Interview mit den Vorsteherkandidaten Stefan Könemann und Sebastian Guggolz

Oft sind sie sich einig – manchmal aber auch nicht

9. September 2025
Sabine Cronau

Wer wird Vorsteher des Börsenvereins? Verleger Sebastian Guggolz und Zwischenbuchhändler Stefan Könemann stellen sich zur Wahl – und sprechen hier über Herzensthemen, dicke Bretter und Solidarität.

Stefan Könemann und Sebastian Guggolz, Vorsteherkandidaten 2025

Die Kandidaten Stefan Könemann und Sebastian Guggolz

Die Kandidaten

Stefan Könemann

Der Zwischenbuchhändler arbeitete nach dem Jurastudium als Journalist, bis er ins familieneigene Barsortiment Könemann einstieg. Im Börsenverein engagiert er sich seit Jahren, etwa von 2004 bis 2011 als Vorsitzender des damaligen Landesverbands NRW, von 2005 bis 2010 im Aufsichtsrat der Wirtschaftsbetriebe (BBG), von 2012 bis 2018 als Vorsitzender im Ausschuss für den Zwischen­buchhandel und im Stiftungsrat des Friedenspreises.

Ich bin schon in viele Ämter gewählt worden und finde es völlig in Ordnung, gegeneinander anzutreten und dabei auch mal zu verlieren.

Stefan Könemann
Sebastian Guggolz

Der Berliner Verleger hat Kunstgeschichte, Germanistik und Volkskunde studiert und war danach Lektor bei Matthes & Seitz Berlin. 2014 hat er den Guggolz Verlag gegründet. Seit 2022 ist er auch verantwortlich für die Klassiker bei S.Fischer. Sebastian Guggolz engagiert sich als Sprecher beim Kuratorium des Deutschen Literaturfonds und hat viel­fältige Jury-­Erfahrung, etwa als Verantwortlicher für den Italo-Svevo-Preis.

Im Zusammenhang mit unserer Kandidatur fällt ja ab und an auch der Begriff Wahlkampf. Das finde ich seltsam, das hat so was Konfrontatives.

Sebastian Guggolz

Kannten Sie beide sich persönlich, bevor Sie von der Vorsteherkandidatur des anderen erfahren haben?

Stefan Könemann: Nein, wir kannten uns vorher nicht persönlich und sind uns zum ersten Mal Ende April beim Jubiläumsabend des Börsenvereins in Leipzig begegnet. Wir haben nett geplaudert, uns beschnuppert, uns gegenseitig sympathisch gefunden – und sind dann wieder unserer Wege gegangen.

Sebastian Guggolz: Vorher hatten sich unsere Wege in der Tat noch nicht gekreuzt. Eigentlich erstaunlich, weil wir ja beide schon lange in der Branche sind.

Miteinander um ein Ehrenamt zu konkurrieren – ist das eine schwierige Situation? Einer von Ihnen beiden wird zwangsläufig verlieren…

Stefan Könemann: Nein. Ich bin schon in viele Ämter gewählt worden und finde es völlig in Ordnung, gegeneinander anzutreten und dabei auch mal zu verlieren.

Sebastian Guggolz: Im Zusammenhang mit unserer Kandidatur fällt ja ab und an auch der Begriff Wahlkampf. Das finde ich seltsam, das hat so was Konfrontatives. Es ist aber doch ein gutes Zeichen, wenn die Mitglieder wirklich eine Wahl haben und es mehrere Optionen für die Besetzung der Vorstandspositionen im Verband gibt.

Wenn Sie nicht gewählt werden: Engagieren Sie sich dann weiter im Verband? Oder gilt hopp oder top?

Sebastian Guggolz: Mein Engagement für die Branche, für ihre Bücher und Themen ist nicht an einen Wahlsieg geknüpft. Ich habe bisher keine Gremien-Erfahrung im Börsenverein, kann mir aber vorstellen, auch ein anderes Ehrenamt zu übernehmen. Mich beleidigt zurückzuziehen – das ist jedenfalls nicht mein Stil.

Stefan Könemann: Seitdem ich in der Branche bin, bin ich auch im Börsenverein aktiv. Und solange ich Branche bin, werde ich das auch bleiben.

Stefan Könemann

Stefan Könemann

Pro Jahrhundert Börsenverein wäre ein Zwischenbuchhändler als Vorsteher schon ganz schön.

