Viele der bei dieser Kurzumfrage angerufenen Buchhändler:innen wollten sich zum Thema nicht namentlich äußern – zum einem, weil sie sich nach eigenem Bekunden inhaltlich noch nicht ausreichend damit auseinandergesetzt hatten, zum anderen, weil sie das zunehmend weiterreichende Thema der Political Correctness auch an ihre Grenzen bringe, wenn es zum Beispiel darum geht, bestimmte Titel zu bestellen. Dazu kommt nach Aussage der Buchhändler:innen eine allgemeine Angespanntheit in einer Zeit, "wo Bücher für manche Menschen zu Luxusartikeln werden" und aktuelle Themen wie der Shitstorm gegen die Bücher zum Winnetou-Film die Kaufmüdigkeit weiter antrieben.
Hier eine Auswahl von Stimmen zur Entscheidung von Ravensburger, die Titel zum Kinofilm "Der junge Häuptling Winnetou" zurückzuziehen::
Eisenbahn"
Keine Ahnung warum man das Themenfeld nicht von Beginn heute 60 Jahre später überlegter anging. Der Ravensburger Verlag ist doch vor allem für seine Gesellschaftsspiele bekannt. Jedenfalls finde ich es gut, dass man sich nicht alles kulturell aneignen kann und kommerziell verarbeiten. Geld verdienen braucht auch seine Grenzen. Wir haben dazu gelernt und Rassismus ist weiterhin keine Meinungsäußerung, von daher ist die freie Meinung als Grundrecht auch nicht in Gefahr, wenn man indigene Menschen nicht mehr beleidigen darf.
Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn die Mehrheit es toll findet. Und mal ehrlich: Schon Karl May war übel. Es wirft nicht wirklich ein gutes Licht auf die Deutschen, dass sie die Bücher von Karl May so toll fanden. Es passt aber gut. Da immer noch über 20 Prozent der Deutschen rassistisch motiviert sind und der Antisemitismus in diesem Land auch nicht ausstirbt. Ich frage mich ehrlich, bei all dem Geraunze über den positiven Schritt des Ravensburg-Verlags, was ist da los? Eine extreme reaktionäre Mehrheit scheint sich da aufzuregen. Sorry. Da gruselt es mich zunehmend und ich fürchte mich immer mehr vor so einer kleingeistigen Zukunft. Denn tatsächlich war der Schritt vom Ravensburgverlag eine große Geste. Und bedenkt man das Sündenregister des weißen Mannes, eine längst überfällige Geste. 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr, Gott, da gibt es wahrlich genug zu lesen und auch genug Schrott. Während viel großartige Literaturen keinen Verlag finden.