"Gut, dass es das Sozialwerk gibt"
50 Kolleg:innen aus der Branche betreut das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels derzeit. Zwei Beispiele zeigen, wie wichtig diese Hilfe ist.
50 Kolleg:innen aus der Branche betreut das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels derzeit. Zwei Beispiele zeigen, wie wichtig diese Hilfe ist.
Der 10. April 2018 war ein Tag, der für Jutta Lux alles veränderte. "Ich wollte Brötchen holen", erzählt die heute 60-Jährige, die sich damals aufs Fahrrad setzte, um den üblichen Weg durch den Wald zu radeln. Aber sie kam nicht zurück – sondern wurde schwer verletzt und bewusstlos auf dem Waldweg gefunden. Mehrere Wochen lag sie im Koma. Wie sie sich die Verletzungen zugezogen hat, eine Hirnblutung sowie Brüche an Hüfte und Schlüsselbein, weiß sie bis heute nicht. Der Unfall ist aus ihrer Erinnerung wie ausradiert. "Ich bin möglicherweise auf mein Fahrrad gestürzt, vielleicht auch auf einen Metallpfosten am Weg gefallen", vermutet sie.
Sicher ist: Ihr Leben hat sich seither um 180 Grad gedreht. Die Lüneburgerin, die seit 1994 in der Buchhandlung im Schanzenviertel in Hamburg arbeitet, verbrachte vier Monate in verschiedenen Kliniken. Seither kämpft sie sich Schritt für Schritt zurück ins Leben: "Ich habe den Willen, wieder aufzustehen." Zu den gesundheitlichen Herausforderungen kamen aufgrund der Arbeitsunfähigkeit finanzielle Probleme – eine doppelte Belastung, die viel Energie frisst. Eine Erleichterung bietet ihr seit Mai 2019 die monatliche Unterstützung durch das Sozialwerk des Börsenvereins. "Diese Hilfe gibt mir Sicherheit. Mit meiner geringen Rente und dem Minijob würde ich nur ganz knapp über die Runden kommen", sagt die Buchhändlerin. Obwohl sie nach wie vor nur eingeschränkt hören kann und in der Feinmotorik beeinträchtigt ist, ist sie 2020 als geringfügig Beschäftigte wieder in ihren alten Job eingestiegen. "Als Gesellschafterin unserer GmbH bin ich Arbeitgeberin und Arbeitnehmerin in einer Person", führt sie aus. Als Dienstälteste ist sie aktuell stundenweise in der Filiale für Kinderbuch und Pädagogik tätig. Und sie ist fest entschlossen, weiter voranzukommen. "Ich trainiere täglich meine Beweglichkeit, mache Krafttraining und gehe zur Physiotherapie."
Sein Leben lang hat Rainer H. (Name der Redaktion bekannt) gearbeitet. Zuerst in der eigenen Buchhandlung in NRW, die sein Vater 1948 gegründet hatte. Dort veranstaltete er Lesungen mit namhaften Autoren, weckte bei Kindern die Lust am Lesen, brachte erfolgreich eigene Regionalia und Kalender auf den Markt – kurz: Er war Buchhändler mit Leib und Seele. "Doch eine Mieterhöhung um 35 Prozent brachte das Fass zum Überlaufen", berichtet er. "Ich hatte alles in den Aufbau der Firma gesteckt, später Lebensversicherungen aufgelöst, um das Geschäft halten zu können. 1988 musste ich endgültig die Reißleine ziehen und die Buchhandlung schließen." 20 Jahre lang war er anschließend als Vertreter für verschiedene Verlage unterwegs. "Aber ich konnte das finanziell Verpasste nicht mehr aufholen", erzählt der 82-Jährige, "heute komme ich nur so gerade eben zurecht." Ergänzend zu seiner Rente im niedrigen zweistelligen Bereich bekommt er eine staatliche Grundsicherung sowie einen Zuschuss durch das Sozialwerk. 2021 wurde eine Krebserkrankung diagnostiziert. "Meine Kraft teile ich mir gut ein, um über den Tag zu kommen." Da er durch die Erkrankung in seiner Mobilität eingeschränkt ist, ist der ehemalige Buchhändler, der heute in einem Dorf in der Nähe von Chemnitz lebt, aufs Auto angewiesen, um etwa zum fünf Kilometer entfernten Supermarkt zu kommen.
Lebensmittel holt er auch mal günstig bei der Tafel, Kleidung im Secondhandshop – er habe "keine Ex-und-hopp-Mentalität", hebt er hervor. Nur so und nicht zuletzt dank der Beihilfe des Sozialwerks könne er sich den PKW leisten und gelegentlich eine kulturelle Veranstaltung besuchen. "Das Sozialwerk hilft unglaublich", sagt er, und meint damit viel mehr als die finanzielle Unterstützung. Denn die Ehrenamtlichen hätten immer ein offenes Ohr für ihn, hätten ihn beraten und auch davon überzeugt, sich für die Alterssicherung ans Sozialamt zu wenden. "Es ginge den Menschen, die Unterstützung bekommen, deutlich schlechter, wenn es das Sozialwerk nicht gäbe", so seine Überzeugung – eine Erfahrung, die er mit Jutta Lux teilt. "Als 'Kind der Branche' ist es gut zu wissen, dass jemand da ist", sagt Lux. "Ich kenne den Börsenverein seit Jahrzehnten, da ist eine große Vertrautheit. Es ist genial, dass es das Sozialwerk gibt."
Sebastian Guggolz und Michael Menard
An Sie alle, die dem Sozialwerk nahestehen,
seit 190 Jahren unterstützt das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels Kolleginnen und Kollegen aus der Branche, die durch Krankheit oder Unglücksfälle unverschuldet in Not geraten sind. Meistens dann, wenn die staatliche Sicherung nicht greift oder nicht ausreicht. Derzeit bekommen 50 ehemalige Kolleginnen und Kollegen monatliche Zuwendungen. Außerdem gibt es Einmalzahlungen in Notsituationen. 2024 belief sich die gesamte Unterstützung auf 256.000 Euro. In den Dankschreiben kommt neben Erleichterung auch Freude darüber zum Ausdruck, dass die Branche die Betroffenen nicht vergessen hat.
Das Sozialwerk hilft schnell und unbürokratisch. Die Anträge auf Unterstützung werden stets sorgfältig durch die jeweils verantwortlichen Vertrauensleute und Vorstandsmitglieder geprüft.
Allein mit den Mitgliedsbeiträgen sowie den Zuwendungen des Börsenvereins und seiner Landesverbände lassen sich die Ausgaben nicht finanzieren. Das Sozialwerk ist deshalb auf Spenden angewiesen. Weil der Verein gemeinnützig ist, sind alle Spenden steuerlich absetzbar.
Wie in jedem Jahr appellieren wir deshalb zu Weihnachten an Ihre Hilfsbereitschaft. Bitte helfen Sie mit einer Geldspende und/oder werden Sie Mitglied im Sozialwerk. Weitere Informationen und das Aufnahmeformular finden Sie hier:
Wir danken Ihnen bereits heute im Namen derer, denen Ihre Spende zugutekommt.
Sebastian Guggolz, Vorsteher des Börsenvereins
Michael Menard, Vorstandsvorsitzender des Sozialwerks
Spendenkonten des Sozialwerks:
Postbank Frankfurt
IBAN: DE51 5001 0060 0078 1186 01
BIC: PBNKDEFF
Frankfurter Sparkasse:
IBAN: DE71 5005 0201 0000 3515 55
BIC: HELADEF 1822