Stefan Könemann, Barsortiment Könemann, Hagen

Der letzte Vorsteher aus dem Zwischenbuchhandel war Gerhard Kurtze, von 1992 bis 1998 im Amt. Ist es mal wieder Zeit für einen Logistiker an der Verbandsspitze, Herr Könemann?

Stefan Könemann: Unbedingt! Pro Jahrhundert Börsenverein wäre ein Zwischenbuchhändler im Vorsteheramt schon ganz schön. Aber im Ernst: Die Stärke unseres Verbands liegt darin, dass er alle drei Sparten einbindet und sie diesen Verband auch abwechselnd repräsentieren. In den vergangenen sechs Jahren stand mit Karin Schmidt-Friderichs eine unabhängige Verlegerin an der Spitze. Deshalb wäre es sinnvoll, den Stab jetzt an den Zwischenbuchhandel weiterzureichen – zumal es gerade in der Logistik viele drängende Themen gibt; von den steigenden Transportkosten über die Zukunftsfähigkeit der Bücherwagendienste bis zur Zahlungsmoral in der Branche. Nicht zuletzt: Ebenso wichtig wie das Amt des Vorstehers ist das des Schatzmeisters, für das es zwei Kandidat:innen aus der Verlagssparte gibt. Mit mir als Vorsteher wird diese Doppelspitze ausgewogen besetzt sein. 
 

Wenn Sie gewählt würden, Herr Guggolz, dann würden Sie als unabhängiger ­Verleger auf eine unabhängige Verlegerin folgen … Was spricht dafür?

Sebastian Guggolz: Die Positionen des Vorstehers würde ich niemals isoliert betrachten. Denn er steht ja einem Vorstand vor, in dem alle drei Sparten nach einem festgeschriebenen Schlüssel vertreten sind. Und die Problemlage in der Logistik, die Herr Könemann völlig richtig beschreibt, treibt uns alle täglich um – insbesondere aber die unabhängigen Verlage und Buchhandlungen.

Sie sind Verleger des Berliner Guggolz Verlags – betreuen aber auch die ­Klassiker bei S. Fischer. Sehen Sie sich als Independent Publisher oder eher als Konzernvertreter?

Sebastian Guggolz: Ich kandidiere als Verleger des Guggolz-Verlags für das Vorsteheramt, denn als dieser bin ich Mitglied im Börsenverein. Die Indie-Welt ist meine Heimat. Aber natürlich prägt die Doppelfunktion in meinem Berufsalltag auch meinen Blick auf die Branche. Ich verbinde das Kleine und das Große, das Unabhängige und das Konzerngebundene und decke das Spektrum der Branche damit gut ab. Die Vielfalt ist das große Pfund, mit dem unsere Branche wuchern kann. Und dafür stehe ich mit meinem Lebenslauf und meinem Know-how.
 

Sebastian Guggolz

Sebastian Guggolz

Die Indie-Welt ist meine Heimat – und Vielfalt das große Pfund unserer Branche.

Sebastian Guggolz, Guggolz Verlag, Berlin

Was wäre Ihr Herzensthema als Vorsteher – die strukturelle Förderung für Indie-­Verlage, die schon lange gefordert wird?

Sebastian Guggolz: Das ist mein großes Anliegen! Die finanzielle Situation ist für viele ­unabhängige Verlage sehr, sehr schwierig geworden. Darauf müssen wir eine Antwort finden. Das gilt im Übrigen ebenso für den unabhängigen Buchhandel.

Stefan Könemann: Die Analyse der Ist-Situation teile ich mit Herrn Guggolz: Der wirtschaftliche Druck auf die Mitgliedsunternehmen ist enorm, viele kratzen am Existenzminimum. Das ist eine brandgefährliche Situ­ation für die ganze Branche. Allerdings bin ich kein großer Fan von der Subvention einzelner Firmen. Denn der politische Wind kann sich schnell drehen. Wir sollten uns nicht von der jeweiligen Regierung abhängig machen. Denn es kann sein, dass sie eines Tages eben nicht das fördert, was wir für gut und richtig halten – sondern genau das Gegenteil.

Was wäre denn Ihr Ansatz, um Druck vom Kessel zu nehmen?

Stefan Könemann: Wir sollten die Lobbyarbeit intensivieren und Allianzen mit anderen Wirtschaftsverbänden schmieden, um die Last aus Mautgebühren, Steuern und bürokratischen Auflagen zu senken. Mit der Forderung nach einer strukturellen Verlagsförderung stehen wir allein auf weiter Flur, aber bei anderen Vorgaben des Gesetz­gebers können wir uns Verbündete suchen. Das gilt auch für den KI-Raubzug der Big-Tech-Konzerne, der ja die gesamte Kreativbranche bedroht. 
 

