Indie-Bestseller der 170 Prolit-Verlage

Shortlist-Autorin neu auf Platz 1

30. September 2025
Redaktion Börsenblatt

Neu und gleich auf Platz 1 der aktuellen Indie-Bestsellerliste von Prolit ist ein Titel, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025 steht. Ein weiterer Shortlist-Titel ist schon länger ein Verkaufsschlager bei der Auslieferung.

Aus nur einem einzigen Buchstaben besteht der Titel der neuen Nummer 1 in der Prolit-Bestsellerliste vom September: "ë" (Wallstein; ET: 23. Juli) von Jehona Kicaj. Die Autorin, 1991 in Kosovo geboren und in Göttingen aufgewachsen, später zum Studium der Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft nach Hannover gegangen, erzählt in ihrem Debütroman vom in Deutschland kaum bekannten Kosovokrieg. Im Albanischen ist das Ë der achte Buchstabe des Alphabets und mit 10 Prozent der häufigste Buchstabe in albanischen Texten (so Wikipedia), obwohl er kaum ausgesprochen wird. "Als Kind von Geflüchteten aus dem Kosovo ist die Erzählerin auf der Suche nach Sprache und Stimme. Sie wächst in Deutschland auf, geht in den Kindergarten, zur Schule und auf die Universität, sucht nach Verständnis, aber stößt immer wieder auf Zuschreibungen, Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Als der Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre wütet, erlebt sie ihn aus sicherer Entfernung. Doch auch in der Diaspora sind Krieg und Tod präsent – sie werden nur anders erlebt als vor Ort", so der Klappentext.

"Dieser Text ist wirklich sehr fein, hochpoetisch erzählt", urteilte Lara Sielmann (Deutschlandfunk Kultur), und Tilman Spreckelsen (FAZ) meinte: "Den vielen Büchern (...), die zuletzt vom Ankommen und Aufwachsen in Deutschland berichtet haben, fügt dieses eine Farbe hinzu, die bislang gefehlt hat." (beide zitiert von der Verlagswebsite).

Jehona Kicaj steht damit auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2025. Ob sie diesen gewinnen kann, klärt sich bei der Preisverleihung am 13. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse.

Christine Wunnicke, die mit ihrem Roman "Wachs" (Berenberg; ET: 27. März) im August auf Platz 8 in die Prolit-Liste zurückgekehrt war, nachdem sie für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2025 nominiert worden war, klettert im September auf Platz 4. Denn sie hat beim Deutschen Buchpreis den nächsten Schritt geschafft. Sie steht nun auch auf der Shortlist. Wunnicke erzählt eine Liebesgeschichte, die im Frankreich des 18. Jahrhunderts spielt. "Und es lieben sich zwei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten: Marie Biheron, die schon im zarten Alter Leichen seziert, um deren Innenleben aus Wachs zu modellieren; und Madeleine Basseporte, die zeichnend die Anatomie von Blumen aufs Papier zaubert, weil Menschen einen ja doch nur von der Arbeit abhalten und meist keine Ahnung haben. Männer kommen auch vor, in schönen Nebenrollen – ein nervöser Bestseller-Autor, ein junger Nichtsnutz und Diderot, der Kaffee trinkt und viel redet." (aus dem Klappentext).

Übrigens: Der Berenberg Verlag hat diese Tage mitgeteilt, dass er im kommenden Jahr seinen Geschäftsbetrieb einstellen will.

Neu dabei, auf Einstiegsplatz 3, ist "Das Pen!smuseum" (Leykam; ET: 2. September) von Mareike Fallwickl und Eva Reisinger sowie mit Illustrationen von Andrea Z. Scharf. "Bitterböse, kompromisslos und dabei unfassbar lustig schreiben Mareike Fallwickl und Eva Reisinger Geschichten, in denen Frauen aus ihrer Sozialisierung ausbrechen", schreibt der Verlag. "Auch stilistisch haben sich die Autorinnen in kein Korsett quetschen lassen. (…) Das alles sind kleine literarische Beträge (sic!) zur Debatte um Geschlechterrollen – voller Haltung, Wut und Humor", so Judith Fischer (ELLE).

Ebenfalls Premiere in der Liste feiern "Bunkermädchen" (Societäts-Verlag; ET: 4. Oktober – Platz 7) von Michael Kibler, Band 17 seiner Darmstadt-Krimis, und "Irgendwie so total spannend" (zu Klampen Verlag; ET: 25. April – Platz 10), ein Essay mit dem Untertitel: "Unser schöner neuer Sprachgebrauch". Es geht um den öffentlichen Sprachgebrauch, der nach Ansicht des Autors, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, permanent zwischen vagen und starken Aussagen, zwischen "irgendwie" und "absolut", "ein bisschen" und "total" schwankt. Das führe oft zu unfreiwilliger Komik, wie er an vielen Beispielen zeigen will.

Prolit-Bestseller September 2025
01.09.2025 10:00 Uhr
Cover: ë
Lesemotiv
1
2
Cover: Das Pen!smuseum - Mit Texten von Jovana Reisinger, Sophia Süßmilch und Illustrationen von Andrea Z. Scharf
Lesemotiv
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Basis dieser monatlichen Bestseller-Liste, die Sie jetzt auch auf Börsenblatt online finden, sind die Verkäufe der 170 Prolit-Verlage von Büchern (alle Warengruppen; HC, PB, TB) und Non-Books im Vormonat.