden können und dann noch einen Non-Book-Artikel dazu. Außerdem freuen sie sich, uns damit auch unterstützen zu können, statt zusätzlich beispielsweise ein Kaufhaus aufzusuchen. Es ist also ein Zusatz, der gut funktioniert.

Tanja Bagaric

Tanja Bagaric

Hauke Harder, Buchhandlung Almut Schmidt, Kiel

Hauke Harder, ein Buch in der Hand, steht in der Buchhandlung Almut Schmidt in Kiel.

Hauke Harder

Allem voran wollen wir durch das Buch begeistern. Wenn man bei uns in die Buchhandlung tritt, sind es die Bücherregale, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – das prägt die Wahrnehmung von uns als Buchhandlung.
Die Non-Book-Artikel, die wir haben, haben einen direkten Bezug, entweder zum Lesen oder zur Region. Beispielsweise Plüschpuppen zu einem bestimmten Titel oder Honig von einer lokalen Hobby-Imkerin, die auch Kundin bei uns ist. Anlässlich des Gastlandauftritts von Italien zur Frankfurter Buchmesse hatten wir auch einen kleinen Thementisch, etwa mit Nudeln. Aber wir kaufen von solchen Artikeln nicht zu viel ein, damit wir notfalls alles, was wir nicht verkaufen, selbst verbrauchen und mit heimnehmen können.

Melanie Brauchler, Buchhandlung Wandlitz, Wandlitz

Klaus-W. Bramann, bei dem ich einen Lehrgang zur Existenzgründung für Quereinsteiger hatte, meinte immer: "Non-Books bezahlen Ihre Miete." Und das kann ich bestätigen. Vor allem hochwertige Non-Books sollte man anbieten, denn die Bücher bezahlen vielleicht die Nebenkosten und die Gehälter der Angestellten, den Rest aber nicht. Das liegt daran, dass die Gewinnspanne bei Non-Books höher ist. Nachdem Kerstin Geiger mit ihrem Geschenkladen mit auf die Fläche meiner Buchhandlung gezogen ist, bereichern wir uns gegenseitig. Wir haben beide einen neuen Kundenstamm dazugewonnen. Denn ganz viele Kunden wollen zum Buch noch eine Kleinigkeit dazu haben – am Ende kann es sogar eine Großigkeit sein. Die Kollegin sucht sich aus meinen Büchern immer solche aus, die farblich zu ihren Produkten passen und präsentiert sie zusammen. "Der Bücherspazierer" mit blauem Cover liegt zum Beispiel auf blauen Wolldecken, was mit Gemütlichkeit assoziiert wird. Und: Von dieser Stelle verkaufe ich den Titel öfter als aus meinen Regalen.

Melanie Brauchler, Inhaberin der Buchhandlung Wandlitz

Melanie Brauchler

 

Benjamin Weygand, Buchhandlung Lehmkuhl, München

Portrait von Benjamin Weygand

Benjamin Weygand

Für Non-Book-Artikel müsste man natürlich zuerst einmal Platz schaffen. Dann müssten Bücher weg. Wir haben uns immer für die Bücher entschieden – bei uns gibt es also kaum Non-Books. Seit Kurzem haben wir allerdings eine Papeterie-Ecke eingerichtet. Und wir haben die Buchstützen mit bekannten Persönlichkeiten der Weltliteratur von Novellix im Sortiment.

Martina Bollinger, F. Supps Buchhandlung, Bad Homburg

Ich denke, man muss sich an der direkten Umgebung orientieren. In Oberursel, wo ich kürzlich zwei Buchhandlungen an Antonia Stock übergeben habe, gibt es beispielsweise nicht viele Geschenkeläden, aber hier in Bad Homburg sind wir mitten in der Fußgängerzone. Deshalb gibt es bei uns nur zwei Regale mit Non-Book-Artikeln – zum Beispiel Tassen mit Bad-Homburg-Motiven oder kleine Sachen für die Schultüte. Und: Wir bekommen noch diese Woche auch Legami-Stifte ins Programm, weil man da zur Zeit eigentlich nicht dran vorbeikommt. Deshalb freuen wir uns sehr darüber!

F. Supps ist wie man sich eine Buchhandlung vorstellt: Uns liegt Literatur am Herzen und wir bieten auch anspruchsvolle und seltene Titel. Es ist ein großes Geschenk, dass die Homburger uns dafür zu schätzen wissen. Wenn wir also Non-Book-Artikel anbieten, sollte es einen Bezug geben: Es müsste etwas mit Büchern zu tun haben.

