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Die gute Art Stress

21. Oktober 2022
von Veronika Weiss

Negativer Stress wird größer, wenn man ihm zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Die beste Art ihn kleinzuhalten: die Aufgaben angehen, ohne Metaebene. 

Sind Sie auch gerade so im Stress? Kaum jemand aus der Branche verneint momentan diese Frage; die Frankfurter Buchmesse läuft, und es ist jede Menge zu tun. Manche Menschen leiden darunter und zählen auf, was alles zu erledigen ist, wer noch auf Rückmeldung wartet und wie viele Termine während der Messetage anstehen. Den Work­load haben sie klar im Bewusstsein, und der verursacht ihnen mentalen Stress – Distress, negativen Stress nämlich. Es passiert ganz leicht, dass wir diesen unbewusst verstärken. Wer seine Sorgen mehrfach in Gesprächen artikuliert, sie jedes Mal noch anschaulicher beschreibt, begibt sich in einen Teufelskreis.

Distress und Eustress

Stressoren können von überall auf uns einströmen: Auch von oben kann im Job ganz leicht dauerhafter Distress verursacht werden – durch das Ausüben von Druck, schlechte Stimmung, fehlende Informationen. Allerdings hat Stress ja auch seinen Nutzen. Stressreaktionen bewirken biologisch gesehen, dass wir besser mit veränderten Situationen umgehen können.
Stress zu bewältigen, kann wahre Hochgefühle auslösen. Bei einer Achterbahnfahrt stehen wir körperlich unter enormem Stress, aber es ist ein positiver. Und die Glücksgefühle, die danach ausgeschüttet werden, sind nicht zu verachten. Das Gleiche passiert, wenn wir frisch verliebt sind und der auserwählten Person näherkommen: Verliebtheit ist nichts anderes als ein Zustand von Dauerstress – und es gibt kaum etwas Schöneres, oder? Solange die Situation für uns zu bewältigen ist, empfinden wir positiven Stress: Eustress.
Überall da, wo wir es selbst noch steuern können, sollten wir darauf achten, mit Stress bewusst umzugehen und ihn in Eustress – positiven Stress – zu verwandeln. Voraussetzung dafür ist, dass die Belastung nicht übermäßig wird und die Aufgaben irgendwie zu schaffen sind – und zwar nicht objektiv gesehen, sondern nach rein subjektivem Gefühl. 

So gelingt der Umgang mit Belastungen

Wenn mir persönlich manchmal scheint, dass ich mit der Arbeit nicht mehr nachkomme, empfinde ich tatsächlich körperliche Symp­tome: Mir wird heiß, der Puls geht hoch, meine Ohren sind belegt, die Stimme wird rau. Einerseits total unnötig, andererseits ein Zeichen dafür, dass das gerade kein guter Stress ist. Und ich weiß, dass ich diesen Zustand auf Dauer körperlich nicht wegstecken könnte. Mir bleibt nichts übrig, als mich zu sortieren und mir bewusst zu machen, dass ich doch meist mehr schaffe als gedacht, wenn ich mich erst mal daransetze. 
Das Tun ist meiner Erfahrung nach das beste Mittel gegen solche Distress-Anfälle. Denn die machen sich nur bemerkbar, wenn man auf der Metaebene ist. Kaum widmet man sich einer Aufgabe inhaltlich, bleiben keine Ressourcen für Panikgedanken. Kann es also ein Rezept sein, die Metazeit möglichst kurzzuhalten? Damit geht ja einher, dass man gleichzeitig mit voller Kraft operativ arbeitet und mehr und mehr 
wegschafft … Das motiviert ungemein und lindert den Stress, löst sogar Zufriedenheit aus. In diesem Sinne: schöne Messe Ihnen allen!