Aus nur einem einzigen Buchstaben besteht der Titel der neuen Nummer 1 in der Prolit-Bestsellerliste vom September: "ë" (Wallstein; ET: 23. Juli) von Jehona Kicaj. Die Autorin, 1991 in Kosovo geboren und in Göttingen aufgewachsen, später zum Studium der Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft nach Hannover gegangen, erzählt in ihrem Debütroman vom in Deutschland kaum bekannten Kosovokrieg. Im Albanischen ist das Ë der achte Buchstabe des Alphabets und mit 10 Prozent der häufigste Buchstabe in albanischen Texten (so Wikipedia), obwohl er kaum ausgesprochen wird. "Als Kind von Geflüchteten aus dem Kosovo ist die Erzählerin auf der Suche nach Sprache und Stimme. Sie wächst in Deutschland auf, geht in den Kindergarten, zur Schule und auf die Universität, sucht nach Verständnis, aber stößt immer wieder auf Zuschreibungen, Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Als der Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre wütet, erlebt sie ihn aus sicherer Entfernung. Doch auch in der Diaspora sind Krieg und Tod präsent – sie werden nur anders erlebt als vor Ort", so der Klappentext.
"Dieser Text ist wirklich sehr fein, hochpoetisch erzählt", urteilte Lara Sielmann (Deutschlandfunk Kultur), und Tilman Spreckelsen (FAZ) meinte: "Den vielen Büchern (...), die zuletzt vom Ankommen und Aufwachsen in Deutschland berichtet haben, fügt dieses eine Farbe hinzu, die bislang gefehlt hat." (beide zitiert von der Verlagswebsite).
Jehona Kicaj steht damit auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2025. Ob sie diesen gewinnen kann, klärt sich bei der Preisverleihung am 13. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse.