Hüthig Verlag

"Heute würde man von einem Start-up sprechen"

13. November 2025
Marcus Schuster

100 Jahre Hüthig Verlag: von einer Fachzeitschrift zur Holzbearbeitung zum Fachmedien-Multi. Ein Blick auf eine eindrucksvolle, thematisch und unternehmerisch weit verzweigte Firmengeschichte.

Hüthig Verlag, Fachmedien

Fachwissen ist heute gefragter denn je, ob in Printform – wie hier zur Informationssicherheit – oder als Webinar zum ­Personalmanagement

Hüthig feiert Jubiläum. Mit der Fachzeitschrift "Die Holzbearbeitungsmaschine" legt Alfred Hüthig 1925 in Heidelberg den Grundstein für seinen Verlag. Heute würde man von einem Start-up sprechen. Bis Kriegsbeginn folgen weitere branchenspezifische Publikationen. Wegen des Verbots "nicht kriegswichtiger Zeitschriften" wechselt er ab 1939 in die Belletristik, bis die aufstrebende Nachkriegswirtschaft wieder nach Fachwissen dürstet. Hüthig erkennt die Gunst der Stunde und kehrt 1947 mit der Zeitschrift "Der Eisenbahn-­Fachmann" in sein angestammtes Segment zurück. Gemeinsam mit dem späteren Chemie-Nobel­preisträger Hermann Staudinger ­gründet er 1952 die Zeitschrift "Makromolekulare Chemie".

Gemäß seiner unternehmerischen Maxime "Lieber in einem kleinen Markt ein Großer als in einem großen Markt ein Kleiner" ­entwickelt sich im Lauf der Jahre auch durch Zukäufe ein vielfältiges Verlagsprogramm mit zeitweise bis zu 70 Fachzeitschriften und über 3.000 Buchtiteln.

Heute ist der Name Hüthig thematisch und unternehmerisch weit verzweigt. Die Hüthig GmbH hat sich auf Elektrotechnik, Elektrohandwerk und den Beleuchtungsmarkt spezialisiert und gibt unter anderem die Zeitschrift "de – das elektrohandwerk" sowie Bücher zu Themen wie Photovoltaik ­sowie Elektromaschinen und Antriebe heraus. Die Kernzielgruppen der Hüthig Medien GmbH sind die produzierende Industrie und der Automotivemarkt. Die Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm schließlich ist ein Anbieter im Bereich Recht, Verwaltung und Steuern. Alle drei Unternehmen gehören zum Süddeutschen Verlag und wechselten jüngst durch den Umbau bei der Mutter­gesellschaft SWMH unter das Dach der Medien Union Ludwigshafen ("Rheinpfalz").

Fachwissen wird immer gebraucht, auch 100 Jahre nach Alfred Hüthigs Anfängen. Vor allem im Bereich Elektrotechnik und -handwerk, die stark durch Regulatorik und Normen geprägt sind. "Da gibt es einen kontinuierlichen Erneuerungsprozess", sagt Chefredakteur Andreas Stöcklhuber. "Und den Bedarf, das Juristendeutsch in die Praxis zu übersetzen." Das beschränkt sich längst nicht mehr auf Literatur. Heute macht Hüthig sein Geschäft auch mit digitalen Inhalten, Webinaren und Veranstaltungen. "Das Veranstaltungsgeschäft wächst", sagt Stöcklhuber. "Aber in absoluten Zahlen hat es noch nicht die gleiche Dimension erreicht wie die Print- oder Digitalumsätze."