Print on Demand

"Selfpublishing ist professioneller denn je"

3. Juli 2025
Kai-Uwe Vogt

Books on Demand (BoD) gilt als Pionier der deutschen Selfpublishing-Szene – und hat in den vergangenen 25 Jahren die Infrastruktur für verlagsunabhängige Autor:innen aufgebaut. Im Gespräch erklärt Geschäftsführer Marko Kuck, wie BoD sich heute zwischen Bestsellerambitionen und dem kreativen Anspruch einer neuen Autor:innengeneration positioniert.

Marko Kuck

Marko Kuck ist seit Juli 2022 Geschäftsführer bei Books on ­Demand. Der promovierte Diplom-­Kaufmann war für Verlage, als Moderator und Redakteur bei verschiedenen Hörfunksendern tätig

BoD ist seit 25 Jahren am Markt, Sie haben den Markt für Selfpublishing mitaufgebaut. Wie groß ist Ihr Titelkatalog heute?

Marko Kuck: Die Zahl der Titel ist über die Jahre stetig gewachsen. Aktuell arbeiten wir mit über 70.000 Autor:innen zusammen und verzeichnen rund 140.000 Printtitel – zahlreiche E-Books kommen obendrauf. Das zeigt, wie lebendig und breit das Selfpublishing mittlerweile aufgestellt ist. 

Das umfasst aber noch gar nicht die Verlagskundschaft, oder?

Marko Kuck: Nein, wir halten als Dienstleister ja auch die Backlist vieler Verlage lieferbar. Das ist ein großes Volumen. Insgesamt sprechen wir von etwa fünf Millionen Titeln, die über BoD produziert werden. Wir arbeiten also in beiden Welten. 

In welchen Ländern ist BoD derzeit aktiv?

Marko Kuck: Wir sind inzwischen in neun Ländern vertreten – dazu gehören die nordischen Staaten Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, außerdem Frankreich, Spanien und natürlich die gesamte DACH-Region. 

Gedruckt wird aber in Deutschland?

Marko Kuck: In der Regel ja; in Einzelfällen aber auch lokal. 

Der Buchmarkt verändert sich: Die Auflagen sinken, der Fokus liegt immer stärker auf dem Bestsellergeschäft. Erleben Sie das im Selfpublishing ähnlich?

Marko Kuck: Wir beobachten ähnliche Tendenzen – aber mit einer Besonderheit: Neben den professionellen, kommerziell sehr erfolgreichen Autor:innen gibt es noch immer eine große Gruppe, für die der Bucherfolg gar nicht oder nicht allein in Verkaufszahlen liegt. Es geht oft um persönliche Anliegen, regionale Themen oder biografische Projekte. Genau in dieser Vielfalt liegt ja auch ein großer Wert des Selfpublishings. 

Aber es gibt auch kommerziell extrem erfolgreiche Bestsellerautor:innen. Stehen diese auch – ähnlich wie in Verlagen – auch für einen Löwenanteil der Umsätze?

Marko Kuck: Absolut richtig. Einige Selfpublisher:innen generieren hohe Verkaufszahlen und erreichen die "Spiegel"-Bestsellerlisten. Oft bauen sie sehr professionell eigene Communities auf. Ein Beispiel ist J.G. Rose. Diese Autor:innen wissen genau, wie sie ihr Marketing gestalten – und sie erwarten von uns im Gegenzug eine professionelle Unterstützung. Die Nachfrage nach diesen strategischen Dienstleistungen ist in den vergangenen Jahren generell sehr stark gestiegen. 

Welche konkreten Angebote machen Sie diesen Autor:innen?

Marko Kuck: Unser Portfolio reicht vom Schreibcoaching über Plot-Gutachten bis zur Covergestaltung, auch ein professioneller Textsatz ist buchbar und natürlich diverse Marketingservices. Newcomer:innen bieten wir ebenfalls gezielte Unterstützung – sei es mit Schreibsoftware oder Tools für den Einstieg. Klar ist: Der Anspruch der Selfpublisher:innen wächst. Vor diesem Hintergrund ist auch der von uns initiierte Preis "Buchcoach des Jahres" zu sehen, der dieses Jahr in die zweite Runde geht.  

Auch das Thema Hörbuch ist stark im Kommen. Wie positioniert sich BoD dort?