Martina Bollinger sitzt auf der Treppe zur Empore in der Bad Homburger Buchhandlung F. Supp

Martina Bollinger

Susanne Arnold, Schmitt & Hahn Buchhandlung C. Machwirth, Alzey

Portrait von Susanne Arnold

Susanne Arnold

Seit wir Teil von Schmitt und Hahn sind, haben wir sicherlich deutlich mehr Non-Book-Artikel. Und die Mischung macht den Eindruck: Wir wollen natürlich als Buchhandlung wahrgenommen werden, aber wir erreichen jetzt auch ein anderes Klientel als früher, das uns als schönen Geschenkladen sieht. Diese Kund:innen kommen herein, schauen sich um und nehmen dann auch mal das eine oder andere Buch mit – das Sortiment bereichert sich gegenseitig.

Aber zum Welttag des Buches – beispielsweise, wenn die Kinder mit ihrem Budget kommen – suchen sich die meisten eher Non-Book-Artikel aus. Non-Books sind also auf jeden Fall ein zweites Standbein, und auch wenn wir nach wie vor mehr Bücher vor Ort haben und verkaufen, würde eine reine Buchhandlung nicht funktionieren – jedenfalls nicht in einer Stadt in der Größe von Alzey.

Andrea Ludorf, Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin

Wir begreifen Non-Books als Möglichkeit, uns zu profilieren und investieren deshalb viel Zeit und Liebe in die richtige Produktauswahl und Präsentation. Als größtes Medienkaufhaus Europas bietet Dussmann das KulturKaufhaus im Ladengeschäft in Berlin-Mitte rund eine Million Produkte aus den Bereichen Bücher, Filme, Musik, Papeterie und Geschenkartikeln. Der Online-Shop umfasst fünfzehn Millionen lieferbare Artikel.
Non-Book-Artikel ermöglichen es uns, saisonale Angebote kreativer zu gestalten und passende Produkte zu kulturellen Ereignissen zu präsentieren. Teilweise lassen wir Produkte wie Taschen oder Adventskalender exklusiv für uns produzieren. Mit den Produkten in unserem Berlin-Shop unterstützen wir lokale Hersteller und stärken damit die regionale Wirtschaft und das Gemeinschaftsgefühl.

Portrait von Andrea Ludorf

Andrea Ludorf

Cara Schneider, Reuffel, Koblenz

Cara Schneider

Cara Schneider

Non-Books sind bei uns nicht mehr wegzudenken. Sie sind der perfekte Zusatzverkauf, denn unsere Kund:innen entscheiden nicht zwischen Buch und Non-Book-Artikel, sondern kaufen beides. Darüber hinaus führt es viele Nicht-Buch-Käufer:innen in die Buchhandlung und auch für Kinder sind die Non-Book-Artikel eine tolle Ergänzung, fördern sogar mit Spaß den Zugang zum Buch. Die Kunst ist es, Non-Books in die Buchhandlung zu integrieren und in die Warenpräsentation einzubinden, indem sie zielgruppengerecht und thematisch passend eingekauft und von unseren Dekorateurinnen stilvoll im Laden präsentiert werden.

Wir haben uns jedoch auch bewusst dafür entschieden mit unserem Concept-Store "Bazaar of Wunderbar" und unserem Spielwarengeschäft "ReuffelSpielraum" zwei Ladengeschäfte zu eröffnen, die ausschließlich Non-Book-Artikel führen, so bleiben in unseren Buchhandlungen die Bücher stets der Mittelpunkt. 

Eine Buchhändlerin bei Bücher Wenner, Osnabrück

Wir führen erst seit Kurzem Non-Books. Aber als große Buchhandlung über mehrere Etagen ist unsere Erfahrung, dass gern beides genommen wird: Bücher und noch eine Kleinigkeit dazu. Das macht ein Geschenk quasi vollständiger. Besonders beliebt sind dabei Non-Book-Artikel, die zu den Büchern passen wie zum Beispiel ein Dinosaurier-Stift zusätzlich zum Dino-Buch. Auch Puzzle sind beliebte Non-Books im Buchhandel – vermutlich weil Kunden, die gern lesen, sich auch gern konzentrieren.