Also ein Nein zur strukturellen Verlagsförderung?

Stefan Könemann: Natürlich würde ich mich nicht dagegen sperren, wenn die Verlage und Vorstandskollegen einen solchen Schritt für sinnvoll halten. Aber wenn ich frei wählen kann, würde ich mich für intensive Lobbyarbeit und strategische Allianzen entscheiden.

Sebastian Guggolz: Aber die Gefahr politischer Einflussnahme besteht doch letztlich bei jeder Form der staatlichen Unterstützung! Auch beim Deutschen Verlagspreis und beim Deutschen Buchhandlungspreis. Es kommt darauf an, wie die strukturelle Verlagsförderung ausgestaltet wird. In der Schweiz und in Österreich gibt es schon entsprechende Modelle. Das zeigt erstens, dass die Forderung nicht abstrus ist – und zweitens, dass wir als deutsche Buchbranche nachziehen sollten, um keinen Wettbewerbsnachteil zu haben.

Stefan Könemann: Sehen Sie denn einen solchen Wettbewerbsnachteil?

Sebastian Guggolz: Oh ja, durchaus! In Österreich etwa sind die staatlichen Gelder für Verlage an die Förderung des nationalen literarischen Nachwuchses geknüpft. Deshalb gibt es dort eine lebendige junge Szene mit vielen Debüts. Deutsche Verlage und Autoren haben es hier deutlich schwerer, weil sie nicht entsprechend unterstützt werden.  

Was ist Ihr Herzensthema, Herr Könemann? Die zukunftssichere Finanzierung der Bücherwagendienste?

Stefan Könemann: Als Unternehmer steht das Thema für mich natürlich ganz oben – aber ich weiß nicht, ob ich es als Vorsteher auf Platz 1 der Agenda setzen würde. Gelöst werden muss es auf einer anderen Ebene, nämlich in den Verlagen. Die Transportkosten kennen seit Jahrzehnten nur eine Richtung – nach oben. Ein Problem wird daraus vor allem deshalb, weil die Teuerungsraten lange Zeit nicht von steigenden Bücherpreisen abgefedert wurden. Die Verlage sind hier erst vor ein paar Jahren aufgewacht, als sie durch die steigenden Produktions- und Papierkosten selbst betroffen waren. Die Verlage müssen ihrer Verantwortung für alle Marktteilnehmer gerecht werden – dann ist die Finanzierung der Bücherwagendienste kein Thema.

Sehen Sie das auch so, Herr Guggolz?

Sebastian Guggolz: Bei der Anpassung der Bücherpreise an die Inflation wurde einiges verschlafen – da stimme ich Herrn Könemann zu. Doch auch wenn die Verlage für die Preisgestaltung verantwortlich sind, sträube ich mich dagegen, die Schuld nur einer einzelnen Sparte zuzuweisen. Dafür sind wir alle viel zu eng miteinander verflochten. Und gerade der Handel weiß, dass höhere Preise die Kunden auch verschrecken können.

Alle Bretter, die man bohren möchte, sind dick. Verbandsarbeit lebt vom Kompromiss.

 

Stefan Könemann

Sie sind schon lange im Börsenverein aktiv, Herr Könemann. Was war das wichtigste "Learning", das Sie aus dem Ehrenamt mitnehmen?

Stefan Könemann: Alle Bretter, die man bohren möchte, sind dick. Verbandsarbeit lebt vom Kompromiss. Ideen und Vorschläge müssen erst einmal intensiv und ausführlich diskutiert werden. Wenn der Vorstand dann eine klare Haltung dazu gefunden hat und mit einer Stimme spricht, sind die Mitglieder auch bereit, diesen Weg mitzugehen. Selbst wenn er, etwa beim Thema Finanzen, manchmal steinig ist. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

 

 

Sie haben zwar auch ehrenamtliche Erfahrung, aber nicht im Börsenverein, Herr Guggolz. Wie blicken Sie als "­normales" Mitglied auf den Verband?

