Die Sprecherinnen und Sprecher deckten den Kosmos von Schrift als Navigator in einem staunenswert breiten Spektrum ab. So berichtete etwa Jay Rutherford (Bauhaus-Universität Weimar), wie er in der indischen Fünf-Millionen-Stadt Ahmedabad, in der Straßenschilder weitgehend Fehlanzeige waren, im Rahmen eines Studierenden-Projekts für Orientierungsoptimierung sorgte. Benjamin Schöndelen, der als Konzepter bei Deutschlandradio auch am Relaunch des Senders arbeitet, zeigte, welche mikrotypografischen Besonderheiten die Übersetzung von Audio-Inhalten ins Sichtbare erfordert.
Auf eine interessante Leerstelle machte Nadya Kuzmina (LucasFonts, Berlin) aufmerksam: Während wir bei Typografie zumeist an Web- oder klassisches Printdesign denken, bleibt die Welt der Videospiele außen vor. Die Interface-Designerin, die 2016 eine experimentelle Schrift für das Pixel-Art-Game Mogee entwickelte, zeigte die Herausforderungen für Spiele-Entwickler auf.
Vorsprung durch Typo? Wie die markenprägende Schrift Audi-Type zu freier Skalierbarkeit geführt wurde, was die neue Markenschrift DFB Sans Bold mit dem Logo des größten Sport-Fachverbands der Welt macht, war von Nico Wüst zu erfahren, der bei Strichpunkt (Stuttgart) zahlreiche Branding-Projekte maßgeblich gestaltet hat. Dass auch die schönste Schrift nichts mehr hilft, wenn die Spitze eines einst stolzen Verbands die Navigation verliert, steht auf einem anderen Blatt. Die Leipziger Typotage haben sich als zeitgemäße Plattform nicht nur für Schrift- und Grafikdesign-Aficionados behauptet, das Museum für Druckkunst als äußerst lebendiger industriekultureller Ort.