Karriere

Raus aus dem Homeoffice!

28. April 2023
von Veronika Weiss

Menschen, die selbstständig oder dauerhaft remote arbeiten, sind nicht gezwungen, sich in ihren eigenen vier Wänden zu zermürben. Es gibt kostengünstige oder sogar kostenlose Alternativen. 

Der Freiraum im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ist als soziokultureller Ort gedacht, an dem auch gearbeitet werden darf

Wie sieht Ihr Arbeitsweg so aus? Vom Schlafzimmer über Bad und Küche direkt an den heimischen Schreibtisch? Dann ist es bei Ihnen wie bei mir: Ich arbeite hauptsächlich im Homeoffice. Und geht es Ihnen auch so wie mir, dass Ihnen manchmal die Abwechslung fehlt? In meinem Zuhause ist es sehr ruhig: Es toben keine Kinder oder Haustiere herum und die Nachbarn lassen auch nichts von sich hören. Meine Tätigkeit ist meistens stumm tippend oder lesend; Telefonate sind die Ausnahme. Ich mag das ja, arbeite gern konzentriert für mich allein. Allerdings muss ich auch einfach mal raus. Und das geht Leuten umgekehrt bestimmt genau so, die im Homeoffice nicht richtig zur Ruhe kommen. Jedenfalls tut Abwechslung gut, also bin ich mit meinem Laptop auf Entdeckungs­reise gegangen und stelle Ihnen heute ein paar Alternativen zum Zuhausesitzen vor.

Alternativen zum HO

1. Der Coworking-Space. Es gibt ihn in unterschiedlicher Innenausstattung und Lage mit unterschiedlichen Buchungsmodellen. Je nach Bedürfnissen muss man vielleicht ein wenig suchen. Ich habe bei einem erst gar keine Antwort bekommen (hier wird wohl ungern tage­weise vermietet), ein anderer entpuppte sich als trist und grau, schmutzig, ohne Blick nach außen. Inzwischen habe ich mein Traum-Coworking gefunden: in einer zentralen und belebten Gegend, hell, sehr hübsch eingerichtet, Drucker da, nette Leute, günstig (keine 20 Euro für einen Tag). Da arbeite ich gern ab und zu. 

2. Die Bibliothek. Mein liebster Anlaufpunkt. Hier kann man gut drei oder vier Stunden sitzen, hat konzentriert arbeitende Menschen um sich herum (was motiviert!) und trotzdem Ruhe. Wenn man etwas recherchieren muss – umso besser, die Möglichkeiten dazu sind endlos. Wer es akademisch will, nutzt die Unibibliothek, wer das wahre Leben mag, die Stadtbüchereien. Schreibtische gibt es, WLAN, gutes Licht und Lademöglichkeiten, Kulinarisches meist in Reichweite. Und es kostet gar nichts.

3. Cafés. Das New Work Café ist darauf abgestimmt, Geselligkeit und leibliches Wohl mit einer angenehmen Arbeitsatmosphäre zu kombinieren. Man kann Kaffee trinken und essen – auch ohne zu arbeiten –, nach hinten hin wird es immer ­ruhiger, einzelne Arbeits- und Meetingräume sind buchbar. Die Preise dafür sind in Ordnung, wenn auch nicht ganz günstig. 

4. Öffentliche Plätze mit Internetzugang. Nein, dabei denke ich nicht an die Fußgängerzone vorm Apple-Store oder das nächstgelegene Einkaufszentrum – obwohl gerade in der warmen Jahreszeit vieles denkbar ist. Besser sind die Bedingungen in Museen – das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zum Beispiel bietet einen sogenannten Freiraum an. Er ist als soziokultureller Ort für alle Menschen zum Verweilen nutzbar, oder auch zum Arbeiten, wie es auf der Website ausdrücklich heißt. 

Zum Schluss: Denken Sie bitte daran, im vergleichsweise ungeschützten WLAN nicht mit zu vielen oder sensiblen Daten zu jonglieren. Viel Spaß beim Ausprobieren!

UNSERE KOLUMNISTIN

Veronika Weiss (38) ist in Wien aufgewachsen und hat dort Germanistik und Musikwissenschaften studiert. Nach Praktikum und Elternzeitvertretung in der Verlagsgruppe HarperCollins (Cora Verlag) in Hamburg arbeitete sie dort als Lektorin. Seit 2021 ist sie frei als Texterin und Lektorin tätig. Im Börsenblatt schreibt Weiss unter anderem über Trends in der Arbeitskultur, Berufseinstieg und Work-life-Balance.