»Die Mitarbeit in meiner Erfa-Gruppe ist für mich Gold wert – und in Corona-Zeiten ein wahrer Segen.« So schwärmt nicht nur die Buchhändlerin Ulrike Pitz, Inhaberin der Buchhandlung Merkle in Elzach. Auch andere Buchhändler*innen sind begeistert von »ihren« Gruppen, die ihnen und ihren Unternehmen helfen würden, sich stetig zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Dabei mutet der altbackene Begriff »Erfa-Gruppe« (Abkürzung von Erfahrungsaustausch-Gruppe) alles andere als sexy an, doch von einem verstaubten Image wollen weder die Berater*innen, die die Gruppen leiten, noch die Mitglieder etwas wissen. Im Gegenteil: »Durch die Konzentration bei Verlagen und Buchhandlungen stehen Einzelkämpfer eher auf verlorenem Posten«, sagt der Unternehmensberater Joachim Merzbach. Umso wichtiger sei der Austausch untereinander, der sich stark intensiviert habe. Während man sich früher vor allem zu den Erfa-Tagungen traf, sind die Gruppen seit Langem intensiv über die sozialen Medien vernetzt und teils täglich in Kontakt miteinander. »Das komplexe Umfeld erfordert viele, auch schnelle Entscheidungen und man hat die Möglichkeit, sich jederzeit Rat bei den anderen zu holen, die ja eben-falls Fachleute sind«, führt Beraterin Christiane Goebel aus. Darüber hinaus gibt es »Standard«-Programme und Regeln, die Erfa-Gruppen charakterisieren. Dazu zählen beispielsweise:
- Die Erfa-Tagungen, die meist zweimal im Jahr stattfinden und je nach Gruppe zwischen einem und zwei Tagen dauern. Dabei wird eine Mitgliedsbuchhandlung besucht und einem ausgiebigen Store-Check unterzogen. Auch Stippvisiten bei Unternehmen aus anderen Branchen sind möglich. Die Organisation liegt bei den Berater*innen.
- Die Kosten für die Mitgliedschaft bewegen sich inklusive der Tagungen zwischen 400 und 600 Euro jährlich. Dafür stehen die meisten Berater*innen stets für Fragen zur Verfügung.
- Die Teilnahme am Betriebsvergleich des Instituts für Handelsforschung sowie der Austausch der Kennzahlen untereinander. Manche Berater*innen verfügen über Tools, die eine monatliche Umsatz- und Kundenstatistik vorsehen, sodass die jeweils aktuellen Zahlen im Umlauf sind und Benchmark-Möglichkeiten bieten.
- Diskretion, Zuverlässigkeit, Kritikfähigkeit, Empathie, Vertrauen sowie der Wille, das eigene Unternehmen nach vorn zu bringen – unter anderem diese Eigenschaften werden von den Gruppenmitgliedern erwartet und sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Wer sich auf all das einlässt, den erwarten teils jahrzehntelange Verbindungen, die sich zu intensiven Freundschaften auswachsen können. »Ein spannender Effekt ist, dass man die Entwicklung der Buchhandlungen über Jahre verfolgen kann, durch die Kontinuität und die Dokumentation von Zahlen und Plänen«, sagt Christiane Goebel. »Wir sehen, ob jemand seine Hausaufgaben macht – wenn nicht, kriegt er solidarisch Feuer unterm Hintern.«