Sebastian Guggolz: Was Herr Könemann zu Diskus­sionskultur und Kompromissfähigkeit gesagt hat, möchte ich unterstreichen. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Mitglieder eben nicht bei allen Themen ausreichend mitgedacht werden. Gerade aus dem unabhängigen Buchhandel höre ich, dass sich viele nicht verstanden fühlen. Da sehe ich eine große Aufgabe für die Zukunft. Begegnet Ihnen diese Unzufriedenheit eigentlich auch, Herr Könemann? 

Stefan Könemann: Ja, vielleicht sind es sogar dieselben Mitglieder, die sich damit an uns beide wenden. 

Mehr Beteiligung oder mehr Schlagkraft – manchmal hat man das Gefühl, dass sich der Börsenverein hier entscheiden muss. Braucht er eine andere Struktur?

Stefan Könemann: Jede Mitgliedsstimme hat in der Hauptversammlung das gleiche Gewicht, unabhängig von der Unternehmensgröße. Ein solches System hat den Nachteil, dass Abstimmungsprozesse länger dauern, Demokratie funktioniert nun mal langsamer als Diktatur. Aber die Vorteile überwiegen auf meiner Sicht. Die Struktur aus Bundes- und Landesverband sowie aus Haupt- und Ehrenamt hat ihre Berechtigung und bildet die Komplexität der Branche ab. Auch wenn man sie sicher straffen und verbessern kann. 

Sebastian Guggolz: Über Optimierungen sollte man immer nachdenken dürfen. Aber die gewachsene Doppelstruktur ist auch aus meiner Sicht klug und erhaltenswert. Sie ist ja genau dafür da, die Mitglieder einzubinden. Die Landesverbände sind die erste, hürdenarme Anlaufstelle vor Ort. Und die ehrenamtlich Aktiven bringen ihr Praxiswissen aus dem Unternehmensalltag in den Verband ein – zusammen mit dem Hauptamt eigentlich eine unschlagbare Kombination. Selbst wenn es manchmal knirscht: Der interne Ausgleich der Interessen macht uns nach außen stark. 

Trotzdem fühlt sich manch unabhängige Buchhandlungen offenbar nicht gesehen. Woher kommt diese Unzufriedenheit?

Stefan Könemann: Ein Dreh- und Angelpunkt ist sicher die schlechte Ertragslage. Wer gute Umsätze und Gewinne einfährt, ist deutlich gnädiger in der Beurteilung des eigenen Branchenverbands. Hinzu kommt: Engagement kostet Zeit und Geld. Und wer wirtschaftlich unter Druck steht, hat weder Muße noch Lust, sich mit Verbandsthemen auseinanderzusetzen. Das ist zwar verständlich, aber so wie der Verband eine Bringschuld bei Informationen hat, hat jedes Mitglied auch eine Holschuld in der Form, ab und zu mal einen Blick in das Börsenblatt oder den Newsletter zu werfen.

Sebastian Guggolz: Eine gewisse Unzufriedenheit kann ich trotzdem nachvollziehen. Nehmen Sie den Jubiläumskongress "Neue Kapitel" in Berlin: Teile der Branche haben sich bei der Veranstaltung zum 200. Geburtstag des Börsenvereins ausgeschlossen gefühlt – weil der Termin unter der Woche stattfand und die Teilnahmegebühr nicht gerade niedrig war. So schön der Kongress auch war: Wäre ein großes Fest, bei dem explizit alle Mitglieder willkommen geheißen werden, nicht besser gewesen? Gerade kleinere Mitglieder fragen sich, was der Verband noch mit ihnen zu tun hat – und diese Zweifel kann ich verstehen.

Stefan Könemann: Ich muss sagen - beim Kongress teile ich diese Kritik. Auch wenn ich keine Patentlösung dafür habe, wie man es hinbekommt, dass sich alle mitgenommen fühlen. Dies wird sicherlich ein kontinuirlicher Prozess sein. Sicher ist, dass wir Formate finden müssen, um die Erwartungen der Mitglieder an den Verband präziser herauszufinden.

Eine Art 'zuversichtliche Solidarität' zu schaffen - das wäre mein Ziel als Vorsteher.

Sebastian Guggolz

Sie sind beide auch Unternehmer. Was braucht die Branche im Moment besonders dringend von ihrer Interessenvertretung?