Marko Kuck: Seit rund zwei Jahren bieten wir die Produktion und Veröffentlichung von Hörbüchern an. Autor:innen können aus einem Pool von etwa 50 professionellen Sprecher:innen wählen. Die Hörbücher werden vollständig menschlich eingesprochen. Gleichzeitig beobachten wir Entwicklungen im Bereich KI – auch da experimentieren wir, vor allem unter dem Aspekt der Kostensenkung. 

Die Qualität gedruckter Bücher im Selfpublishing ist heute sehr hoch – auf der Leipziger Buchmesse haben Sie Bücher mit Veredelungen und Farbschnitt präsentiert. Das war nicht immer so ..

Marko Kuck: Das stimmt. Durch Investitionen in neue Drucktechnologien – insbesondere in Bad Hersfeld – haben wir Qualität und Produktionsgeschwindigkeit massiv verbessert. Die verwendeten Maschinen sowohl im Inkjet-Bereich als auch im Offsetdruck sind dieselben wie in der klassischen Verlagsproduktion. Es gibt heute keinen qualitativen Unterschied mehr zwischen Verlags- und Selfpublishing-Titeln und wir profitieren zur Nähe zu unserer Schwesterfirma Libri. 

Selfpublishing heute: Auch Farbschnitte und Veredelungen sind möglich

Früher war gerne von "hybriden Autor:innen" die Rede – wie ist das heute?

Marko Kuck: Die gibt es noch immer. Viele Autor:innen treffen projektbezogene Entscheidungen: Ein Titel erscheint im Verlag, ein anderer im Selfpublishing. Beides hat Vor- und Nachteile. Es geht um die beste Lösung für das jeweilige Buch. Faktoren wie Timing, kreative Kontrolle - und ja: auch die Einnahmen - spielen eine Rolle. Selfpublishing bietet im Prozess mehr Freiheit, für viele Autor:innen ist das ein großer Anreiz! 

Ein neuer Trend ist, dass erfolgreiche Autor:innen eigene Verlage gründen. Was bedeutet das eigentlich für BoD?

Marko Kuck: Das ist ein wachsendes Phänomen. Diese Autor:innen denken unternehmerisch, möchten aber oft weiterhin auf bewährte Partner zurückgreifen – etwa für Produktion oder Distribution. Wir unterstützen auch solche Verlagsgründungen. Gleichzeitig sehen wir viele Autor:innen, die sich dann doch lieber aufs Schreiben konzentrieren und gezielt Partner für die anderen Arbeitsschritte suchen. Sie scheuen das finanzielle Risiko – denn so eine Gründung ist sehr herausfordernd und ein großer Schritt, den man sich gut überlegen sollte. 

Selfpublishing gilt als Inkubator für Trends: New Adult, queere Literatur, Sachbücher. Warum ist das eigentlich so?

Marko Kuck: Weil Selfpublishing schneller und freier ist. Autor:innen brauchen keinen Verlag, um ein Thema zu setzen, sie müssen nicht auf einen Platz im Programm warten. Viele veröffentlichen aus Expertise heraus – insbesondere im Sachbuchbereich. Und sie tun das mitunter auch, ohne nach Marktchancen zu fragen. Das macht Selfpublishing zu einem echten Innovationsmotor. 

BoD hat sich lange eher als technischer Dienstleister verstanden. Sie haben angedeutet: Da hat sich etwas verändert. Wie gehen Sie heute mit der kreativen Seite des Schreibens um?

Marko Kuck: Wir haben erkannt, wie wichtig es ist, Menschen auf ihrem gesamten Weg zu begleiten. In einer Umfrage zeigt sich: Rund die Hälfte der Deutschen träumt davon, ein Buch zu schreiben. Das sind Millionen Menschen – mehr als Fußballspieler:innen in Sportvereinen! Diese Vielfalt und Motivation ernst zu nehmen, ist unser Ansatz. Wir beobachten etwa einen starken Zulauf bei jungen Leser:innen – besonders durch Formate wie New Adult. Gleichzeitig erleben wir eine Generation 60+, die gebildet, finanziell unabhängig und schreibfreudig ist. Uns hier richtig zu positionieren, fordert uns als Plattform heraus. 

Über BoD (Books on demand)

  • BoD ist Pionier und seit 25 Jahren Marktführer im Selfpublishing
  • 70.000 Autor:innen haben rund 140.000 Printtitel veröffentlicht (E-Books kommen obendrauf) 
  • Als Verlagsdienstleister hält BoD rund 5 Mio. Backlist-Titel verfügbar
  • BoD ist in 9 Ländern vertreten: Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Frankreich, Spanien und der gesamten DACH-Region