Sebastian Guggolz: Zuversicht, Tatkraft und Optimismus. Viele Unternehmen stehen derzeit vor der Nachfolgefrage. Die Generation, die jetzt aufhört, ist oft enttäuscht, weil sich die Hoffnungen, die sie in Rente und Ruhestand gesetzt hat, nicht erfüllen. Buchbranche und Börsenverein brauchen deshalb dringend eine Verjüngungskur und passgenaue Konzepte für nachrückende Generationen. Und wir brauchen Solidarität. Denn der Ausgleich der Interessen zwischen den Sparten, zwischen großen und kleinen Mitgliedern, zwischen Jung und Alt gelingt nur mit einer solidarischen Grundhaltung. Um es auf den Punkt zu bringen: Eine Art "zuversichtliche Solidarität" zu schaffen – das wäre mein Ziel als Vorsteher.

Stefan Könemann: Wir müssen die jüngeren Unternehmen, die noch keine Mitglieder sind, für den Börsenverein gewinnen: Da sind wir uns sehr einig.  Wir müssen aber auch unsere Kernkompetenz stärken, die in der Kombination von Wirtschaft und Kultur liegt. Das bedeutet: Der Verband muss sich um die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fürs Buch kümmern, aber gleichzeitig längerfristig denken und gesellschaftliche Themen wie Leseförderung vorantreiben.

Apropos Verjüngung: Das Buch ist schon oft totgesagt worden – den aktuellen Hype um Farbschnitte, romantische Geschichten und das haptische Buch dagegen hat niemand prognostiziert. Ist die Branche nicht selbstbewusst genug oder woran liegt‘s?

Stefan Könemann: Ich will nicht sagen, dass wir uns immer klein machen, aber wir sollten sicher mit einem größeren Selbstbewusstsein auftreten. Wir sind eine außerordentliche Branche, wir leisten Einzigartiges für die Gesellschaft. Denken Sie an das kulturelle Engagement der Buchhandlungen, an die Programmvielfalt der Verlage. Das bietet keine andere Branche – erst recht nicht in einer angespannten wirtschaftlichen Situation.

Sebastian Guggolz: Die Unberechenbarkeit des Buchgeschäfts sehe ich auch eher als Pluspunkt. Neue Impulse kommen oft aus einer Richtung, mit der keiner gerechnet hat – das belegt der New-Adult-Boom ja aufs Schönste. Unsere Aufgabe ist es jetzt, diesen jungen Menschen zu zeigen, dass die Welt der Bücher noch mehr zu bieten hat als bunte Farbschnitte und Liebesgeschichten mit Happy End.

Wenn Sie am 30. September gewählt werden, touren Sie mit der amtierenden Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs über die Frankfurter Buchmesse, um ihr bei all ihren Terminen über die Schulter zu schauen. Worauf würden Sie sich dabei besonders freuen?

Sebastian Guggolz: Es gibt viele herausragende Termine wie die Verleihung des Deutschen Buchpreises am Montag, die Messe-Eröffnung am Dienstag oder den Friedenspreis-Festakt am Sonntag. Wenn ich gewählt werden sollte und Karin Schmidt-Friderichs über die Messe begleite, dann wäre aber wohl der Blick auf das große Ganze mein persönliches Highlight - der lange Spaziergang durch die Messehallen, den ich mir – nach gut 20 Messejahren, die ich immer fast nur an einem Verlagsstand verbracht habe – gerade so idyllisch ausmale, der aber vermutlich eher ein Marathonlauf ist.

Stefan Könemann: Ich habe auf der Messe schon viele Rundgänge und Termine für den Börsenverein absolviert, deshalb wäre ich darauf nicht ganz so neugierig. Aber wenn wir den Bundeskanzler und den Bundespräsidenten gleichzeitig auf der Buchmesse begrüßen könnten – das wäre für mich ein großartiger Termin, um Karin Schmidt-Friderichs dabei über die Schulter zu blicken. Ob es jemals dazu kommen wird, weiß niemand. Aber man kann ja mal träumen und versuchen diese Träume wahrwerden zu lassen Das ist wieder eines von diesen dicken Brettern. Geduld und Ausdauer gehören aber zu meinen Stärken.

DIE KANDIDATEN KENNENLERNEN:

  • Nicht nur für das Vorsteheramt, sondern auch für die weiteren Positionen im Vorstand gibt es mehrere Optionen. Gewählt wird bei einer digitalen Hauptversammlung am 30. September.
  • Am 11. September von 9 bis ca. 10.30 Uhr lädt der Börsenverein zur virtuellen Vorstellungsrunde ein. 
  • Online ist die Wahlkabine bereits seit dem 2. September geöffnet. Alle Details und Anmeldelinks unter boersenverein.de/wahlen